Lebenswichtig: Trinken ab 65

Viele ältere Menschen trinken zu wenig – ein Motivationsversuch. Experten warnen vor den dramatischen Folgen des Flüssigkeitsmangels von Menschen über 65 Jahren.

Der Mensch muss sich natürlich in jedem Lebensalter ausreichend mit Flüssigkeit versorgen. Im fortgeschrittenen Alter aber nimmt das Durstgefühl ab. Das hat verschiedene Gründe:

  • So genannte Osmose-Rezeptoren im Hirn verlieren ihre Fähigkeit, das natürliche Durstgefühl anzuregen.
  • Die Nieren sind weniger leistungsfähig als früher und filtern Giftstoffe schlechter aus.
  • Medikamente können als Nebenwirkung oder in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten das Durstempfinden stören.
  • Ein Teil der täglichen Flüssigkeit wird über die Nahrung aufgenommen. Weil der Appetit nachlässt und die Portionen immer kleiner werden, schrumpft auch der flüssige Anteil.
  • Mögliche Schluckbeschwerden – verursacht durch Krankheiten, Entzündungen oder falsch sitzende Prothesen – hemmen das Verlangen nach Getränken.

Neben den körperlichen Gründen sorgen aber auch Ängste oder einfach die zunehmende Vergesslichkeit dafür, dass das Trinken zur Nebensache wird. Wer mit dem Thema Inkontinenz nicht selbstbewusst umgehen kann, meidet mögliche „Notfall-Situationen“, indem er einfach weniger trinkt.

Menschen über 65 Jahren sollen aber täglich 2,25 Liter Wasser aufnehmen. Ein Drittel davon stammt aus fester Nahrung. Rund 1,5 Liter Wasser müssen also über Getränke aufgenommen werden. Und das ist, wenn man eigentlich keinen Durst hat, eine echte Aufgabe.

Wer sich aber nur klar genug vor Augen führt, welche Folgen es haben kann, wenn der Körper zu wenig Flüssigkeit erhält, der ist vielleicht auch eher bereit, sich der Herausforderung „1,5 Liter am Tag“ zu stellen.

Lebensgefährliche Auswirkungen

Die einzelnen Etappen und Folgen einer Austrocknung (Dehydrierung) sind schnell erzählt und enden im schlimmsten Fall mit dem Tod. Zunächst macht sich eine allgemeine Schlappheit, eine verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bemerkbar, begleitet von Schwäche- und Schwindelgefühlen. Die Verdauung wird deutlich schlechter, Verstopfung ist die Folge. Weil Blase und Harnröhre nicht regelmäßig durchspült werden, entzünden sich die Harnwege – wie jeder weiß, eine schmerzhafte Angelegenheit.

Haut und Schleimhäute trocknen aus – ein Test: Die Haut bleibt nach dem Zusammenkneifen auf dem Handrücken stehen. Die Körpertemperatur steigt an, weil der Körper nicht mehr über das Schwitzen regulieren kann (im Sommer besonders gefährlich). Bald wird der dehydrierte Mensch apathisch und leidet unter Desorientiertheit. Dies ist eine Folge der ansteigenden Konzentration von Giftstoffen, die mangels Flüssigkeit nicht mehr über den Harn ausgeschieden werden und im Körper verbleiben. Dies lässt sich sogar durch den erhöhten Harnsäurespiegel im Blut nachweisen. Die nächsten Stationen des schleichenden Verdurstens: Bewusstlosigkeit und Tod.

Außenstehende ordnen oft fälschlicherweise Symptome wie Verwirrtheit, Schlappheit, Apathie und geistigen Abbau ganz allgemein dem hohen Alter, Medikamenten, Depressionen oder weiteren altersbedingten Erscheinungen zu. Das kann leicht dazu führen, dass der Flüssigkeitsmangel zu lange unentdeckt bleibt – mit dramatischen Folgen.

So klappt es mit dem Trinken

Vier Tipps, um die tägliche 1,5-Liter-Aufgabe zu lösen:

1. Attraktive Angebote und Abwechslung fördern die Nachfrage: Leckere, erfrischende Obst- und Gemüsesäfte, fertig gekauft oder besser noch frisch gepresst, Mixgetränke mit Milch, Jogurt und Kefir, Tees (ruhig auch mal Schwarztee für Früchtetee-Verächter), stilles Wasser, zum Essen ab und zu ein Bier, sonst wenig bis gar keine alkoholischen und kohlensäurehaltigen Getränke, durchaus auch Kaffee – aber in Maßen.

2. Tabletts mit stillem Wasser und Gläsern gut erreichbar platzieren – zentral in Küche oder Esszimmer, aber auch im Wohnzimmer neben dem Lieblingssessel oder im Schlafraum neben dem Bett.

3. Trinkplan zum Abhaken entwickeln und Wecker oder Eieruhr für Trinkzeiten einstellen. Wenn das Durstgefühl schwindet, dann muss das Trinken zur bewussten Tätigkeit werden.

4. Trinkhalme fördern die Kiefermuskulatur und erleichtern bei Schluckbeschwerden das Trinken, ebenso spezielle Trinkgefäße aus dem Fachhandel. Auch erlaubt (wenn die Enkel nicht da sind) das Pusten. Wer regelmäßig am Tag in einen Trinkhalm bläst und im Wasserglas ordentlich für Aufruhr sorgt, unterstützt und fördert die Atemtätigkeit.

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