Philosophie des Cloud Computing

Körper gleich Hardware; Bewusstsein gleich Software; Biographie gleich Dateien in den „Wolken“ – Indizienbeweis für die Unsterblichkeit

Die Zukunft der digitalen Welt liegt außerhalb des klassischen PCs mit seiner privaten Festplatte und seinen eigenen Programmen. Optimale Software und fast grenzenlose Speicherkapazität, angesiedelt in den Servern globaler Systeme „irgendwo in den Wolken“, kann man mit einem unscheinbaren, karg ausgestattetem Heimcomputer anzapfen. Was geschieht bei diesem „Cloud Computing“, wenn die private Hardware, das schliche Endgerät veraltet oder beschädigt ist? Kein Problem, man besorgt sich einen neuen Computer. Alle gemieteten Programme und Speicher mit persönlichen Daten bleiben “in den Wolken” erhalten. Dieser neue digitalen IT-Kosmos verführt uns zur Übernahme einer Analogie.

Bewusstsein in den Wolken?

Man stelle sich vor, der Körper des Menschen, vor allem sein Gehirn, sei nur die Hardware des Endgeräts. Das menschliche Bewusstsein sei die „Software in den Wolken“. Was geschieht, wenn der Körper stirbt, seinen Geist aufgibt? Wo bleibt die Software? Ist der physische Tod das Ende der Existenz? Im Lichte der Cloud Computing-Analogie kann man versuchen, sich der Antwort auf diese Frage anzunähern. Eine Interpretation von Seltsamkeiten der Natur führt uns zunächst zu der Einsicht, dass die persönlichen Daten im „Software-Himmel“ nicht geschützt sind, denn Verwechslungen von Dateien und Invasionen fremder Programme sind nicht auszuschließen.

Transsexualität – Hardware ist nicht kompatibel

Ein Mensch befindet sich im falschen Körper. „Conundrum“ (Rätsel), diesen Titel gab Jan Morris der Geschichte seiner Geschlechtsumwandlung, der Anpassung seines Körpers an seine Identität. Gibt es hormonelle Ursachen? Frau Morris hatte einen sportlich-maskulinen Körper. Lässt sich seine Transsexualität psychoanalytisch erklären? Frau Morris wuchs auf in einem, wie sie schreibt, wunderbaren Elternhaus. Alles nur Stoffwechselstörung des Gehirns? Morris, Familienvater, prominenter Journalist, hoch dekorierter Offizier sucht die Lösung des Rätsels jenseits banaler Deutungen. “Jedenfalls ich sehe dieses große Rätsel anders. Ich vermute nämlich sehr viel mehr dahinter. Es entspricht in meinen Augen der Vorstellung von der Seele, dem eigentlichen Ich, und ich betrachte es nicht bloß als eines von den vielen Rätseln des Geschlechtlichen, als den Ausdruck der Suche nach Harmonie”.

Landau Kleffner Syndrom – Austausch des Betriebssystems

Eine dramatische Veränderung der Persönlichkeit vollzieht sich bei Kindern, die am sogenannten Landau-Kleffner-Syndrom leiden. Sie verlieren das frisch erworbene Sprachvermögen und ändern ihr Sozialveralten. Frauke Hunfeld beschreibt am 18. Mai 2009 in Stern.de das, was man später in den Medien als Mogli-Syndrom bezeichnet. „Die Ärzte haben Nervenstränge durchtrennt. Sie wollen ihm helfen, so zu werden wie die anderen Menschen. Er rennt wie ein Wiesel und klettert wie ein Eichhörnchen, er ist stark und schnell und ohne Ziel. Er läuft am liebsten barfuß und am allerliebsten nackt über Steine oder durch Schnee, egal. Er durchquert den Fluss auf Ästen, ohne Angst hineinzufallen, er klettert auf Felsen und denkt nie an den Rückweg, er lebt, als gäbe es kein Morgen”. Die neurochirurgische Operation, der naive Eingriff in die Physis, war eine überflüssige Tortur.

Tourette Syndrom – Wurm im System

Tourette-Syndrom-Patienten leiden unter ihren Symptomen: Salven von krampfartigen Attacken, ungewolltes Herausschleudern von aggressiv-obszönen Wörtern. Diese Krampfsalven mag man vielleicht noch ganz gerne auf biochemische Entgleisungen, auf rein physische Prozesse zurückführen, aber die wesensfremden Inhalte der Flüche, der Beschimpfungen, der Obszönitäten verlangen nach einer anderen Erklärung. In den außerkörperlichen Systemen – in der „Wolkensphäre“- infiltrieren bösartige Programme die Software-Identität.

Alzheimer – Abschied von der Hardware

Menschen mit Alzheimer oder seniler Demenz verlieren die Orientierung in der Gegenwart, aber die Erinnerung an die ferne Vergangenheit bleibt erhalten. Die Mutter erkennt ihren Sohn nicht mehr, wohl aber seine Kinderfotos. Diese Dominanz des Altgedächtnisses ist neurophysiologisch unmöglich, findet aber statt. Erfahrungen werden durch Verdickung von Synapsen (Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen) in Erregungsmustern gespeichert. Dominant, also robust gespeichert, sind die synaptischen Speicherungen des Neugedächtnisses, während das nur noch filigran gespeicherte Altgedächtnis mangels häufiger Reaktivierung verblasst.

Seltsamerweise verschwindet das stabile Neugedächtnis bei Alzheimer und seniler Demenz zuerst, das Altgedächtnis aber bleibt weitgehend erhalten – dies ist neurophysiologisch unmöglich, findet aber statt. Die von der aktuellen Situation unabhängige Lebensgeschichte muss also außerhalb der schrumpfenden aktiven Hirnmasse gespeichert sein. Die Software des Menschen, seine Biographie, seine „Wolken-Identität“ löst sich nach und nach vom Körper und verschwindet in einer übergeordneten Dimension, die wir uns, eingesperrt in ein kleines, vierdimensionales Raum-Zeit-Universum, nicht vorstellen können. Der physische Tod ist nicht das Ende der Existenz.

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