Warum macht der Hund, was er will?

Es gibt so viele Erklärungen von Hundehaltern, warum sich ihr Hund unerwünscht verhält. Doch welche Ursachen gibt es wirklich für Problemverhalten bei Hunden? Mit dem Begriff “Fehlverhalten” wertet man unerwünschtes Verhalten. Doch der Hund verhält sich immer nur artgerecht. Was er lernt, setzt er um. Doch wenn er macht, was er will, wird er schnell zum Problem. Um problematisches Verhalten bei Hunden zu beseitigen, müssen im ersten Schritt die Ursachen erkannt werden.

Die größte Fehlerquelle ist der Mensch

Der Hundehalter betrachtet sein Haustier oft nach menschlichen Maßstäben. Doch in diese Schablone passen Haushunde nicht, trotz ihrer extremen Anpassungsfähigkeit. Sie sind kein Kindersatz, kein “Mensch in Fell eingenäht“, kein Problemlöser auf vier Pfoten. Diese Interpretationen dürfen in der Hundeerziehung keine Rolle spielen. Sonst tanzt das vierbeinige “Kind” seinen Menschen ganz schnell “auf der Nase herum”.

Ursachen für problematisches Verhalten bei Hunden:

Reagiert man auf unerwünschtes Verhalten nicht so, das der Hund es versteht, wird er es wiederholen. Ein Beispiel: Der Hund verhält sich aggressiv an der Leine. Er bellt oder knurrt Artgenossen an, droht unüberhörbar. Der Hundehalter unterbricht das Verhalten nicht. Er bewegt sich unsicher, wirkt ängstlich und nervös. Er redet auf den Hund ein, streichelt ihn, gibt ihm ein Leckerli zur Beruhigung. Der Hund wird bestätigt. Seine “Show” an der Leine war erfolgreich.

1. Zu wenig Autorität und Inkonsequenz in der Hundeerziehung

Damit sich ein Hund in das Sozialgefüge mit Menschen eingliedern kann, muss er die Spielregeln lernen. Er braucht souveräne Bezugspersonen, die ihn konsequent, beständig und gerecht anführen. Ihn fordern und fördern. Der Hund muss Regeln nur gelegentlich befolgen. Er lernt, das er nicht immer folgen muss. Da somit Regeln für ihn keine Bedeutung haben, beachtet er sie zumeist nicht. (Mein Hund hört aufs Wort. Wenn ich rufe, kommst du her oder nicht, kommt er her oder nicht, und zwar sofort.)

2. Zu viele Freiheiten oder Langeweile in der Hundeerziehung

Vermenschlichung pur. Der Hund tut irgend etwas, der Halter akzeptiert diese Handlung. Er lässt dem Hund “seinen Willen”, man will ihn “nicht verärgern”. Der Vierbeiner bekommt keine Orientierung und lebt seine Triebe und Neigungen so aus, wie es eben passiert. Aus “Dankbarkeit” für so viel Handlungsfreiheit wird er nicht besser gehorchen. Im Gegenteil, er ignoriert.

Der Hund hat mit seinem Halter keinen Spaß. Es fehlt das gemeinsame Spiel und aktive Erlebnisse. Es gibt nur ödes Einerlei ohne artgerechte Beschäftigung und Abwechslung. Er wird nicht gelobt, man hat kaum Zeit für ihn. So verliert der Hund das Interesse an seinem Halter und sucht sich spannendere Beschäftigung (unerwünschtes Verhalten).

3. Menschen überhäufen ihren Hund mit Zuwendung

Der Vierbeiner bekommt ständig Häppchen, ohne dafür etwas zu tun. Er steht immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Als verwöhnter Familienliebling oder mit Liebe überhäufter Partner eines einsamen Herzens. So lernt der Hund nicht, was er soll. Ihm fehlt der Anreiz der Zuwendung, weil sie zu selbstverständlich ist. Keine Regeln, kein geregeltes Verhalten.

Mit dem Hund in Sätzen sprechen macht wenig Sinn, da er sie nicht versteht. Doch er kann Sprachmelodien deuten und das Erkennen von Hörzeichen erlernen (Sitz, Platz, Fuß, Stop, Gut, Nein). Spricht man sie zu monoton und ohne Akzentuierung, behindert das den Lernprozess. Lob und Tadel dürfen nicht zu ähnlich klingen. Ein weiterer Fehler sind Alternativen, z.B. Sitz, Setz Dich, Hinsetzen, Mach Sitz und Hock Dich abwechselnd zu verwenden.

Grundfehler in der Kommunikation Mensch-Hund

Hundehalter sind oft zu passiv. Dabei sind Hunde sehr kommunikativ mit ihrem Körper und beobachten genau. Ängstliche Bewegungen und eine eingedrückte Körperhaltung verunsichern sie. Gibt die menschliche Körpersprache falsche Signale, reagiert der Hund. Und diese Reaktionen sind zumeist unerwünscht (Aggression, Bellen, Anspringen).

Lobt man großzügig das der Hund ruhig sitzt, während er einen Artgenossen oder ein flüchtendes Kaninchen fixiert, lobt man Fixieren und Jagdinstinkt. Tadelt man den Hund, wenn er nach mehrfachem Rufen verspätet kommt, tadelt man sein Kommen. Wählt man für Lob oder Tadel den falschen Zeitpunkt, verliert der Hund die Orientierung.

Stimmlage, Körpersprache und falscher Zeitpunkt sind somit die drei wichtigsten Fehlerquellen. Belastet der Hund durch Fehlverhalten, sollte der Hundehalter diese drei Bereiche in seinem Verhältnis zum Hund überprüfen.

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