Erneuerbare Energien erfordern Netzausbau

Viel beklagt wird der derzeitige Zustand der Stromnetze in Deutschland, die den Erfordernissen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nicht gerecht werden. Die Stromnetze in Deutschland müssen schnell ausgebaut werden.

Am 17. Dezember trafen sich die Fachleute für erneuerbare Energie in der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund in Berlin. Veranstaltet wurde die Konferenz gemeinsam von dem Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), dem Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Gesellschaft für Netzintegration (GENI).

Vertreter dieser Organisationen und andere Sprecher haben auf dieser gemeinsamen Fachkonferenz über die Integration erneuerbarer Energien in die Stromversorgung den nach ihrer Meinung völlig unzureichenden Zustand des Stromnetzes kritisiert. Vertreter der erneuerbaren Energien forderten von den Netzbetreibern und der Politik konkrete Schritte für einen schnellen Ausbau der Stromnetze. Außerdem setzten sie sich nachdrücklich dafür ein, nun Anreize für regenerative Kombikraftwerke und die Erschließung neuer Speicher zu schaffen. Denn nur so könne die wachsende Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien tatsächlich vollständig für die Stromversorgung genutzt werden.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.

„Schon heute muss immer wieder auf CO2-frei produzierten Strom verzichtet werden, weil das Stromnetz nicht ausreichend auf den Ausbau erneuerbarer Energien vorbereitet ist“, bemängelte der BEE-Präsident Dietmar Schütz auf der Fachkonferenz zur Netzintegration die derzeitige Situation. Und er wies mit Nachdruck darauf hin, dass sich dieses Problem noch erheblich verschärfen werde. Denn der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wird von heute etwa 15 Prozent auf deutlich über 35 Prozent im Jahr 2020 steigen. „Der Umbau unserer Energieversorgung bedeutet wirksamen Klimaschutz und kurbelt die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig an. Technische Hindernisse müssen deshalb so schnell wie möglich beseitigt werden“, verlangte Schütz.

Der Bundesverband WindEnergie

Da die Energiegewinnung durch Windkraft und Sonnenenergie den Strom derzeit nur in Abhängigkeit von der Witterung liefern kann, muss das Stromnetz aus Sicht der Verbände entsprechend angepasst werden. Dazu muss die Verknüpfung mit steuerbaren Bioenergiequellen und Energieverbrauchern erfolgen. „Die bestehenden Speicherkapazitäten müssen stärker auf das Windangebot ausgerichtet und zusätzliche Investitionen in neue Speicherkapazitäten getätigt werden“, forderte der Präsident des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) Hermann Albers.

Die Gesellschaft für Netzintegration

Jörg Müller, Vorsitzender der Gesellschaft für Netzintegration (GENI), beschrieb die Herausforderung so: „Unsere Energieinfrastruktur war bisher auf große, fossil befeuerte Kraftwerke ausgerichtet. Jetzt wird dieser Kraftwerkspark Schritt für Schritt umgebaut und durch viele dezentrale Anlagen ersetzt, die sich aus Erneuerbaren Energien speisen. Diese müssen in die Lage versetzt werden, in Verstetigung der Stromproduktion und neue Speicher wie beispielsweise Wasserstoff zu investieren.“

Der Ansatz Netzintegration

Einigkeit herrschte darüber, dass die bestehenden Stromnetze aus und umgebaut werden müssen, um den Verschiebungen im Stromangebot in Richtung windreicher Küstenregionen gerecht zu werden. Das sehen auch Vertreter der Netzbetreiber so.

Doch der Netzausbau hinkt dem Ausbau der Stromerzeugungsanlagen hoffnungslos hinterher. Dafür werden zwei Gründe ins Feld geführt. Die Netzbettreiber verweisen auf die Kosten und vor allem auf die langen Planungszeiten, die für neue Überlandleitungen zur Regel werden. Schließlich kommt noch der häufig massive Widerstand von Bürgern und Umweltschützern gegen neue Freileitungen hinzu. Einige Vertreter von Anbietern von Strom aus Erneuerbaren Energien äußern dazu dann noch den Verdacht, dass die Netzbetreiber eigenen Interessen den Vorrang vor dem Ziel der Senkung von Treibhausgasemissionen geben.

Wo auch die Gründe liegen mögen: Der Netzausbau hinkt der Entwicklung hinterher und wird zum Hemmschuh der Nutzung der Erneuerbaren Energie. Das betrifft derzeit vor allem die Windenergie. Gänzlich unbefriedigend wird die Lage, wenn es zu dem Ausbau von Windenergieanlagen in der Nord- und Ostsee kommt.

Regenerative Kombikraftwerke

Neben dem notwendigen Netzausbau sahen die Konferenzteilnehmer einen Lösungsansatz für die Netzintegration des Stromes aus Erneuerbaren Energien in Anreizen für regenerative Kombikraftwerke. Diese Option ist in der zum Jahresbeginn in Kraft tretende Neufassung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes in einer Verordnungsermächtigung angedacht. Solche Kombikraftwerke, häufig auch als virtuelle Kraftwerke bezeichnet, schalten Wind- oder Solaranlagen mit steuerbaren Erneuerbaren Energien und Stromverbrauchern zusammen. Dafür sollen einen finanziellen Bonus erhalten. „Dieses Instrument hilft den Betreibern von Erneuerbare-Energien-Anlagen, ihre Einspeisung kontinuierlicher zu gestalten und so das Stromnetz zu entlasten“, erläuterte BEE-Präsident Schütz.

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