E 5 – E 10 – Ist die Produktion von Biosprit ökologisch sinnvoll?

Die Einführung des Bio-Kraftstoffs E 10 hatte nicht den gewünschten Erfolg. Der neue Kraftstoff wird von den Autofahrern sogar weitgehend gemieden.

Die Einführung des mit einem höheren Anteil von Bioethanol versetzten Kraftstoffs stützt sich sich auf die Richtlinie 2009/30EG vom 23. April 2009 zur Änderung der EU-Kraftstoffrichtlinie 98/70EG. Sie hat zum Ziel, das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl oder Erdgas anfallende Kohlendioxid durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe zu reduzieren. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Pflanze während ihres Wachstums genauso viel Kohlendioxid aufnimmt, wie anschließend bei der Verbrennung im Automotor wieder frei wird. Beim Anbau, bei der Ernte und bei der Verarbeitung der nachwachsenden Rohstoffe, (Weizen, Rüben, Mais) zu Bioethanol werden jedoch auch fossile Energieträger verbraucht. Der Kohlendioxid-Kreislauf ist also noch nicht geschlossen. Abhängig vom jeweiligen Standpunkt gibt es deshalb große Differenzen bei der Bewertung dieses Sachverhalts.

Was bedeuten die Bezeichnungen E 5 und E 10 und weshalb sind viele Autobesitzer noch skeptisch?

Bislang war nur der sogenannte E 5-Kraftstoff im Handel. Er enthielt lediglich 5 % Bioethanol. Der E 10-Kraftstoff enthält den doppelten Anteil, also 10 % Ethanol. Der höhere Ethanolgehalt des neuen Kraftstoffs E 10 kann jedoch dazu führen, dass Metallteile, (Aluminium) in den Motoren durch die sogenannte Ethanolat-Korrosion angegriffen werden. Hat sie erst einmal begonnen, ist sie nicht mehr zu stoppen, sodass der Motor bereits durch einmalige Verwendung von E 10 irreparabel beschädigt werden kann. Auch Dichtungsmassen und Schläuche könnten zerstört werden. Das gilt zwar nur für einen Teil und ausschließlich für ältere Kraftfahrzeuge, doch die Masse der Autobesitzer wird dadurch verunsichert. Weil darüber hinaus auch noch der Energiegehalt des beigemischten Bioalkohols geringer ist als der des Kraftstoffs, der aus Mineralöl gewonnen ist, steigt der Benzinverbrauch geringfügig an. Die Schätzungen bewegen sich in dem Rahmen zwischen 1,9 % und 5 % Mehrverbrauch. Viele Autofahrer fragen sich deshalb, ob sie den neuen Biokraftstoff überhaupt in den Tank ihres Kraftfahrzeugs füllen sollen.

Ist die Verwendung von Bioethanol als Kraftstoffzusatz ökologisch sinnvoll?

Wie wir wissen, ist das Ziel der Einführung des Bio-Kraftstoffs, den CO2- Ausstoß der Kraftfahrzeuge mit Otto-Motoren zu vermindern, indem ein CO2-neutraler Kreislauf geschaffen wird: Bei der Verbrennung des Bio-Ethanols wird nämlich nicht mehr CO2 freigesetzt, als die Pflanze vorher aus der Luft aufgenommen hat. Die Kritiker halten dagegen, dass bei der Aussaat, der Pflege und der Ernte der nachwachsenden Rohstoffe, aus denen Bioethanol hergestellt wird, nicht unerhebliche Mengen an fossilen Brennstoffen verbrannt werden. Auch die Herstellung des Bioethanols erfordert relativ viel Energie, sodass seine CO2-Bilanz nicht so günstig ausfällt wie vom Gesetzgeber erhofft.

Viele Gegner des Bio-Kraftstoffs kritisieren überdies, dass die Verwendung von landwirtschaftlichen Produkten, die sonst als Lebensmittel oder Futtermittel verwendet würden, dazu führt, dass diese importiert werden müssen. Im Fall von Soja, das zum großen Teil aus Brasilien kommt, müsse, um die zusätzliche Nachfrage befriedigen zu können, neuer Urwald gerodet werden, was mehr CO2 freisetzen würde, als durch das Bioethanol eingespart werden könnte.

Hat der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen Einfluss auf die Agrarpreise?

Gegner des Bio-Kraftstoffs argumentieren mit der immer schneller wachsenden Erdbevölkerung. In einer Zeit, in der immer mehr Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen benötigt werden, nimmt man durch die Herstellung von Bioethanol große landwirtschaftliche Flächen aus der Produktion von Futter- und Lebensmitteln. In Mexiko, wo Mais ein wichtiges Hauptnahrungsmittel ist, das bislang preiswert aus den Vereinigten Staaten bezogen werden konnte, sind die Preise für Mais vor einiger Zeit explosionsartig gestiegen. Die Ursache dafür ist, dass amerikanischen Farmer ihren Mais lieber an die Produzenten von Bio-Alkohol liefern, weil diese deutlich mehr dafür bezahlen können.

Welche Maßnahmen sich letztendlich als richtig erweisen werden, das wird erst die Zukunft zeigen. Doch dass etwas geschehen muss, ist unstreitig, denn jeden Tag werden auf der ganzen Welt – mit steigender Tendenz – ungefähr 12 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht. Die Ressourcen unseres Planeten sind zwar gewaltig, aber nicht unerschöpflich.

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