Die Evolution der Leidenschaft

Unser Lebenlang sind wir auf Suche nach unserer verwandten Seele. Der Ursprung von Lust, Verliebtheit und Bindung an einen anderen Menschen liegt in biologischen Programmen, die für das Feuer der Leidenschaft verantwortlich sind.

Der griechischen Mythologie nach hatte der Mensch vier Hände und vier Füße. Er war eine Art Hermaphrodit. Ein Wesen, das vor Kraft und Stärke nur so trotzte und sich selbst an die Götter wagte. Zeus kannte darauf hin keine Gnade und ließ die in seinen Augen von sich selbst überzeugten Wesen in der Mitte entzwei teilen. Daraufhin trat jede Hälfte mit sehnsüchtigem Verlangen an ihre andere Hälfte heran. Sie schlangen die Arme umeinander und hielten sich voller Sehnsucht umfasst. Seit dieser Zeit ist der Mensch nur eine „Halbmarke“, also unvollständig und sucht sein gesamtes Leben lang nach seiner besseren Hälfte. Eine sehr romantische Vorstellung, aber ist die Suche nach der anderen, zweiten Hälfte ein göttliches Verlangen?

Biologie statt göttliche Fügung

Die Zeit der Götter ist vorbei und mittlerweile wissen wir, dass nicht (nur) eine göttliche Fügung der Ursprung von Lust, Verliebtheit oder Bindung an einen anderen Menschen ist, sondern dass es immer biologische Programme sind, die für das Feuer der Leidenschaft verantwortlich sind. Denn der Mensch besitzt im Gegensatz zu anderen Lebewesen die Fähigkeit, über sich selbst nachdenken zu können und sein Leben in bestimmten Grenzen frei zu gestalten.

Mensch oder Tier

Dies beweist zum Beispiel die ungeheure Vielfalt seiner kulturellen Leistungen. Dass er damit jedoch auch einer großen Schutzlosigkeit ausgesetzt ist, wird an seiner globalen Selbstgefährdung erkennbar. Aber neben all diesen Faktoren, ist der Mensch eben auch ein biologisches Wesen. Er kultiviert alle naturhaften Bereiche seines Verhaltens und setzt sich genau dadurch vom Tier ab.

Der Mensch als biologischer Künstler

Dass ihn gerade der sexuelle Bereich zu den differenziertesten künstlerischen Äußerung bewegt, erklärt sich aus der sehr wichtigen partnerbindenden Funktion des Geschlechtlichen, die beim Menschen im Idealfall zu einer lebenslangen Gemeinschaft verknüpfen soll. Diese Notwendigkeit ergibt sich aus der langsamen Entwicklung des Kindes. Bereits in der ersten Phase der Paarbildung wird deutlich, dass der Mensch auf Dauerpartnerschaft angelegt ist.

Faktoren für die Paarbindung

Es gab jedoch noch einen zusätzlichen Faktor, der dafür sorgte, dass die Paarbindung anhielt. Sie sollte lange genug bestehen, um die Familie ernähren zu können. Einmal verliebt, musste der Mensch also verliebt bleiben. Das wiederum konnte gesichert werden durch eine verlängerte, erregende Werbung. Aber es war noch etwas mehr nötig. Die zugleich simpelste und am ehesten zum Ziel führende Methode war es, den Austausch von Sexualhandlungen innerhalb des Paares zu steigern und lohnender werden zu lassen. Wie wurde dies erreicht? Betrachtet man das heutige Sexualverhalten des Menschen, erkennt man, wie Sexualhandlungen Gestalt angenommen haben.

Erregung auch außerhalb der fruchtbaren Tage

Die Frau ist während des gesamten Monatszyklus sexuell erregt und bereit, obwohl innerhalb dieses Zyklus nach der Ovulation eine reife befruchtungsfähige Eizelle immer nur für Tage zu verfügen steht, so dass eine Befruchtung außerhalb dieser Zeit keinerlei Funktion für die Fortpflanzung hat. Die Begattung außerhalb der fruchtbaren Tage dient dem Menschen also offensichtlich nicht zum Zeugen von Nachwuchs, sondern soll die Paarbindung vertiefen und den Partnern wechselseitige Lust verschaffen. Dadurch wird sichtbar, dass die ständige Fähigkeit zum Bereitschaft der sexuellen Vereinigung in der Paarbindung kein dekadent überzüchteter Auswuchs unserer modernen Zivilisation ist, sondern eine biologisch fundierte und stammesgeschichtlich, tiefverwurzelte Eigenheit unserer Art ist.

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