Wie gestalten Jugendliche ihre Freizeit?

Geht der Stress auch nach der Schule weiter? Herkunft, Umfeld und Zeitgeschehen bestimmen das Freizeitverhalten der Jugendlichen. Soziale Schranken werden immer sichtbarer.

Im Allgemeinen scheint die Stimmung bei diesem Thema sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern eher trübe zu sein. Die sogenannte unbekümmerte Jugend von damals scheint es nicht mehr zu geben. Nach den Hausaufgaben ab auf’s Rad, nach draußen fahren, sich einfach so mit Freunden treffen – das ist heute fast gar nicht mehr möglich. Die meisten „Kidis“ haben neben dem täglichen Schulstress noch zahlreiche andere „Verpflichtungen“. Sofern sie von Haus aus privilegiert dazu sind, verbringen sie ihre Freizeit in Sportvereinen, beim Ballettunterricht oder in der Musikschule. Spontane Treffen mit Freunden, mal ein Kinobesuch oder einfach Zeit für’s freie Spiel, das gibt es höchstens noch am Wochenende. Denn neben den vielen Hausaufgaben verschluckt das Vereinstraining oder die musische Übungsstunde die Zeit, die sonst eventuell noch frei zur Verfügung gestanden hätte.

Soziale Chancengleichheit

Denen, deren Eltern es sich nicht leisten können die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes zu fördern, bleibt nur noch das Computerspiel im einsamen Kinderzimmer oder der Fernseher. Jedoch ist diese gesellschaftliche Spaltung nicht unbeachtet geblieben. So hat sich z. B. die Stiftung „Bürger für Leipzig“ zu dem Zweck gegründet, einkommensschwache Familien bei der musikalischen Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen. Kindern, deren Eltern Hartz-IV-Empfänger sind, wird nun die Möglichkeit gegeben, ein Musikinstrument zu erlernen. Dies ist ein wichtiger Impuls, der von Leipzig ausgeht und das Augenmerk auf die Chancengleichheit bei der musikalischen Ausbildung von Jugendlichen richtet.

Individuelle Vorlieben

Doch nicht jedes Kind bedarf dieser besonderen Begabtenförderung. Manchmal reicht zur Horizonterweiterung oder zum Ausleben der eigenen Individualität auch ein innig geliebtes Haustier aus, dem man sich fürsorglich hingeben kann, denn Verantwortung will auch gelernt sein und braucht Zeit.

Nicht selten sieht mit zunehmendem Alter, je nach Milieu, und vor allem in der Stadt die Freizeitgestaltung so aus, dass viele Schüler nach dem Unterricht sich in Internet-Cafés mit Freunden treffen zum Plaudern und gemeinsamen Surfen, anstatt sich auf direktem Weg an die Hausaufgaben zu machen. Beliebt sind auch bei schlechtem Wetter die Einkaufszentren der Städte, wo man sich mit Rolltreppenfahren, lustigen Flirts und noch mancherlei anderer Dinge die Zeit vertreiben kann.

Ist das als „ein Sproß der sozialen Kompetenzförderung“ anzusehen oder einfach als Folge mangelnder, elterlicher Fürsorge? Fakt ist, was auf der einen Seite vielleicht „zu viel des Guten“ ist, führt auf der anderen Seite in die Orientierungslosigkeit. In den seltesten Fällen gelingt der Tanz auf den schwingenden Gefühlsbändern der Jugend in wirklich zufriedenstellender Weise, denn oft ist diese Lösung wiederum mit Zeit verbunden – mit der Zeit, die für klärende Gespräche notwendig ist – mit der Zeit zum Zuhören – mit der Zeit zum Nachdenken – mit der Zeit zum Herauszufinden, was wann dran ist.

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