Was kennzeichnet Hysterische Menschen?

Die Angst der Hysteriker vor Notwendigkeit. Der Psychologe Riemann beschrieb den Freiheitsdrang hysterischer Menschen als Angst vor dem Tod. Spontan und voller Gedankensprünge leben sie ihre Phantasiewelten aus.

Die grundsätzliche Angst vor dem Endgültigen, Unausweichlichen und Begrenzten begünstigt die Entfaltung der hysterischen Persönlichkeit. Der Psychologe Fritz Riemann (1902-1979) beschrieb sie als ausgesprochen risikofreudig. Sie streben nach Veränderung und Freiheit, bejahen grundsätzlich alles Neue.

Hysterische Menschen leben von Augenblick zu Augenblick, meiden feste Pläne und klare Ziele. Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten versuchen sie zu meiden, da sie unter dem Aspekt der Freiheitsbeschränkung erlebt werden.

Hysterische Menschen leben in einer Gummiwelt

Sie wollen sich nicht den gültigen Spielregeln des zwischenmenschlichen Zusammenlebens anpassen, alles scheint beliebig nachgiebig und willkürlich dehnbar zu sein. Etwaige Hintertürchen lassen sich immer finden, um sich den Konsequenzen eigenen Handelns zu entziehen.

Das unausweichlich Festgelegte fürchten hysterisch Veranlagte zutiefst. Sie mögen weder biologische Gegebenheiten, Geschlechterrollen, Altern und Tod, Konventionen, Regeln noch Vorschriften und Gesetze für sich annehmen. So relativieren und bagatellisieren sie die Realität so oft es geht und suchen jede sich bietende Möglichkeit, um der Welt der Tatsachen ausweichen zu können.

Die Scheinfreiheit hysterischer Menschen

Sie leben in einer illusionären Unwirklichkeit, in der es nur Phantasie, Möglichkeiten und Wünsche gibt. Je mehr sie sich von ihrer eigentlichen Lebensrealität entfernen, um so stärker verlieren sie ihre Orientierungsfähigkeit. Die Kluft zwischen Wunschwelt und Wirklichkeit wächst.

Menschen mit hysterischer Struktur betreiben eine Vogel-Strauß-Politik und blenden die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung, Handlung und Folge für sich aus. Sie denken nur zielgerichtet an ihre Wünsche und ignorieren mögliche Konsequenzen, versuchen jedes Bedürfnis sofort zu befriedigen. Warten ist ihnen unerträglich, Versuchungen können sie schlecht widerstehen.

Hysterische Menschen erwarten Wunder und Patentlösungen

Sie entwickeln eine erstaunliche Naivität, um an Unmögliches zu glauben und sich den Forderungen und Gegebenheiten der Wirklichkeit zu entziehen. Sie sind talentiert im wunschgemäßen “Umdichten” von Zusammenhängen, entwickeln Geschicklichkeit im Vergessen unangenehmer Dinge und dem Ausweichen vor unbequemen Notwendigkeiten.

Pünktlichkeit, Zeitplanung und Einteilung sind ihnen lästig. Auch möchten sie lang unverbindliches Kind oder doch möglichst jugendlich bleiben, um sich voller Verantwortung entziehen zu können. Hysterische Menschen möchten die Illusion ewiger Jugend aufrecht erhalten. Sorgen und Aufregungen wehren sie ab, entziehen sich ihnen durch Ausreden oder Krankheit. In typischen Gedankensprüngen entwickeln sie eine Pseudologik, ihre Grundangst vor Endgültigkeit erkennen sie dabei nicht.

Hysterische Menschen neigen zur Angstverschiebung

Sie entwickeln Alternativängste. Platzangst, Straßenangst, Klaustrophobie oder Tierphobien zeigen sich oft alternativ zur Grundangst. Sie wird auf Nebensächliches, Harmloses und Vermeidbares verschoben. Sie neigen zu Panikreaktionen, da ihnen vernünftiges Durchdenken einer Situation zumeist nicht möglich ist.

Hysterische Menschen bemühen sich, immer nur im Augenblick zu leben, sich Verpflichtendem und Endgültigem zu entziehen. Ihr Leben hat oft etwas Fragmentarisches und Schillerndes, ihnen fehlt die Ich-Kontinuität für die Entwicklung eines erkennbaren Charakters. In die Enge gedrängt verwandeln sie Selbstvorwürfe sofort in Fremdvorwürfe, schieben Schuld bevorzugt auf andere Menschen. Kritik wird sofort zu Gegenkritik, sie entwickeln zunehmende Unaufrichtigkeit auch gegen sich selbst.

Der Hysteriker in der Partnerschaft

Hysterische Menschen brauchen ihren Partner wie einen Spiegel, um ihren Bedarf nach immerwährender Bestätigung zu befriedigen. Sie suchen ihnen möglichst ähnliche Menschen für die Liebesbeziehung, da sie im Anderen sich selbst wiederfinden möchten. Alternativ wählen sie auch oft einen unscheinbaren Partner, um sich von ihm um so glänzender abheben zu können.

Da sie auch in Bezug auf Partnerbeziehungen illusionäre Erwartungshaltungen entwickeln, sind ihre Lebenswege von häufigen Trennungen und Neuanfängen begleitet. Sie bleiben oft auf der ewigen Suche nach der “großen Liebe”. Sie lieben Veränderung um der Veränderung willen.

Zur Charakterisierung hysterischer Menschen

In der Kindheit kann Orientierungslosigkeit, aber auch ein zwanghaftes Umfeld, fehlende Identifikation oder das “Leben im goldenen Käfig” die Entstehung hysterischer Strukturen begünstigen. Hysterische Menschen stehen gern im Mittelpunkt, möchten bewundert und anerkannt werden um jeden Preis. Sie geben Versprechen, die sie nicht halten. Zeigen Imponiergehabe und Starallüren.

Sie sind häufig lebhaft, charmant und spontan, jedoch auch oberflächlich und leicht beeinflussbar. Hysteriker sind anpassungsfähig, wendig und kontaktfreudig. Auf den Augenblick gerichtet versuchen sie fortlaufend, ihr Geltungsbedürfnis zum Ausdruck zu bringen.

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