Eisheilige – Wetterphänomen oder Aberglaube?

Der regelmäßige Kälteeinbruch im Mai kann meteorologisch erklärt werden; man darf nicht von taggenauer Pünktlichkeit ausgehen. Wer waren die Eisheiligen?

Bauernregeln sind durch Beobachtungen über Jahrhunderte hinweg entstanden – gerade durch eine Bevölkerungsschicht, die Bauern, die besonders abhängig vom Wetter waren. Aberglaube gehört also in eine andere Kategorie, aber, wenn man früher einfach der Erfahrung glaubte (und man gut daran tat), kann man heute auf langjährige Aufzeichnungen zurückblicken, Ursachen sehen und das Phänomen begründen.

Die Eisheiligen kalendarisch

Als Eisheilige, wohl das bekannteste Wetterphänomen, sind die Tage vom 11. bis 15. Mai bekannt geworden.

Durch die Umstellung des Kalenders vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender ergibt sich eine Zeitverschiebung von 11 Tagen. Nach dem alten Kalender waren die Eisheiligen auf die Zeit vom 23. bis 27. Mai festgelegt. Die Aufzeichnungen in der Statistik zeigen eine gehäufte Nord- beziehungsweise Nordostwetterlage, die eine Zufuhr von Kaltluft bedeutet, vom 21. bis 23. Mai. Selbst wenn man eine 11-tägige Zeitverschiebung außer Acht lässt, ist es doch erstaunlich, dass auffallend häufig ein Kälterückfall im Mai zu verzeichnen ist.

Statistik

„Auffallend häufig“ sagt eindeutig, dass es keine Garantie für das Auftreten der Eisheiligen gibt. Dass 1945 Tageshöchstemperaturen von über 33 ° Celsius gemessen werden konnten, belegt aber auch keinesfalls, dass der Glaube an die Eisheiligen sich auf eine unsinnige Überlieferung stützt. Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes verzeichnen in den letzten Jahren einen Rückgang der Eintrittswahrscheinlichkeit auf nur noch etwa 60 %. Außerdem nähmen die Eisheiligen es mit der Pünktlichkeit auch nicht mehr so genau. Der Kälteeinbruch kann durchaus auch bis fünfzehn Tage früher oder später eintreten.

Wie es zu dem Kälteeinbruch kommt

Heute können Meteorologen erklären, dass es zu den Kaltlufteinbrüchen kommt, weil der durch den jahreszeitlich bedingten, schon recht hohe Sonnenstand zu einer Erwärmung des Festlandes führt. Da die Wassermassen sich weniger schnell erwärmen, also Temperaturdifferenzen zwischen Meer und Festland bestehen, bilden sich Tiefdruckgebiete. Die warme Festlandsluft wird nach Norden geführt und drückt kalte Luftmassen aus der Polarregion nach Süden. Ist der Wind in den Nächten schwach und der Himmel klar, kommt es sogar zu Frösten.

Die Heiligen, die Ihre Namen gaben

Die „Gestrengen Herren“ oder die „Eismänner“, werden die Eisheiligen je nach Region auch genannt werden.So steht für den 11. Mai Mamertus (der nur im Norden Berücksichtigung findet), Pankratius für den 12. Mai, Servatius für den 13. Mai und Bonifatius für den 14. Mai. Gefolgt werden die Herren am 15.Mai von der Kalten Sophie.

Mamertus, mit dem Namenstag am 11.Mai, war ab 461 Bischof von Vienne (Gallien) und gilt als Patron der Ammen, der Hirten und der Feuerwehr sowie gegen Brustkrankheiten, Fieber und Dürre.

Pankratius wurde als 14-jähriger Märtyrer um 304 enthauptet.

Patron der Erstkommunikanten und Kinder, der jungen Saat und Blüte; gegen Meineid, falsches Zeugnis, Krämpfe, Hautkrankheiten und Kopfschmerzen.

Servatius mit Namenstag am 13.Mai wurde 340 Bischof von Tongern. Legenden berichten, er sei mit einem Holzschuh erschlagen worden. Servatius ist Stadtpatron von Maastricht, Goslar, Limburg/Lahn, Quedlinburg sowie Patron der Lahmen, der Schlosser und der Tischler. Außerdem gegen Fieber, Fußleiden, Rheumatismus, Todesfurcht, Frostschäden, Mäuse- und Rattenplagen und gegen das Lahmen von Tieren.

Bonifatius war Heide. Als er in Tarsus die Folterungen der Christen sah, bekehrte auch Bonifatius sich zum Christentum. Man ergriff ihn, der sich lautstark zu Christus bekannte und marterte ihn mit siedendem Pech und enthauptete ihn schließlich.

Sophia starb als Jungfrau und Märtyrerin 304 in Rom.

Unzählige kleine Reime sind im Laufe der Jahrhunderte zur Warnung vor dem Kälteeinbruch im Mai verfasst worden. Als Beispiel sei hier einer genannt: „Der Mai, zum Wonnemonat erkoren, zumeist noch Reif hat hinter’n Ohren.“

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