Vom Potenzproblem zum Herzinfarkt

Potenzprobleme können ein erstes Zeichen für Gefäßerkrankungen sein. Männer mit Erektionsstörungen sollten vorsorgemäßig untersucht werden.

Ursachen für Potenzprobleme (die sogenannte erektile Dysfunktion) können organischer oder psychischer Art sein, und auch bei den organischen Ursachen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Daher sollte jeder Mann mit dauerhaften Erektionsstörungen (gelegentliche sind als normal zu betrachten) zunächst einmal andrologisch-urologisch untersucht werden. In den letzten Jahren ist durch mehrere Studien aber immer klarer geworden, dass die erektile Dysfunktion unter Umständen auch das erste Symptom einer Gefäßerkrankung sein kann.

Arteriosklerose betrifft alle Gefäße

Die Arteriosklerose, die zu Verengungen der arteriellen Blutgefäße führt, ist ein langsam fortschreitender Prozess, an dessen Ende der Verschluss eines Gefäßes steht. Je nach Lokalisation des Gefäßes kann das dann einen Herzinfarkt bedeuten (wenn es sich um ein koronares Herzgefäß handelt) oder, im Falle eines Hirngefäßes, einen Schlaganfall. Da die Arterien den ganzen Körper durchziehen und jedes Gewebe mit Blut versorgen, betrifft der Vorgang alle Gefäße. Zwar kann ein Gefäß schneller verschlossen werden als ein anderes, aber grundsätzlich sind von der Krankheit alle Gefäße betroffen, und jede Gefäßerkrankung muss sich auswirken auf die Funktion des Organs. Die Gefäße des Penis sind zahlreich und relativ klein im Durchmesser, somit zeigen sich an ihnen Veränderungen oft frühzeitiger als an den Gefäßen anderer Organe.

Erektionsstörung wenige Jahre vor Herzinfarkt

Viele Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass Erektionsstörungen ein Vorbote der koronaren Herzerkrankung sein können. Männer, die Erektionsstörungen hatten, aber noch keine anderen Symptome, bekamen diese (wie Schmerzen in der Brust und Atemnot) zwei bis drei Jahre später, oder es kam zu einem Herzinfarkt im Verlauf der nächsten fünf Jahre. So könnte die erektile Dysfunktion als ein Marker betrachtet werden, bei ihrem Auftreten sollte ein Mann sein Herz untersuchen lassen. Dies würde zu einer früheren Diagnose der koronaren Herzerkrankung führen und Herzinfarkte vermeiden helfen.

Wer ist gefährdet durch Arteriosklerose?

Es gibt eine genetische Komponente, gefährdeter ist man also, wenn in der Familie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten sind. Weiterhin spielen eine wichtige Rolle die Risikofaktoren: an erster Stelle Rauchen, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung (Erhöhung von Cholesterin oder Triglyzeriden im Blut). Je mehr Risikofaktoren man hat, umso größer ist die Gefährdung. Das größte Problem der Arteriosklerose ist, dass sie sich entwickelt und zunimmt ohne Symptome. Wenn die ersten Beschwerden auftreten, ist der Zustand oft schon fortgeschritten. Aufklärung ist dringend notwendig. Vielleicht wären viele junge Männer mehr zu beeindrucken durch die drohenden Potenzstörungen als durch den Herzinfarkt, – von dem sie ja annehmen, er komme sowieso erst im „höheren“ Lebensalter – und würden dann das Rauchen aufgeben, sich gesünder ernähren und mehr Sport treiben, um ihre Gefäße gesund zu erhalten.

Bei Potenzproblemen ans Herz denken

Ganz wesentlich ist jedenfalls nach den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass sich der Betroffene möglichst bald an einen Arzt wendet. Bei 20-30-jährigen Männern besteht eine erektile Dysfunktion in 2-3 %, bei 60-70 Jährigen leidet schon etwa die Hälfte darunter. Gerade diese Gruppe schweigt noch zu oft über dieses Thema, weil es die Probleme für altersbedingt und insofern „normal “ hält. Seit bekannt ist, dass diese Männer ein deutlich erhöhtes Risiko haben, in den nächsten Jahren eine Herzkrankheit zu entwickeln oder einen Schlaganfall zu erleiden, sollte man das Symptom erektile Dysfunktion aber in jedem Fall ernst nehmen und sich zum Arzt begeben. Dieser wird nicht mehr nur die endokrinologischen, neurologischen und vielfältige weitere Ursachen suchen, sondern auch und vor allem die nötigen Untersuchungen durchführen, die über den Zustand der Gefäße im allgemeinen Auskunft geben.

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