EHEC: Rohe Sprossen – Gesund oder gefährliche Keimträger?

Der EHEC-Verdacht hat nun auch die Sprossen erfasst. Doch vor der Gefahr der Keimbelastung von abgepackten Sprossen wurde schon vorher gewarnt.

Gurken, Tomaten und Salat waren die ersten Übeltäter, dann kamen die Biogasanlagen ins Visier. Nun sollen Sprossen für den Ausbruch von EHEC verantwortlich sein. Oder doch nicht? Der Verbraucher ist verwirrt, verunsichert und zu Recht verärgert.

Die üblichen Verdächtigen: Sprossen und abgepackte Salate

Dass in abgepackten Sprossen und Salaten eine rasche Vermehrung von Keimen stattfindet, ist nicht neu. Schon 2008 untersuchte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) abgepackte Salatmischungen und fand krank machende Keime. Besonders Mischungen mit Weißkohl sollen eine hohe Keimentwicklung haben. Im Jahr 2009 wurden abgepackte Sprossen unter die Lupe genommen. Untersucht wurden 59 Einzelproben von fertig verpackten Keimlingen und Sprossen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilte mit: „Das Ergebnis zeigte, dass Keime sich in fertig verpackten Sprossen bereits innerhalb von wenigen Tagen stark vermehren und am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums eine sehr hohe Keimbelastung aufweisen.“

Gerade gesundheitsbewusste Verbraucher greifen zu den Sprossen, weil sie als besonders gesund gelten. Die Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich gefährliche Keime in den Verpackungen rasend schnell vermehren, zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums sind viele Proben besorgniserregend stark verkeimt gewesen. Laut einer Stellungnahme des Bundesinstitut für Risikobewertung im Mai 2011 sind die Belastungen mit krank machenden Keimen wie Listerien, Salmonellen, E. Colibakterien oder Viren wie Noroviren oder Hepatitis A-Viren bei Sprossen und abgepackten Mischsalaten besonders hoch.

Behörden in der Kritik wegen schlechter Aufklärung im Fall EHEC

Der Gesundheitsminister Daniel Bahr steht in der Kritik für sein Krisenmanagement. „Ich frage mich, was der Gesundheitsminister eigentlich macht“, urteilte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Auch Thomas Oppermann, Fraktionsgeschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion meint: „Das Krisenmanagement von Gesundheitsminister Bahr ist wenig überzeugend.“ Aber auch dem Robert Koch-Institut wird vorgeworfen, Patienten zu spät interviewt zu haben und für einen schlechten Informationsfluss verantwortlich zu sein. Es scheint, dass hier Verantwortung von einem zum anderen geschoben und kostbare Zeit vergeudet wurde. Schon jetzt sind Krankenhäuser überfordert und stoßen an ihre Grenzen. Was, wenn eine noch schlimmere Epidemie auf Deutschland zukommen würde?

Warum sich Keime in abgepackten Sprossen und fertigen Mischsalaten schneller entwickeln

Bei den Mischsalaten sind die einzelnen Blätter nicht mehr intakt. Die Schnitt- oder Bruchstellen bieten einen besseren Herd für die Entwicklung von Keimen. Das liegt an den Schnittstellen, an denen Zellsaft austritt, der wiederum Keime schneller anzieht. Aber auch die hohe Luftfeuchtigkeit in den Plastikverpackungen fördert eine schnelle Keimentwicklung. Wie aber kommen die Keime auf die Salate und Sprossen? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann durch die Düngung oder Bewässerung mit verunreinigtem Wasser eine Kontaminierung stattfinden. Es kann aber auch durch unsaubere Bedingungen bei der Verarbeitung und Verpackung geschehen. Das Gefährliche bei Sprossen: Die Krankheitserreger sitzen in der Sprosse, nicht obenauf, wie bei Salat und Gemüse. Somit hilft auch gründliches Waschen bei Sprossen nichts. Sicherlich keine erfreuliche Nachricht für Sprossenliebhaber. Ein wenig verringern kann man das Risiko, wenn man die Sprossen selbst züchtet und sofort verzehrt.

Vielen dürfte der Appetit auf Rohkost erst einmal vergangen sein. Die Bauern erleben einen katastrophalen Umsatzrückgang und fühlen sich von der Regierung mit ihrem Problem ziemlich allein gelassen. Wann sich die Lage wieder normalisieren wird, bleibt abzuwarten. Sicher sein kann man sich nur, dass noch mehr Erkrankte und wohl auch Tote folgen werden, ehe wieder Ruhe einkehrt.

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