Kiwis – Neuseelands kleine Schnepfenstrauße

Mindestens drei Arten und mehrere Unterarten sind inzwischen von Neuseelands Nationalsymbol, dem Kiwi, bekannt.

Kiwis, auch Schnepfenstrauße genannt, sind das Nationalsymbol Neuseelands. Nach ihnen nennen sich auch die heutigen Neuseeländer „Kiwis“. Die kleinen flugunfähigen Vögel bilden innerhalb der Ordnung der Laufvögel eine eigene Familie, wobei sie die kleinsten Vertreter dieser Vogelordnung sind. Entfernt verwandt sind sie mit dem afrikanischen Strauß, dem australischen Emu und dem Kasuar sowie dem südamerikanischen Nandu. Bis ins späte Mittelalter gab es sogar noch die Moas in Neuseeland. Mit diesen leider ausgestorbenen Riesenlaufvögeln sind die Kiwis ebenfalls verwandt. Kiwis kommen weltweit nur in Neuseeland vor. Sie können über 20 Jahre alt werden. Ein Kiwi-Paar bleibt ein Leben lang zusammen.

Wieviele Kiwi-Arten gibt es?

Es gibt mehrere Arten der kleinen neuseeländischen Laufvögel. Früher wusste man nur von zwei Kiwi-Arten: dem Streifenkiwi und dem Fleckenkiwi. DNA-Analysen machten eine exaktere Differenzierung möglich. Bei Kiwis unterscheidet man heute:

  1. den Zwergkiwi oder Kleinen Fleckenkiwi (Apteryx owenii), Little Spotted Kiwi auf Englisch, in Maori „Kiwi pukupuku“. Heute ist diese Art überwiegend auf einigen kleinen Inseln vor der Nordostküste der Nordinsel sowie zwischen Nord- und Südinsel verbreitet, wo sie vor eingeführten Raubtieren sicher sind. Es gibt nur noch etwas über 1.000 Zwergkiwis.
  2. den Haastkiwi oder Großen Fleckenkiwi (Apteryx haastii), Great Spotted Kiwi oder Roroa; vermutlich existiert noch ein Bestand von etwa 20.000 Tieren. Die Art kommt nur im Nordwesten der Südinsel vor.
  3. den Nördlicher Streifenkiwi (Apteryx mantelli) wird North Island Brown Kiwi genannt; es gibt noch etwa 35.000 Tiere in einigen Schutzgebieten auf der Nordinsel.
  4. den Okarito-Streifenkiwi (Apteryx rowii), Rowi oder Okarito Brown Kiwi; wahrscheinlich gibt es nur noch etwa 250 Vögel in der Okarito-Region der Südinsel, die Art ist daher akut vom Aussterben bedroht.
  5. den Südlichen Streifenkiwi (Apteryx australis) oder Southern Tokoeka; diese Art kommt im Süden der Südinsel sowie auf Stewart-Island vor. Es soll noch etwa 34.000 Southern Tokoekas geben.

Manche Zoologen vertreten die Meinung, dass es nicht drei Streifenkiwi-Arten gibt, sondern nur eine einzige Art, welche drei Unterarten herausgebildet hat.

Scheue kleine Nachtjäger

Die kleinen flugunfähigen Vögel sind nachtaktiv und leben sehr versteckt. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Wälder mit humusreichem, feuchtem Boden. Hier suchen sie im weichen Erdreich nach Weichtieren, Tausendfüßlern, Insektenlarven und nach Pflanzenresten, die sie mit ihrem langen Schnabel ausfindig machen. Erstaunlicherweise haben die kleinen Überlebenskünstler ein ausgezeichnetes Geruchsorgan an der Schnabelspitze, das ihnen bei ihrer nächtlichen Nahrungssuche zu Gute kommt. Kiwi-Männchen und Weibchen suchen voneinander unabhängig nach Nahrung. Dabei halten die Tiere Kontakt durch gegenseitige Zurufe. Das Männchen gibt ein schrilles Geräusch von sich, das sich wie „kiwiiii-kiwiiii“ anhört. Der Ruf des Weibchens klingt eher wie ein dumpfes „quaaak“. Meist sind diese Laute das einzige Anzeichen, mit denen man die Anwesenheit von Kiwis feststellen kann. Denn durch ihre heimliche Lebensweise bekommt die kleinen Vögel praktisch niemand zu sehen. Die nächtlichen Rufe sind oftmals über mehrere Kilometer zu Hören und dienen nicht nur der Verständigung zwischen Kiwi-Hahn und Henne, sondern auch der Revierabgrenzung gegen andere Kiwis.

Brutpflege beim Streifenkiwi und beim Zwergkiwi – Männersache

Wenn es in der Zeit von August bis Oktober Frühling wird in Neuseeland, beginnt bei den Kiwis die Zeit der Fortpflanzung. Henne und Hahn vollführen Paarungsspiele, bei dem die kleinen Vögel herumtollen, sich gegenseitig jagen und dabei regelrechte Luftsprünge machen. Kiwis verstecken sich tagsüber in Höhlen. Für ihre Jungen bauen sie keine Nester. Stattdessen suchen sie nach einer Bruthöhle, die das Kiwi-Männchen mit Moos und Gras auspolstert. Das Weibchen legt nach der Paarung ein, im Verhältnis zu seiner Körpergröße, relativ großes Ei. Manchmal legt es auch zwei Eier, nur sehr selten sind es drei. Erstaunlicherweise wird nun die Brutpflege und Aufzucht der Küken weitgehend vom Hahn übernommen. Als Nestflüchter können die kleinen Kiwis bereits nach einigen Tagen die schützende Höhle verlassen und dem Vater nachts bei der Nahrungssuche folgen.

Gemeinsame Brutpflege beim Haastkiwi

Beim Haastkiwi dagegen brüten Männchen und Weibchen abwechselnd. Die Henne schläft in einem anderen Versteck, während der Hahn in der Bruthöhle brütet. Wenn das Männchen nachts den Bau verlässt, um auf Nahrungssuche zu gehen, übernimmt das Weibchen vorübergehend die Brut.

Warum sind Kiwis bedroht?

Europäer führten ab dem 18. Jahrhundert verschiedene Raubtiere in Neuseeland ein, um auf diese Tiere, wie in Europa, Jagd machen zu können. Bald waren Füchse, Marder sowie unbeaufsichtigte Hauskatzen und Hunde bald die ärgsten Fressfeinde der flugunfähigen Kiwis, besonders der Jungtiere. Auch viele andere flugunfähige Vogelarten Neuseelands waren so vom Aussterben bedroht, und manche Arten starben so tatsächlich aus. Eine weitere Bedrohung für alle Kiwis sowie für viele andere einzigartige Tiere Neuseelands ist die Zerstörung des Lebensraums, vor allem für die Viehzucht. Immerhin gibt es inzwischen Naturschutzgebiete wie Nationalparks und Forest Parks, in denen die einheimischen Tiere streng geschützt sind. Die Schutzgebiete machen heute etwa ein Fünftel der Fläche Neuseelands aus.

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