Wie gewinnt man mehr Selbstvertrauen?

Lernt man Freundschaft mit sich selbst zu schließen, so kann man seinen inneren Kritiker besiegen und sich so annehmen, wie man wirklich ist.

Der Psychotherapeut Dr. Rolf Merkle berichtet aus seinen beruflichen Erfahrungen, wie wichtig es sei, sich selbst zu achten. Er rät, sich zunächst zu fragen, was man unter Selbstachtung versteht. Wenn man einen anderen Menschen achtet, so respektiert man ihn. Man bringt ihm wohlwollende Wertschätzung entgegen, akzeptiert diesen Menschen so wie er ist – mit all seinen Fehlern und Schwächen. Man unterlässt alles, was diesen geachtete Person demütigen oder verletzen könnte. Einen geachteten Menschen hält man grundsätzlich für wertvoll und wichtig. Nur wenn man diese Einstellung auch gegenüber sich selbst hat, achtet man sich auch selbst.

Selbstachtung für ein gesundes Selbstwertgefühl

Jeder Mensch hätte ein Idealbild von sich. Wie er gerne wäre oder glaubt, sein zu müssen. Viele würden ihren Selbstwert davon abhängig machen, wie nahe sie ihrem Idealbild sind. Sie vergleichen sich innerlich immer wieder mit der idealen Person, die sie gern sein würden. Die dabei entdeckten Unterschiede verursachen ihnen oft Gefühle von Minderwertigkeit und Selbstablehnung. Der Psychotherapeut Merkle rät bei solchen Befindlichkeiten, einfach die Wahrheit über sich selbst zu entdecken. Jeder Mensch wäre schon so wie er ist liebenswert und wertvoll. Daran braucht man keine Bedingungen zu knüpfen. Nur tragen viele Menschen eine sozial geprägte innere Stimme in sich, mit der sie sich fortlaufend extrem kritisch und unfair abwerten. Diesen inneren Kritiker sollte man zum Schweigen bringen. Denn er wäre nur ein soziales Implantat, welches sich jeder selbst entfernen könne. Menschen sollten sich selbst nicht schlechter behandeln, als sie es auch mit einem für sie wertvollen und geschätzten anderen Menschen tun würden. Die bedingungslose Annahme der eigenen Person hilft, Selbstachtung zu erlernen und liebevoll mit sich selbst umzugehen.

Wertvoll sein für sich selbst – im Hier und Jetzt

Nicht selten verbinden Menschen hoch gesetzte Erwartungen an ihre Zufriedenheit mit sich selbst. Erst wenn sie ihr Äußeres auf bestimmte Weise verändern könnten, eine deutliche Menge Gewicht verloren oder einen gezielten beruflichen Erfolg erreicht hätten, könnten sie zufrieden sein. Nur wenn sie auch bestimmte materielle Dinge besitzen, die andere haben und sie derzeit noch nicht, können sie sich Selbstzufriedenheit vorstellen. Nur wenn sie einen hohen Grad Beliebtheit bei anderen Menschen oder einen bestimmten Partnerwunsch realisieren, wären sie in der Lage, Glück zu empfinden. Sie rennen ständig gehetzt hinter diesen mehr oder weniger realistischen Zielvorgaben hinterher, ohne einfach im Hier und Jetzt zu leben, sich so in dem Moment anzunehmen, wie sie gerade sind. Dabei kann man auch einfach nur so wie es ist mit sich selbst zufrieden sein. Man ist ein wertvoller Mensch, egal was man gerade besitzt oder mit wem man gerade zusammen ist. Unabhängig davon, wie alt man ist, wie man aussieht, welchen Status man hat, ob man gerade im Geld schwimmt oder eben sparen muss und auf Arbeitssuche ist. Man atmet, spürt seinen Körper, ist bei sich. Man darf sich einfach mögen, ohne jedes Wenn und Aber. Es braucht keine Verbesserung der Umstände, um sich selbst als liebenswerter und wertvoller Mensch empfinden zu können.

Sich selbst zu mögen ist kein Egoismus

Es sei weder hochmütig, selbstherrlich oder egoistisch, wenn man sich einfach mag. Auch ohne gleich perfekt zu sein. Dr. Merkle beschreibt, wie viele Vorurteile in den Köpfen der Menschen über Selbstliebe und Selbstannahme geistern. Es gehe nicht darum, überheblich, eitel oder von sich eingenommen zu sein. Auch verlangt Selbstliebe nicht die rosarote Brille, sich für den Nabel der Welt zu halten. Menschen, die sich so sehr emporheben, würden keine Selbstliebe empfinden. Gerade Menschen mit besonders starken Minderwertigkeitsgefühlen würden geringschätzig auf andere herabschauen. Menschen, die sich akzeptieren und mögen, hätten es nicht nötig, sich für etwas Besonderes zu halten. Wer sich selbst liebt und akzeptiert, kann auch andere akzeptieren und lieben. Selbstliebe sei die Grundvoraussetzung für mehr Selbstvertrauen. Man macht sich liebevolle Gedanken über sich selbst, nimmt Rücksicht auf sich und macht sich selbst Mut oder tröstet sich, wenn man in Schwierigkeiten ist. Man hört auf, sich ständig selbst Druck, Selbstvorwürfe und negative Gefühle der Wertlosigkeit einzureden. Man hört schlicht damit auf, sich selbst zu blockieren. Man ist sich selbst der allerbeste Freund oder die allerbeste Freundin.

Erst die Fähigkeit, sich selbst zu lieben, ermöglicht die ehrliche Liebe zu anderen. So verliert sich auch das ständige Verlangen nach Bestätigung und Wertschätzung durch einen Partner als Motiv für die Partnerwahl. Jeder Mensch wäre nach Ansicht des Psychotherapeuten Merkle in der Lage, sich selbst anzunehmen und zu lieben, wenn er nur innerlich bereit dazu ist.

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