Magen-Darm-Krankheit & Heilpflanze

Phytotherapie: Heilpflanzen gegen Magen-Darm-Erkrankungen. Amara, Cholagoga, Carminativa und andere Heilpflanzen-Substanzen gegen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes: Die Phytotherapie wirkt unterstützend, vorbeugend und heilend.

Bauchweh – oder doch mehr? Wenn der Darm streikt, die Leber auf den Magen schlägt, bieten die Phytotherapie und Heilpflanzenkunde zahlreiche Auswege, die zur Linderung und Genesung führen.

Amara mit psychischer Komponente

Ein Bittermittel, in Form zum Beispiel eines Aperitifs/ Magenbitters etwa 20 Minuten vor dem Essen in mäßiger Menge eingenommen, regt die Sekretion des Magens und der Galle an.

Nach Gabe pflanzlicher Bittermittel als Tee, Pflanzensaft, Tinktur oder Extrakt (z.B. Enzianwurzel) in Fertigarzneimitteln allein beziehungsweise in Kombination mit anderen Einzelstoffen wie Wermut wurde auch bei gesunden Probanden* eine deutliche Intensivierung der Magensaftproduktion nachgewiesen.

Die Therapie mit Amara hat eine besondere psychische Komponente. Das zeigt sich daran, dass Bitterstoffe auch bei Patienten mit Achylia gastrica eine Besserung des Appetits bewirken, obwohl bei diesen eine vermehrte Magensaftsekretion nicht induzierbar ist. Bitterstoffdrogen, zu denen neben Enzian und Wermut auch Pomeranzenschalen oder Tausendgüldenkraut zählen, lassen sich pharmazeutisch nach der Intensität ihres bitteren Geschmackes einordnen.

Wegen der sekretionsfördernden Wirkung gelten Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüre als Gegenanzeigen.

Cholagoga zur Stärkung der Galle

Einige Phytopharmaka wie Extrakte aus Javanischer Gelbwurz oder aus Artischockenblättern haben Wirkungen im Sinne einer Verstärkung des Gallenflusses und kommen zur symptomatischen Behandlung der funktionellen Dyspepsie zum Einsatz.

Eine milde und weitgehend physiologisch wirkende Intensivierung der Gallensekretion und -motorik wird im übrigen auch durch Bittermittel ausgelöst, wie überhaupt zwischen dem therapeutischen Einsatz von Phytopharmaka aus den Gruppen der Cholagoga, Amara und Carminativa in der Praxis nicht immer streng differenziert werden kann. Alle diese Mittel sind nach heutigem Kenntnisstand vorzugsweise Symptom lindernd wirksam.

Artischockenblätter-Extrakte sind die einzigen Drogenzubereitungen dieser Indikationsgruppe, deren choleretische Wirksamkeit auch durch placebokontrollierte Doppelblindstudien* am Menschen nachgewiesen wurde.

Studien

Die Monographie „Cynarae folium“ der Kommission E empfiehlt als mittlere Tagesdosis sechs Gramm Droge beziehungsweise das Extraktäquivalent berechnet nach dem Droge-Extrakt-Verhältnis. Als Gegenanzeigen werden Allergie gegen Artischocken (oder andere Korbblütler) sowie der Verschluss der Gallenwege genannt. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind laut Kommission E-Monographie nicht bekannt. Als pflanzliche Cholagoga gelten außerdem Schöllkraut (Chelidonii herba), Boldoblätter (Boldo folium), Erdrauchkraut (Fumarae herba) und Löwenzahn (Taraxici radix cum herba).

Carminativa gegen Meteorismus

Meteorismus mit Völlegefühl und Übelkeit beziehungsweise Blähungen und Flatulenz gehört nicht nur zu den typischen Beschwerden der funktionellen Dyspepsie einer- und des Reizdarmsyndroms andererseits, sondern zu den häufigsten Befindlichkeitsstörungen von Patienten in der allgemeinärztlichen Praxis überhaupt.

Carminativa, sprich ätherische Öle, pflanzliche Zubereitungen oder Extrakte aus Kümmel, Fenchel und Anis, aber auch aus Pfefferminze, Kamille, Melisse und Angelikawurzel, denen in der Mehrzahl auch spasmolytische Wirkungen zugeschrieben werden, spielen in der Therapie des Meteorismus eine besondere Rolle.

Die arzneilich verwendete Pfefferminze (Mentha piperita) kommt als Wildform nicht vor. Züchtungen haben zu einer Reihe von Kultursorten geführt. Die bedeutsamste ist nach wie vor die vor mehr als 200 Jahren in England entstandene Mitcham-Minze.

Den Monographien der Kommission E von 1986 gemäß sind Pfefferminzblätter zur Therapie „krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und -wege“ geeignet, ist Pfefferminzöl bei innerer Anwendung zur Behandlung „krampfartiger Beschwerden im oberen Gastrointestinaltrakt und der Gallenwege sowie zur Therapie des Colon irritabile und Katarrhen der oberen Luftwege“ angezeigt.

Therapeutika

Pfefferminz- und Kümmelöl gelten neben Anis-, Fenchel- und Kümmeltee sowie Quellmitteln wie Weizenkleie, osmotischen Laxantien wie Lactulose oder aber Spasmolytika als wichtige Therapeutika beim Reizdarmsyndrom, vom dem in Europa, den USA, China und Japan Studien* gemäß zwischen 10 und 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen sind.

Eine statistische Meta-Analyse von acht Studien* führte zu dem Resultat, dass die Behandlung des Reizdarmsyndroms mit Pfefferminzöl der mit Placebo signifikant überlegen ist. Die Einnahme von Pfefferminzöl kann mit Nebenwirkungen wie Exanthemen, Kopfschmerzen, Bradykardie, Tremor oder Diarrhö einhergehen. Verschlüsse der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen, schwere Leberschäden sowie Anwendungen im Bereich des Gesichtes bei Kleinkindern gelten als Kontraindikationen.

Pfefferminz- und Kümmelöl

Die Kombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl kommt erfolgreich zur Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden insbesondere mit Blähungen, Völlegefühl, leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich beziehungsweise bei funktionellen und motilitätsbedingten Magenstörungen.

Die Wirkprofile der zugelassenen Kombinationen lassen sich zum Teil bei denen von Amara, zum Teil bei denen von Antidyspeptika einordnen. Studiengemäß wirken Pfefferminz- und Kümmelöl synergistisch; die Kombination hat das Wirkprofil eines milden Spasmolytikums und sollte bevorzugt bei Dyspepsien mit krampfartigen Beschwerden im Abdomen eingesetzt werden.

Fazit

So, wie es zur diagnostischen Überlappung der diversen Symptome der einzelnen Krankheitsbilder kommen kann, so liegen auch Überlappungen in den Wirkprofilen der beschriebenen Phytotherapeutika vor.

Die funktionelle Dyspepsie spricht eher auf Amara und Cholagoga, das Reizdarmsyndrom eher auf spasmolytische Wirkstoffe zum Beispiel in Pfefferminzöl an.

Phytopharmaka haben ihren Stellenwert in der Behandlung des Magen-Darm-Traktes, insbesondere aber bezüglich der funktionellen Dyspepsie und des Reizdarmsyndroms. Psychologische Aspekte und hier insbesondere auch und gerade das Vertrauen des Patienten zum Arzt und Apotheker sind für den Therapieerfolg des Phytopharmakons von ausschlaggebender Bedeutung.

*Ausbildungsmaterial Phytotherapie

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