Heilsame Clowndoktoren-Therapie

Wenn die Clowndoktoren das Krankenzimmer betreten, vergessen die kleinen Patienten für eine Weile ihre Schmerzen und die Angst vor Nadeln und Operationen.

„Dürfen wir hereinkommen?“, lautet immer die erste Frage der Clowndoktoren mit den roten Nasen. Manchmal tönt ihnen eine Antwort schon entgegen, bevor sie die Worte ganz ausgesprochen haben: „Na, endlich! Endlich seid ihr da!“ Ein „Nein“ hören die Clowndoktoren nur selten auf ihre Standardfrage. Die regelmäßigen Visiten der etwa 25 professionellen Clowns vom Verein Die Clown Doktoren e. V. mit Sitz in Wiesbaden sind aus mittlerweile zehn Kinderkliniken im Rhein-Main-Gebiet und Mittelhessen nicht mehr wegzudenken. Mit Pantomime, Puppenspiel, Musik oder mit Stärketests, Seifenblasentherapie und Erdbeereispizza auf Rezept bringen die etwas anderen „Ärzte“ die Kinder zum Lachen. Je länger Kinder im Krankenhaus bleiben müssen, desto sehnsüchtiger warten sie jedes Mal auf den Besuch der Clowndoktoren – auf den Kinderkrebsstationen haben die Clowns ihre treuesten Anhänger.

Die Klinik-Clowns sind ein gutes Ventil, wenn der Druck zu groß ist

„Kinder und auch ihre Eltern stehen im Krankenhaus häufig unter Ängsten und Druck. „Da ist der Clown ein gutes Ventil, wenn der Druck zu hoch ist“, sagt Dr. Rosina alias Sigrid Karnath. „Wenn wir da sind, steht nicht mehr die Krankheit im Mittelpunkt.“ Die Clowndoktoren spielen keine Stücke, sondern improvisieren. „Aus einem Glas Wasser kann ein Ufo werden. Es kann sein, dass wir dort auf Fische stoßen oder auf Seeungeheuer, vor denen wir Clowns uns fürchten, die Kinder aber nicht. Wir holen uns dann den Mut von den Kindern“, erzählt Dr. Schnickschnack alias Hristo Kalanlioglu. „Die Kinder kapieren schnell, dass der Clowndoktor in der Hierarchie noch unter ihnen steht, weil wir nichts tun, was das Kind nicht will. In erster Linie machen wir etwas zusammen mit ihm.“

Vorbild war das Clown Doctoring des Big Apple Circus

Der Verein Die Clown Doktoren e.V. wurde 1994 in Wiesbaden gegründet und entsprang der Idee des „Clown Doctorings“, die Gründungsmitglied Laura Fernandez 1993 aus dem New Yorker Big Apple Circus und seiner Clown Care Unit mit nach Deutschland brachte. Mit Unterstützung von Professor Michael Albani konnten in der Kinderklinik der Wiesbadener Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken erstmals kleine Patienten von der heilsamen Wirkung des Lachens profitieren. „Längst sind die Clowndoktoren und ihr sensibles hilfreiches Wirken fester Bestandteil unseres Behandlungskonzepts, das zum Ziel hat, den Kindern und Jugendlichen die Zeit der Krankheit so zu gestalten, das die Erinnerung daran positiv besetzt ist“, sagt Professor Dr. Michael Albani. „Aus unserer Sicht gibt es keine bessere Lebenshilfe.“

Lachen stärkt das Immunsystem

Dem Verein gelingt es, allein durch Spendengelder diesen für die Krankenhäuser kostenlosen Service anzubieten und die Clowns kontinuierlich für die sensible Arbeit weiterzubilden. Die Clowndoktoren sind keine Amateure, sondern freiberufliche Künstler, die auch andernorts als Clowns, Schauspieler oder Komiker auf der Bühne stehen. Inzwischen wurde der Verein Vorbild für viele weitere Clowndoktoren-Initiativen und Klinik-Clowns-Vereine in ganz Deutschland. Seitdem wissenschaftlich bewiesen ist, dass Lachen die Abwehrkräfte gegen Krankheiten stärkt, schätzen die Kliniken die clownesken Einsätze – auch weil sie erfahren, dass Clowndoktoren und Klink-Clowns nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern und den Pflegekräften gut tun. Inzwischen arbeiten Clowns auch zunehmend in Altenheimen und Seniorenzentren.

2004 wurde der Dachverband Clowns für Kinder im Krankenhaus gegründet. In diesem Zusammenschluss arbeiten der Wiesbadener Clowndoktoren-Verein und drei weitere gemeinnützige Klinik-Clowns-Vereine aus München, Köln und Bochum zusammen. Ziel der vier großen Vereine sind Erfahrungsaustausch, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere die Qualitätssicherung der professionellen Arbeit auf hohem Niveau.

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