Talent aus psychologischer Sicht

Es existieren verschiedene Modelle, die erklären, wie Begabung zustande kommen kann und wie Begabung gefördert werden kann.

Das bekannteste ist jenes, welches auf Simonton zurückgeht. Er führt das Talent auf zwei wesentliche Bedingungen zurück, auf die emergenischen und auf die epigenetischen Bedingungen. Das Wort „emergenisch“ meint die Entwicklung bestimmter Erbanlagen. „Epigenetisch“ meint dagegen die Entwicklungsvorgänge genetischer Anlagen, die durch die Umwelt beeinflusst werden. Begabung besteht demnach aus mehreren Faktoren. Für die Entwicklung der Begabung sind physikalische, physiologische, kognitive und dispositionelle Merkmale wesentlich.

Emergenische Segmente

Am Beispiel musikalischer Hochleistungen soll im Folgenden aufgezeigt werden, welche Komponenten für die Entwicklung des Talents notwendig sind. Intellektuelle, kreative, praktische, und psychomotorische Fertigkeiten spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Motivation, die Fähigkeit zur Selbstdarstellung und weitere Teile des Denkens und Arbeitens, die nur wenig vordeterminiert sein können. Diese Vorbedingungen erleichtern das Herausbilden spezifischer Fähigkeiten. Das Talent geht dabei darauf zurück, dass diese einzelnen Faktoren nicht einfach nur nebeneinander stehen, sondern sich gegenseitig bedingen, hierbei spricht man von einer multiplikativen Verbindung. Diese kann mithilfe bestimmter Formeln theoretisch ausgerechnet werden.

Epigenetische Segmente

Hierbei geht es um die Entwicklung der einzelnen Talentkomponenten. Diese Komponenten können sich unterschiedlich entwickeln. Dabei sind zwei Aspekte zu beachten. Einerseits können die einzelnen Komponenten als Module aufgefasst werden, die sich voneinander unabhängig entwickeln und dabei unterschiedlichen Regeln folgen. Andererseits bewirken solche Regeln beträchtliche individuelle Unterschiede in der Entwicklung. Begabte unterscheiden sich daher hinsichtlich des Auftretens der Teilkomponenten und der Geschwindigkeit ihrer Manifestation. Die einzelnen Komponenten entwickeln sich unterschiedlich schnell, bis das „Gesamtpaket“ der erforderlichen Komponenten voll entfaltet ist. Dieses Modell zur Erklärung des Talents geht bereits sehr ausführlich auf die Möglichkeiten einer Entwicklung ein. Was jedoch vernachlässigt wird, sind die Umwelteinflüsse, die auf den Menschen einwirken und dessen Entwicklung entscheidend beeinflussen können.

„Äußere Förderung“ ist notwendig

Die oben vorgestellte Annahme hilft, einen Einblick in die Theorie des Talents zu bekommen. Es muss allerdings deutlich darauf hingewiesen werden, dass eine entsprechende Förderung sehr wichtig für den Werdegang des Begabten ist. Der kulturelle Rahmen und die Bedingungen der Sozialisation bestimmen zusätzlich das Talent. Gerade in den Bereichen Sport und Musik gibt es keine „natürliche“ Entwicklung, da sie vollkommen durch eine jeweilige Kultur bestimmt werden. Das kulturelle Angebot greift auf anthropologische genetische Grundlagen zurück, so dass in jeder Kultur Sport und Musik betrieben werden kann. Inhalt, Komplexität und Leistungsniveau sind dennoch verschieden. Ein hoher Zeit- und Arbeitsaufwand muss aufgebracht werden, um dem talentierten Menschen die Möglichkeit einer Leistungssteigerung zu gewähren. Genetische Voraussetzungen sind die eine Seite, eine entsprechende Förderung und der Einfluss der Umwelt die andere.

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