Keim Helicobacter pylori: pro Parkinson und contra Tuberkulose?

Neuen Forschungen zufolge soll das Magen-Bakterium Helicobacter pylori die Entstehung von Parkinson begünstigen, der Tuberkulose jedoch entgegenwirken.

Das Bakterium Helicobacter pylori ist eigentlich bekannt dafür, dass es Magengeschwüre auslöst. Es schraubt sich mit seiner gewundenen Form regelrecht in die Magenschleimhaut, wo es dann zur Entstehung von Magenkrebs kommen kann. In den letzten Jahren wurde in mehreren Studien untersucht, wie sich der Magenkeim positiv zur Bekämpfung der Pandemie Tuberkulose einsetzen lässt. Neueste Forschungen zeigen nun allerdings eine weitere Kehrseite des Helicobacter pylori: Er soll maßgeblich an der Entstehung von Parkinson beteiligt sein.

Parkinson als Ergebnis einer Helicobacter pylori-Infektion?

Eine Forschergruppe der Louisiana State University gab bei der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie, die kürzlich in New Orleans stattfand, ihre Ergebnisse bezüglich der Erforschungen um den Zusammenhang zwischen einer Parkinson-Erkrankung und einer Infektion mit Helicobacter pylori bekannt. In Tierversuchen mit Mäusen konnten die Wissenschaftler belegen, dass das Magenbakterium bei den damit infizierten Tieren typische Symptome einer Parkinson-Erkrankung hervorruft.

Das Team um Traci Testerman beobachtete bei den Mäusen nach wenigen Monaten eine deutliche Verlangsamung der Bewegungsabläufe und in ihren Gehirnen lagen die Dopaminwerte deutlich niedriger als normalerweise. Diese typischen Parkinson-Symptome konnten nicht bei jungen Mäusen, sondern lediglich bei denen mittleren Alters festgestellt werden, was etwa dem Alter eines Menschen von 55 bis 65 Jahren entspricht. Wie Traci Testerman erklärte, deute dies darauf hin, dass bei Mäusen neben dem Bakterium auch der normale Alterungsprozess die Tiere für Parkinson anfällig mache, wie es eben auch beim Menschen der Fall sei.

Der eindeutige Beweis für Helicobacter pylori als Auslöser für Parkinson fehlt noch

Das Forscherteam um Traci Testerman geht davon aus, dass gewisse Stämme des Helicobacter pylori giftige chemische Stoffe produzieren, die für das Gehirn schädlich sind. Außerdem würden die Keime dem Körper Cholesterin entziehen, indem sie es mithilfe einer zusätzlichen Zuckergruppe abbauen. Der wissenschaftliche Leiter von Parkinsons UK, Kieran Breen, bezeichnete die Studienergebnisse zwar als höchst interessant, sie seien jedoch auch mit Vorsicht zu genießen. Da die Versuche mit recht hohen Dosen des Helicobacter pylori bei Mäusen durchgeführt worden seien und es nicht eindeutig belegt sei, ob die motorische Einschränkung mit dem Absterben von Nervenzellen einherging, seien weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig, um Gewissheit zu erlangen.

Schützt das Bakterium gegen Tuberkulose?

Bereits im Jahr 2016 fanden Forscher in einer über zwei Jahre dauernden Studie heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Helicobacter pylori und dem Ausbruch von Tuberkulose geben muss. Sie beobachteten Menschen aus Gambia und Pakistan, bei denen häufig Tuberkulose-Infektionen festgestellt wurden. Die Tuberkulose brach allerdings bei denjenigen deutlich seltener aus, die mit dem Magenbakterium infiziert waren. Auch bei weiteren Studien mit Affen kamen die Wissenschaftler zu ähnlichen Ergebnissen. Schon bei früheren Forschungen wurde entdeckt, dass der Magenkeim positiv gegen Hautallergien und Asthma wirkt. In weiteren Forschungsreihen soll nun herausgefunden werden, wie die Wirkung von Helicobacter pylori auf die Tuberkulose-Infektion für die Ursachenbekämpfung genutzt werden kann.

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