Ist Gewicht abnehmen wirklich reine Kopfsache?

Viele Psychologen bejahen die Frage eindeutig. Sie erklären hilfreich, wie jeder die lästigen Kilos gesund und langfristig los werden kann.

Wer nach Diättipps sucht, wird schnell mehr als fündig. Unzählige Ratgeber verweisen auf den vermeintlich besten Weg, die Pfunde purzeln zu lassen. Jede Woche titeln bunte Blätter wieder mit den neuesten Tipps und Tricks. Überall finden sich Diät-Produkte in den Regalen der Märkte, ständig flimmern Werbeversprechen dazu über den Bildschirm. In den Medien sieht man überwiegend nur schlanke Menschen. Eigentlich müsste doch schon jeder sein Idealgewicht besitzen. Doch die Wirklichkeit ernüchtert.

Die Realität von Übergewicht in Deutschland

Die Autoren Ehrenstein und Hollstein werteten in der “Welt online” 2011 Übergewicht in Deutschland schon fast als Normalzustand. Sieben von zehn Erwachsenen seien zu schwer. Die Dicken würden nach Ansicht des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung immer dicker werden. Der menschliche Organismus sei auf das ständige Ernährungsüberangebot nicht eingestellt. Dabei würden viele Übergewichtige fortlaufend Maßnahmen ergreifen, um ihr Gewicht zu reduzieren. Trotzdem nimmt ein großer Teil derer, die deutliche Gewichtsabnahmen erreichten, nach kurzer Zeit wieder stark zu. Nur wenige schaffen es dauerhaft, ihr Fett zu verlieren und eine schlanke Figur zu behalten. Warum es die Mehrheit nicht schafft, liegt nach Ansicht von Psychologen an zeitlich beschränkten Diäten und hinderlichen Denkmustern, die beharrliche Gewohnheitseffekte nicht durchbrechen können.

Abnehmen ist kinderleicht, man mache es immer wieder

Es gibt Zeiten, die Diäten richtig einfordern. Das Frühjahr beginnt, die Kleidung wird spärlicher und es kann nicht mehr so gut gelingen, die überflüssigen Speckschichten zu verbergen. So kennen viele Übergewichtige das immer gleiche Spiel, sich der neuesten Diät zu widmen. Zeigt man ausreichend Durchhaltevermögen, wird das Wiegen endlich wieder zum Glücksgefühl. Nun kann man es sich endlich leisten zu essen, was auch wirklich schmeckt. Es kommt zur Gewichtsachterbahn. Irgendwann stellt man ernüchtert fest, nicht nur wieder sein altes Gewicht zu haben, sondern eventuell noch das ein oder andere Kilo mehr. Wer auf Dauer abnehmen will, rennt mit dieser Strategie gegen die Wand. Zeitlich begrenzte Diäten würden keinen Sinn ergeben, da man eben irgendwann wieder aufhört, sich an die strikten Ernährungsvorschriften zu halten. Abnehmen fängt im Kopf an und endet auch dort. In begrenzten Zeitfenstern funktioniert die Gewichtsreduktion nicht auf Dauer.

Erst schlank im Kopf und dann auf der Waage

Wer abnehmen möchte, würde es zuerst einmal ausdrücklich wollen müssen. Was zunächst widersinnig erscheint, mache nach psychologischen Erfahrungen jedoch den Kern jedes realen Abnehmerfolgs aus. Allgemein würde man doch annehmen, das jeder, der sich eine Gewichtsabnahme wünscht, es auch wirklich so meint. Oberflächlich betrachtet würde es auch jedem selbst wohl so erscheinen, meinen die Psychologen. Doch nur wenn der Wunsch tief verinnerlicht sei, könne er auch ausreichend Bereitschaft zur Veränderung der Lebensgestaltung und eigener Essgewohnheiten erzeugen. Der einfache gedankliche Vorsatz zur Veränderung würde zumeist nicht ausreichend motivieren. Ratsam sei es, mit inneren Bildern seinen Wünschen mehr Ausdruck zu verleihen. So könne man sich immer wieder vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wenn man schlank wäre. Besonders wirksam sei es, mit diesem Ziel gedanklich eine kleine Wunschgeschichte zu verbinden, die besondere Zufriedenheit und Glücksgefühle verspricht. Beispielsweise wie man mit modischer Kleidung einen Sommertag leicht und luftig genießt und sich selbst im Spiegelbild sieht. Oder eine Strandszene, in der man Beach-Volleyball spielt und sich richtig wohl in seiner Haut fühlt. Die innere Wunschgeschichte als Erlebnis gestaltet, welches man sich wirklich wünscht und das echte Ich-Bedürfnisse erzeugt.

Abnehmen fordert radikale Verhaltensänderungen

Jeder könne aus psychologischer Sicht abnehmen, wenn er seine Gedanken und Gefühle auf das Schlanksein einstimmt. Es sei die Art zu denken, die das eigene Verhalten, wie viel und was man isst, wie gern man sich bewegt und sein Leben körperlich gestaltet, massiv beeinflusst. Ehrliche Selbstbeobachtung sei ein wichtiger Schritt. Auch wenn es nicht einfach fällt, sich nackt vor einen Spiegel zu stellen und ganz bewusst alle Körperregionen zu betrachten, die man verändern möchte. Es sei wirklich hilfreich. Dabei wäre es wichtig, sich nicht innerlich klein zu machen. Selbstablehnung und Selbstvorwürfe sind streng verboten. Gegenteilig wäre es besser, sehr liebevoll und einfühlsam mit sich selbst zu reden, sich Mut zu machen und eine bildhafte Vorstellung davon zu entwickeln, wie man Schritt für Schritt die lästigen Fettschichten weg bekommt. Es wäre nun die Aufgabe, eine realistische Idee – wie ein kleiner innerer Film gestaltet – zu entwerfen, wie man es unter Anstrengung und Mühe schafft, schlank zu werden. Das würde die innere Einstellung langfristig verändern. Wer diese gedankliche Übung häufig wiederholt, könne die notwendigen Änderungen seines Verhaltens besser bewältigen.

Ist der Kopf mit inneren Bildern auf gewünschtes Schlanksein programmiert und auch die eigene Gefühlsebene davon überzeugt, kann sich der innere Antrieb stabil entfalten. Man kämpft nicht mehr gegen sein Gewicht. Man ändert sein Essverhalten als echtes eigenes Bedürfnis für mehr Wohlbefinden.

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