Gehirn unter Drogen – Wirkungsmechanismen an Nervenzellen – Wie wirken Drogen im Gehirn?

Was bei einer Abhängigkeit von Opiaten im Körper auf zellulärer Ebene passiert und wie dadurch die Gesundheit gefährdet wird.

Unser Nervensystem kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Um psychisch kranken Patienten zu helfen, greift die heutige Medizin häufig auf Psychopharmaka zurück. Dazu zählen sowohl Substanzen mit hemmender Wirkung wie Psychosedativa oder Neuroleptika, als auch Substanzen mit anregender Wirkung wie Antidepressiva oder Amphetamine und Weckamine. Dass Psychopharmaka aber nicht nur eine positive Wirkung haben können, sieht man am Beispiel der Gifte und Rauschmittel, die eine dritte Gruppe bilden.

Wirkungsmechanismen von Giften und Rauschmitteln

Alkohol zum Beispiel vermindert je nach Dosis den Stoffwechsel von hemmenden oder von stimulierenden Nervenzellen. Kokain vermindert die Rückführung von Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt in die Synapse. Dadurch verlängert sich die Wirkungsdauer des Transmitters in Synapsen stimulierender Nervenzellen. LSD vermag in Synapsen von Nervenzellen des Stammhirns den Transmitter Serotonin zu ersetzen und führt so zu einer Fehlbewertung von Sinneseindrücken. Opiate verhindern die Weiterleitung von Signalen in Schmerzbahnen und erzeugen Rauschgefühle durch Erregung von Endorphinrezeptoren in bestimmten Gehirnregionen.

Gesundheitsgefährdung durch Suchtmittel

Eine Abhängigkeit erkennt man erstens an dem nicht zu unterdrückenden Verlangen nach dem Suchtmittel und zweitens an dem Zwang, die Dosis zu steigern, damit die gleiche Wirkung erzielt wird, und zwar bedingt durch die Ausbildung einer Toleranz. Außerdem treten Entzugssymptome beim Absetzen des Suchtstoffes auf, wobei diese physischer oder auch psychischer Natur sein können.

Die Entstehung einer Abhängigkeit geht einher mit Veränderungen von Körperfunktionen. Sie ist deshalb eine Krankheit. Man hat verschiedene Hypothesen aufgestellt, die das Entstehen einer Abhängigkeit erklären sollen.

Wie kommt es zur Ausbildung einer Toleranz?

Toleranz kann zum Beispiel deshalb auftreten, weil die Konzentration des Suchtstoffes durch vermehrte Produktion abbauender Enzyme immer schneller abnimmt. Um weiter die gleiche Wirkung zu erzielen, muss dieser Stoff ständig in immer größeren Mengen zugeführt werden. Der Abbau findet meist in der Leber statt.

Toleranz kann aber auch dadurch entstehen, dass die Wirkung des Stoffes direkt am Wirkort vermindert wird. Das heißt, dass die Adenylatzyklase (AC), ein abbauendes Enzym der Nervenzelle, durch Bindung an den Opiat/Rezeptor-Komplex blockiert wird. Dadurch wird nun abweichend vom normalen Zustand der Zelle weniger c-AMP produziert und somit die Nervenzelle in ihrer Funktion gehemmt.

Opiatabhängigkeit auf Zellebene

  1. In einer normal funktionierenden Zelle binden die in normaler Konzentration vorhandenen Moleküle von AC an die besetzten Rezeptoren eines Peptidhormons und bilden c-AMP.
  2. Opiatrezeptoren und Hormonrezeptoren konkurrieren um Enzymmoleküle. Nur die an Hormonrezeptoren gebundene AC bildet c-AMP, die an Opiatrezeptoren gebundene ist dazu nicht in der Lage. Der Mangel an c-AMP in der Zelle bewirkt nach längerer Opiateinnahme eine Neusynthese von AC.
  3. Mit der Zeit wird in der Zelle so viel mehr AC produziert, dass trotz Opiatzufuhr die gleiche Menge an c-AMP gebildet wird wie in der normal funktionierenden Zelle.
  4. Nach dem Absetzen des Opiates wird zuviel c-AMP gebildet, weil das Enzym AC, das im Überschuss vorliegt, nicht mehr durch Bindung an die Opiatrezeptoren blockiert wird. Es treten Entzugserscheinungen auf.

Laufende Dosissteigerung erforderlich

Um wieder den normalen Erregungszustand zu erreichen, produziert die Zelle vermehrt AC. Dies geschieht allerdings nur dann, wenn das Opiat langfristig benutzt wird. Durch eine weiter erhöhte Zufuhr von Opiat kann auch die zusätzliche AC blockiert werden. Dies macht also eine laufende Dosissteigerung erforderlich. Am Ende steht der Zustand der Toleranz, bei dem die c-AMP-Konzentration in der Zelle trotz hoher Zufuhr von Opiat normal ist, weil die im Überschuss vorhandene AC durch das Opiat nicht mehr vollständig blockiert werden kann. Wird das Opiat in diesem Zustand abgesetzt, liegen viele ungehemmte AC-Einheiten vor, die alle c-AMP produzieren. Es kommt dann in der Zelle zu einer sehr hohen c-AMP-Konzentration.

Entzugssymptome sind die unangenehmen Folgen

Die überschießende Funktion vieler Zellen äußert sich in Entzugssymptomen, die das Gegenteil der Symptome der früheren Wirkung des Opiats darstellen. Entzugssymptome sind ein Zeichen dafür, dass der Körper und speziell die auf die Opiate reagierenden Zellen „süchtig“ sind. Ohne Zufuhr von Opiat können sie nicht mehr normal funktionieren. Die Entzugssymptome klingen erst längere Zeit nach dem Absetzen des Opiats wieder ab.

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