Ehe und Alltag – Ehealltag ist eine Herausforderung

Ehen werden oft so schnell geschieden, wie geschlossen, wenn der Rausch vorbei ist und Erwartungen unerfüllt bleiben. Ehealltag ist durch eigene Initiative vermeidbar.

Was macht den Alltag zum Alltag? Alltag verläuft gleichmäßig, abwechslungslos, spannungslos, sich nicht steigernd. Alltag ohne Erwartung, ohne Kühnheit, ohne Höhen, langweilig, immer dasselbe. Alltag eben. Das ist in einer Ehe nicht anders als in einer langjährigen Berufstätigkeit.

Ehekrise und Krise der Institution ehe

Alltag macht Menschen allein oder zu zweit missmutig. Woran liegt es, dass im – sprichwörtlich grauen – Alltag so manches von der Zärtlichkeit und Heiterkeit der frühen Begegnungen zwischen Mann und Frau abhanden kommt? Tausend Kleinigkeiten, die die Menschen in der Ehe zermürben und gleichmütig werden lassen. Verlust der Neugier auf den nächsten Tag. Stumme Ehen entstehen, wenn beide Eheleute allmählich Hülsen geworden sind, die nichts mehr enthalten und darum auch nichts abgeben können. Der Mensch, der keine Sehnsucht kennt, versteinert.

Es ist nicht zu leugnen, Ehe befindet sich – nicht nur als Institution – in einer Krise. Weder Betroffene noch Staat oder Kirche vertuschen das. Illustrierte und professionelle Ratgeber werden von einer Flut von Fragen ratsuchender Eheleute überschüttet.

Ist die alte Ehe endgültig passé und sollte man sie, wie manche Stimmen radikal fordern, völlig ausmerzen? Als Institution ist die Ehe weder politisch, noch juristisch, schon gar nicht kirchlich reformiert worden. Neuen Regeln für das Leben zu zweit geben heute eher sogenannte prominente Personen. Ob die immer moralisch-ethischen Vorbildcharakter haben können, muss bezweifelt werden.

Streit und Eheglück

Die Frauen vor allem sind es, die sich ihrer Gleichberechtigung bewusst geworden, gegen Ehetrott revoltieren – trotz Eigenheim, Kindern, Auto und Küchenmaschinen. Fast alle bundesdeutschen Ehemänner halten ihre Ehe für glücklich, während nur ein Fünftel der dazugehörenden Ehefrauen der gleichen Meinung sind. Zank und Streit gehören zum bundesdeutschen Ehealltag. An vorderster Stelle steht der Streit ums Geld, an zweiter Stelle werden als Streitobjekt die Kinder genannt und an dritter Stelle der gegenseitige Vorwurf der Verständnislosigkeit. Wo soll dieses Dilemma enden?

Ehe retten, aber wie?

Auch fortschrittliche Gesetze oder exotische Sextechniken werden die Ehe nicht retten können, denn um die Kultur der Ehe zu fördern braucht man Gemeinschaftswillen und Gemeinschaftsleben. Beides wird in einer Ellenbogen- und Leistungsgesellschaft immer seltener. Erkenntnislust und Verständnisfreude, die sich neugierig, fortwährend neu entfacht, menschlich reifend dem Tag und Alltag stellt, muss anerzogen und Bildungsgrundlage sein.

Die Soziologin und Autorin Leona Siebenschön hat die Ehe ein Kunstwerk zwischen Trieb und Trott genannt. Die Entscheidung, ob eine Ehe lebenslange Haft oder erfolgreiche, gemeinsame Geborgenheit ist, treffen allein die Ehepartner selbst. In der Ehe werden bekanntlich gemeinsam Probleme gelöst, die man alleine gar nicht hätte. Wer seinen Alltag in der Ehe nicht meistern kann, kann es alleine meist auch nicht.

Ehealltag kommt nicht auf,

  • wenn Partner ihre Stärken kennen und nutzen,
  • wenn Partner ihre Schwächen kennen und tolerieren
  • wenn Partner miteinander reden
  • wenn Partner sich gegenseitig unterstützen
  • wenn Partner nichts erwarten, was sie nicht auch selbst erfüllen
  • wenn Partner sexuell sich immer neu entdecken
  • wenn Partner selbst einen Sinn in Partnerschaft finden
  • wenn Partner immer weitermachen

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