Phytohormone: gegen Beschwerden in den Wechseljahren umstritten

Phytohormone werden als Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden ohne Nebenwirkungen beworben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht das recht kritisch.

Phytohormone sind in Pflanzen vorkommende Inhaltsstoffe, die auf die Hormonsysteme von Mensch und Tier Einfluss nehmen können. Solche Stoffe werden von der Fachwelt als endokrine Disruptoren bezeichnet.

Phytohormone – hormonell wirksame Substanzen in Pflanzen

Beispiele für natürliche endokrine Disruptoren sind einige sekundäre Pflanzeninhaltstoffe. Dazu zählen insbesondere die Isoflavone aus der Sojabohne, der Kichererbse oder dem Klee. Durch Bindung an einen der Östrogenrezeptoren wirken sie wie Östrogene und werden deshalb als Phytohormone bezeichnet. Ebenso wie die Isoflavone können auch die Lignane eine östrogenähnliche Wirkung entfalten, die allerdings schwächer und langsamer als die der Isoflavone sein soll. Als Quelle für pflanzliche Lignane kommt vor allem Leinsamen in Betracht. Aber auch Flachssamen, Hülsenfrüchte, Getreide-Vollkornflocken, Beerenobst und Gemüse liefern Lignane. Und es gibt noch weitere Phytohormone. Die stehen derzeit nicht so im Zentrum der Diskussion.

Die Protagonisten der Phytohormone

Phytohormone, vor allem Isoflavone, werden vielfach als probate Mittel gegen die Beschwerden in den Wechseljahren der Frau empfohlen. Dabei gibt es allerdings zwischen den Befürwortern der verstärkten Zufuhr von Isoflavonen im Klimakterium doch deutliche Unterschiede.

So empfiehlt Dr. James A. Duke in seinem Werk „Die Grüne Apotheke“ die fabelhaften Phytoöstrogene in der Form, dass die Ernährung umgestellt wird und an Isoflavonen reiche Lebensmittel wie Soja und Hülsenfrüchte bevorzugt verzehrt werden sollen. Diese Empfehlung gibt er mit dem Verweis auf die Ernährung und Häufigkeit von Brustkrebs bei asiatischen Frauen. Eine statistische Aussage, bei der Vorsicht angesagt ist. Daneben listet Duke noch einer Reihe weitere Pflanzen, die nach seiner Auffassung Wirkungen gegen Wechseljahresbeschwerden entfalten, auf: Alfalfa, Mönchspfeffer, Engelwurz, Rotklee, Erdbeere und noch viele andere.

Denn mit diesem Hinweis auf Feststellungen in Ostasien und Verweis auf einige Studien werden auch isoliere Isoflavone als frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Im Netz und in allen Medien werden diese Produkte gegen Wechseljahresbeschwerden massiv beworben. Ein Beispiel sei hier eine Passage von einer Internetseite, auf der sich kein Impressum finden ließ, angeführt: „Jüngsten Untersuchungen zufolge warnen Experten Frauen in den Wechseljahren vor einer unkontrollierten Einnahme von Hormonen. Langfristiger Einsatz von Hormonpräparaten gegen klimakterische Beschwerden erhöht, wie Kritiker vermuten, das Risiko der Frauen an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Diese Annahme trifft jedoch nicht auf Medikamente zu, die pflanzliche Hormone (Phytohormone) enthalten.“ Doch da regt sich auch Widerspruch.

Die Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich kürzlich auf einer Tagung mit den endokrinen Disruptoren beschäftigt und die Resultate zusammengefasst. Danach wirken Isoflavone im menschlichen Organismus ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Das kann ganz unterschiedliche biologische Wirkungen im Körper zur Folge haben. Sie können zur Gesundheit beitragen, aber auch zum Risiko werden. So wird Isoflavon in Kapseln als Ersatz für die konventionelle Hormontherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden bei Frauen frei verkäuflich angeboten. Obwohl nach Auffassung des BfR wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, dass Isoflavone Wechseljahresbeschwerden tatsächlich lindern. Sie können sogar unerwünschte Wirkungen haben. So ist eben nach Meinung des BfR trotz vieler gegenteiliger Behauptungen derzeit nicht auszuschließen, dass sie das Brustkrebsrisiko steigern können. Denn sie wirken wie Östrogen auf das Brustgewebe von Frauen in den Wechseljahren.

Kontroversen unter den Experten gibt es noch reichlich. So wird darüber diskutiert, ob die hormonelle Wirkung von Isoflavonen auf den menschlichen Organismus gleich ist, wenn Isoflavone mit Nahrungsmitteln auf Sojabasis oder sie als Nahrungsergänzungsmittel in isolierter Form aufgenommen werden. Eine hohe Dosis von isolierten Isoflavonen, insbesondere bei langjähriger Aufnahme, könnte laut BfR ein Gesundheitsrisiko sein.

Wie soll sich da der Verbraucher entscheiden?

Das ist schon eine schwierige Kiste. Denn klar ist, dass die Hormontherapie mit Östrogenen gegen Wechseljahresbeschwerden mit Nebenwirkungen und Risiken verbunden ist. Vor allem für Frauen, in deren familiären Umfeld eine Brustkrebserkrankung schon auftrat, wird da meist abgeraten. Und nun werden auch vielfach empfohlene und beworbene Alternativen kritisch beäugt. Da kann niemand mehr einen fundierten Rat geben. Außer festzuhalten, dass das zuständige Institut des Bundes, das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin, von der langjährigen Einnahme isolierter Isoflavone eher abrät.

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