Wie gefährlich ist Elektrosmog?

Einige Vorsichtsmaßnahmen. Ob Handys und Co. einen Gehirntumor auslösen, ist wissenschaftlich umstritten. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen senkt man zumindest ein mögliches Risiko

Seit mehr als zwanzig Jahren stehen elektromagnetische Strahlen im Verdacht, Krebs auszulösen. Kopfschmerzen und Unwohlsein werden oft auf eine immer weiter zunehmende Handy-Strahlung zurückgeführt. Rückenwind bekommen die Strahlungs-Gegner unter anderem von einer Studie der Universität Örebro in Schweden aus dem Jahr 2006. Wissenschaftler hatten hier 905 Patienten, bei denen zwischen 1997 und 2003 ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, hinsichtlich ihres Umgangs mit Handys und schnurlosen Telefonen befragt. Anschließend haben sie die Aussagen mit 2162 Kontrollpersonen verglichen. Das Ergebnis: Wer länger als 10 Jahre ein Handy benutzt, erhöht die Wahrscheinlichkeit einen Gehirntumor zu bekommen um 39%.

Doch ganz andere Töne waren im Jahr 2006 von Seiten der Universitäten Mainz, Heidelberg und Bielefeld zu hören. Zwischen 2000 und 2003 wurden hier die Daten von insgesamt 844 Patienten mit einem Hirntumor und 1.535 zufällig ausgewählten Kontrollpersonen analysiert. Dabei entdeckten die beteiligten Wissenschaftler, dass selbst bei Menschen, die mindestens 30 Minuten täglich ein Handy nutzen, kein erhöhtes Hirntumorrisiko besteht. Genauso wenig, wie bei Benutzern von Schnurlostelefonen.

Studien-Ergebnisse variieren erheblich

In den vergangenen 10 Jahren sind mehr als 10.000 solcher Studien erschienen, die eine Wirkung elektromagnetischer Strahlen auf den menschlichen Organismus untersucht haben. Die Ergebnisse sind dabei, ähnlich wie oben beschrieben, sehr widersprüchlich. Wie soll man also mit den – möglicherweise – gefährlichen Strahlen umgehen?

SAR-Werte

Von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) – einem Gremium wissenschaftlicher Experten mit Sitz in Oberschleißheim bei München – werden Strahlungs-Grenzwerte für Handys und Co. festgelegt. Angegeben wird dabei die spezifische Absorptionsrate (SAR), die besagt, wie viel Strahlungsleistung (Watt) vom Körper aufgenommen wird. Die maximal zulässige SAR beträgt für den ganzen menschlichen Körper 0,08 W/ kg Körpergewicht und 2,00 W/ kg für einzelne Körperteile, wie beispielsweise den Kopf. Werden diese Werte eingehalten, dann erwärmt sich der Körper maximal um 1°C. Und dies gilt als nicht gesundheitsschädlich.

Von diesen Strahlen sind wir umgeben

  • Handys – zwischen 0,1 W/ kg und 1,94 W/ kg
  • Schnurloses Telefon (DECT) – ca. 0,1 W/ kg
  • DECT-Basisstation (bei 1m Abstand) – ca. 0,01 W/kg
  • mit W-LAN verbundener Computer (bei minimalem Abstand zum Körper) – ca. 0,1 W/ kg
  • WLAN-Antenne (WLAN-Zugangspunkt) – ca. 0,1 W/ kg

Die Strahlung, die von einem strahlungsarmen Handy ausgeht, ist also genauso stark, wie die Belastung, die durch ein schnurloses Telefon verursacht wird. Die Belastung durch eine DECT-Basisstation ist bereits 10x geringer als die des Hörers am Ohr, bei nur 1m Abstand von der Station. Interessanterweise ist die elektromagnetische Strahlung, die durch WLAN erzeugt wird, für den Körper genauso schädlich, wie die, die von Handys ausgeht. Vorausgesetzt man sitzt direkt vor dem Computer. Bei allen wird jedoch der empfohlene Grenzwert von 2,0 W/ kg nicht überschritten.

Übrigens ist der Elektrosmog von Funkweckern so gut wie nicht messbar. Und auch funkgestützte Außenthermometer werden vom Bundesamt für Strahlenschutz als unproblematisch eingestuft.

Doch warum sind dann die Aussagen über gesundheitliche Folgen so widersprüchlich?

Zum einen wurden in den bisherigen Studien Daten aus der Erinnerung der Teilnehmer rekonstruiert. Und solche Studienergebnisse sind zwangsläufig fehlerhaft. Denn wer kann schon aus der Erinnerung heraus sagen, wie oft und vor allem wie lange er beispielsweise im Jahr 2005 ein schnurloses Telefon genutzt hat? Andererseits wissen Forscher gar nicht recht, nach was genau sie eigentlich suchen sollen. Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, wie die Strahlung – und die damit einhergehende Erwärmung – dem menschlichen Körper eigentlich schaden könnte.

Möglicherweise werden Stoffwechselprozesse in unseren Zellen beeinträchtigt oder Genveränderungen erzeugt – doch bewiesen ist noch gar nichts. Da Handys und schnurlose Telefone erst seit weniger als 10 Jahren ein „Massenphänomen“ sind, können noch keine verlässlichen Aussagen über Langzeiteffekte gemacht werden. Tumore brauchen z.B. lange um sich zu entwickeln. Vorsichtshalber lässt sich aber die Strahlen-Belastung durch einige Vorsichtsmaßnahmen senken.

So senkt man die Strahlen-Belastung

Handys

  • Längere Telefonate von einem Festnetzanschluss aus führen
  • Bei unvermeidbar langen Handygesprächen regelmäßig das Ohr wechseln
  • Nach Möglichkeit eine Freisprechanlage (Headset) verwenden
  • Nur bei guten Empfangsbedingungen telefonieren (nicht in U-Bahn, im Auto oder einer Tiefgarage; das Handy sendet hier mit erhöhter Leistung)
  • Beim Telefonieren vom Auto aus eine Außenantenne gebrauchen
  • Strahlungsarme Handys nutzen (idealerweise SAR unter 0,6 W/ kg)
  • Handys nicht dicht am Körper tragen (also nicht in der Hosentasche etc)
  • Handy während des Wahlvorgangs nicht ans Ohr halten (gerade beim Verbindungsaufbau treten relativ hohe Strahlenbelastungen auf)

DECT/ Schnurlose Telefone

  • Nur in Ausnahmefällen schnurlose Telefone nutzen
  • Basisstation eines schnurlosen Telefons nur in einem Raum aufstellen, der selten benutzt wird
  • Eine Alternative zu Telefonen DECT-Standards sind schnurlose Telefone in Analogtechnik. Hier strahlen sowohl die Basisstation als auch der Hörer nur während der Benutzung

WLAN

  • Möglichst kein WLAN benutzen, sondern Kabelverbindungen verwenden
  • Unvermeidbare WLAN-Antennen nur in Räumen aufstellen, die selten genutzt werden
  • Während der Nutzung eines WLAN-Internetzugangs weitere, strahlende Geräte (z.B. Handys) ausschalten

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