Surfen in DSL-freien Gegenden?

UMTS-Netzabdeckung nimmt zu, Internet aus Steckdose vernachlässigt.

Einen Breitbandzugang ins Internet zu haben ist heute selbstverständlich. Doch in DSL-freien Gegenden muss über Alternativen nachgedacht werden.

Laut Schätzungen des Verbands der deutschen Internetwirtschaft, Eco, sind zurzeit etwa 25 Prozent der deutschen Haushalte immer noch von der DSL-Versorgung abgeschnitten. Das betrifft bei weitem nicht nur – wie bisher angenommen – die ländlichen Gebiete, sondern auch Teile von Großstädten.

Die Telekom wird bestimmte Regionen auf absehbare Zeit nicht mit T-DSL versorgen. Betroffen sind dabei Bereiche, in denen der Deutschen Telekom der Ausbau der DSL-Infrastruktur oder die Umrüstung von DSL-untauglichen Glasfaserleitungen, Optische Anschlussleitung (Opal), zu teuer ist. Die Eco warnt sogar davor, dass Deutschland in der Marktdurchdringung mit Breitbandzugängen zum Internet immer weiter im internationalen Vergleich zurückfallen wird bis es letztendlich informationstechnisch zu den eher rückständigen Ländern Europas absackt. Doch ganz so düster sieht es in DSL-freien Gegenden nun doch nicht aus. Die Lösung liegt auf der Hand: alternative Breitband-Technologien. Die wohl konkretesten DSL-Alternativen sind Internetversorgung via Satellit, Internet aus der Steckdose, sowie UMTS und WiMAX.

Alternative: UMTS

Die wohl einfachste Variante zum DSL-Anschluss ist UMTS. „Per Mobilfunk höhere Datenraten als DSL“ – damit bewerben die Netzbetreiber ihre mobilen Breitbandzugänge mit den Übertragungsverfahren HSDPA und HSUPA. Mit UMTS surft man zwar nicht unbedingt per Express, aber immerhin etwa dreimal so schnell wie mit ISDN mit Kanalbündelung. Nachteil, dieser Alternative sind die relativ langsamen Übertragungszeiten von 384 Kbp/s. Die Vorteile sind die ständig wachsende Netzabdeckung in Deutschland und die abnehmenden Anschaffungs- und Telefonkosten. So bietet Vodafon bereits ab 99 Euro das WebSessions EasyBox II Paket mit USB-Anschluß. Die Handhabung ist leicht: Man braucht nur die SIM-Karte in die sich selbst installierende EasyBox einzulegen und das Gerät mit der USB-Schnittstelle des Rechners zu verbinden. Nach dem einmaligen Anschaffungspreis werden dann nur noch die Minuten am Telefon bzw. im Internet abgerechnet, die durch die vielfach angebotenen Flatrates immer billiger werden.

WiMAX als theoretische Alternative

WiiMAX ist dem DSL sehr ähnlich – leider auch hinsichtlich der Nachteile. Auch über WiMAX ist es nicht möglich, von einem mobilen Endgerät aus eine Verbindung mit 75 MBit/s über eine Entfernung von 30 Kilometern aufzubauen. Eine typische Reichweite soll bei etwa 600 Metern liegen, die bei der Versorgung mobiler Endgeräte, zum Beispiel Laptops, in Häusern im städtischen Gebiet mit WiMAX erreicht werden kann. Dabei steht dann eine Bitrate von knapp 20 MBit/s zur Verfügung, die sich allerdings alle Nutzer einer Zelle teilen müssen. Vorstädtisch werden bei gleicher Bitrate aufgrund der weniger dichten Bebauung etwa 900 Meter erreicht.

Als weiterer Nachteil könnten sich die Vorgaben der Bundesnetzagentur erweisen, denn die Unternehmen, die die Broadband-Wireless-Access- (BWA-)Lizenzen ersteigert haben, müssen bis 2011 für ihr Gebiet in 25 Prozent aller Gemeinden zumindest eine Grundversorgung sicherstellen. Angesichts der Kosten von fast 100.000 Euro je Wimax-Basisstation ist anzunehmen, dass die Provider zumindest eine „Mischkalkulation“ fahren und die Technik neben strukturschwachen Gemeinden ohne DSL-Versorgung auch in mittleren und großen Städten anbieten. Kostenpunkt dieser Alternative: Die Deutsche Breitband Dienste (DBD) bietet bereits für 19,98 Pakete an, mit bis zu 2.048 kbit/s Downstream und bis zu 192 kbit/s Upstream. Die Installationsgebühr beträgt einmalig 69.99 Euro und als Bereitstellungsentgelt wird einmalig 29 Euro bezahlt.

Internet aus der Steckdose: Powerline

Die Internet-Versorgung über das Stromkabel ist zwar sehr billig, doch nimmt sie ähnlich wie eine Antenne Signale aus der Umgebung und von angeschlossenen Geräten auf. Daher ist für eine gute Verbindung ein mit 1 bis 50 Megahertz relativ hochfrequenter Sendepegel erforderlich. Um zu verhindern, dass die daraus resultierenden Abstrahlungen andere Funkdienste wie Polizei-, Militär- und Amateurfunk stören, hat die damalige Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) strikte Grenzwerte für erlaubte Störfeldstärken definiert. Obwohl die hohen Auflagen später wieder zurückgenommen wurden, scheinen die meisten potenziellen Anbieter, eben die großen Energieversorger wie Eon oder RWE, ihr Interesse an Powerline verloren zu haben.

Grund dafür ist – neben der schwachen Nachfrage – vermutlich, dass PLC bei einer breiten Nutzung relativ langsam ist: Zwar ist theoretisch eine Bandbreite bis zirka 14 Mbit/s möglich, dabei handelt es sich jedoch um die maximale Datenrate, die sich die einzelnen Teilnehmer teilen müssen. Bei den heute noch aktiven Anbietern, dazu zählen Piper.net (Hameln), ODR TSG (Ellwangen), Schnell-im-Netz (Hassfurt), Vype (Mannheim) sowie die Dresdner Powerkom ist gerade einmal von einer mehrfachen ISDN-Geschwindigkeit die Rede. Die Kosten betragen circa 40 Euro monatliche Flatrate zuzüglich die einmalige Anschlussgebührt von 79 Euro inklusiv Modem.

Breitband via Satellit

Bei dieser Alternative greift der Nutzer über seine Schüssel auf den jeweiligen Satelliten, also etwa Astra oder Hotbird zu. Der Internetzugang ist mit ADSL vergleichbar: Im Downstream können 1.024 kBit/s erreicht werden, im Upstream bis zu 128 kBit/s. Der Vorteil ist, dass der Nutzer jederzeit und überall erreichbar ist, da Satelliten wie Hotbird 6 so positioniert sind, dass sie fast ganz Europa erreichen. Unerschlossene Gebiete gibt es daher nicht. Als Nachteil sind ganz deutlich die Kosten zu nennen: Der Aufbau einer Satellitenschlüssel lohnt sich nur sobald 15 Nutzer zusammen kommen. Denn jeder Haushalt braucht zudem noch eine Richtfunkantenne. Kostenpunkt: circa 350 Euro plus 100 Euro Einrichtungskosten. Die Flatrate ist allerdings erschwinglich: Bei 15 Nutzern beträgt sie 48,99 Euro monatlich, doch bereits bei 50 Nutzer bezahlt man monatlich nur 24,99 Euro. Bleibt dann nur noch der Nachteil der tief fliegenden Jumbos zu klären.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.