Die interzellulären Hornschicht-Lipide der Haut

Das Stratum corneum enthält Ceramide, Cholesterin und Fettsäuren. Der Mörtel des Ziegelstein-Mörtel-Modells unserer Hornschicht besteht aus einem komplexen Fettstoff-Gemisch: aus Ceramiden, Cholesterin-Derivaten & freien Fettsäuren.

Nur etwa 10 bis 15 Mikrometer dünn ist die Hornschicht unserer Haut, die äußerste Schutzschicht unseres Körpers. Legen wir uns gemütlich auf die faule Haut, liegen wir keineswegs auf einer faulen Haut, denn unsere Haut ist ein komplexes und sehr dynamisches Gebilde. Ständig werden in der Basalschicht aus Stammzellen neue hornbildende Epithelzellen gebildet, die Keratinozyten. Die Keratinozyten wandern dann innerhalb von etwa zwei bis vier Wochen durch die einzelnen Schichten der Epidermis und bilden sich zu den toten Hornzellen unserer Hornschicht um, sie differenzieren sich. In der Körnerschicht der Epidermis bilden die Keratinozyten dabei den Mörtel für das Ziegelstein-Mörtel-Modell unserer Hornschicht.

Der natürliche Feuchthaltefaktor NMF: Die Körnerschicht bildet auch Protein-Körnchen

Die Körnerschicht oder Stratum granulosum wird aus einer etwa ein bis fünf Lagen starken Zellschicht gebildet. Die Keratinozyten sind in der Körnerschicht mittlerweile stark abgeflacht und zeichnen sich im Zellinnern durch so genannte Keratohyalingranula aus. Diese sind nicht von einer Membran umschlossen und bestehen aus einem Gemisch verschiedener Proteine. Hierbei spielt das aus Pro-Filaggrin gebildete Protein Filaggrin zum Beispiel eine wichtige Rolle bei der Neurodermitis, wenn die Produktion des natürlichen Feuchthaltefaktors NMF (Natural Moisturizing Factor) gestört ist und somit die Hautbarriere der Hornschicht ins Ungleichgewicht gekommen ist.

Körnerschicht: Die Keratinozyten verschießen ihre letzten Lipid-Körner

Die für die Lipidbildung des Mörtels wichtigen Granula oder Körner sind dagegen von einer Membran umschlossen: Man nennt sie Lamellar-Körperchen, man kann sie aber auch nach einem Forscher als „Odland bodies“ bezeichnen. Hier entsteht der zementartige Mörtel der Lipidsubstanz unserer Hornschicht, an der Übergangsschicht zwischen der Körnerschicht und der Hornschicht werden sie per Exozytose in den Interzellularraum zwischen den Corneozyten entlassen. Hier verschießen die Keratinozyten also ihre letzten Körner, Körner aus Ceramiden, Cholesterin-Derivaten, Fettsäuren und anderen Lipiden – sie machen etwa 15 Prozent des Trockengewichtes der Hornschicht aus.

Ceramide der Hornschicht: Sphingosinmoleküle mit Fettsäureanteil

Vor über 30 Jahren entdeckten der amerikanische Dermataloge Peter M. Elias und sein Dermatalogen-Freund D. S. Friend in so genannten Gefrierschnitten der Hornschicht Lipidlamellen, Lamellen aus hydrophoben Fettstoffen, die den Interzellularraum der Hornschicht wasserdicht abschotten. Heute weiß man, dass etwa die Hälfte dieser Lipide aus Ceramiden besteht, die zur Lipid-Gruppe der Sphingolipide gehören und wichtige Bestandteile unserer Zellmembranen sind. Namensgeber der Sphingolipide ist der ungesättigte Aminoalkohol Sphingosin, er trägt am Ende einer Kette aus 18 Kohlenstoffatomen eine Aminogruppe (-NH2) mit einem Stickstoffatom und zwei Hydroxylgruppen (-OH).

Die Omega-6-Fettsäure Linolsäure ist im wichtigsten Ceramid 1 enthalten

Von den bisher neun bekannten Ceramid-Unterklassen der Hornschicht ist in den Lipidlamellen besonders das Ceramid 1 wichtig. Hier ist die ungesättigte Omega-6-Fettsäure Linolsäure mit dem Sphingosinrest über eine Amidbindung verbunden. Einige hochwertige kosmetische Pflanzenöle für die Hautpflege wie das Arganöl, Feigenkaktusöl oder Traubenkernöl enthalten bis zu 70 Prozent der physiologischen Linolsäure. Ohne die essentielle Linolsäure kann die Hautbarriere gestört sein und die Haut schuppig und trocken werden.

Cholesterin ist das häufigste Sterin der Hornhaut

Pflanzenöle enthalten auch in geringen Mengen Cholesterin, dagegen enthalten die Hornhaut-Lipide etwa 25 Prozent Cholesterin-Derivate. Den Löwenanteil macht dabei normales Cholesterin aus, jedoch wird auch von Enzymen in der Hornschicht Cholesterin-Sulfat gebildet, welches bei verschiedenen Störungen der Hautbarriere eine Rolle spielt. Zusätzlich treten noch verschiedene Esterverbindungen des Cholesterins auf.

Die Hornschicht enthält freie Fettsäuren

Die freien Fettsäuren der Hornschicht bestehen aus überwiegend geradkettigen ungesättigten Fettsäuren mit einer Kettenlänge von 14 bis 28 Kohlenstoff-Atomen. Sie machen etwa 10 bis 15 Prozent des Lipidanteils der Hornschicht aus. Sie werden zum Beispiel aus Phospholipiden gebildet, die von den Lamellar-Körperchen in den Interzellularraum abgegeben wurden. Die Enzymklasse der Phospholipasen kann diese Phospholipide zu freien Fettsäuren umbauen. Freie Fettsäuren spielen bei der Einstellung des physiologischen pH-Wertes des Säureschutzmantels der Haut eine Rolle.

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