Wie komme ich aus den Schulden raus – wer kann helfen?

Unter ihren Zahlungsverpflichtungen leiden 42 Prozent der Deutschen. 6,5 Millionen Menschen sind überschuldet.

Wie kommt man aus den Schulden raus? Keiner muss sich um seine Schulden sorgen machen, wenn es sich dabei um Bankdarlehen oder Ratenkredite handelt und die Zahlungen darauf regelmäßig und pünktlich geleistet werden. Für andere sind Schulden Problem. Laut Creditreform fühlen sich 42 Prozent der Deutschen bisweilen von ihren finanziellen Verpflichtungen überfordert. Ein großer Anteil der Gesamtbevölkerung ist von Überschuldung betroffen. Wenn unbezahlte Rechnungen überhandnehmen, die Gläubiger massiv auf Zahlung drängen, oder der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, ist es höchste Zeit zu handeln, Überschuldung könnte vorliegen.

Was ist Überschuldung?

Von Überschuldung wird gesprochen, wenn nach Abzug der Lebenshaltungskosten, fällige Verbindlichkeiten nicht mehr beglichen werden können. Creditreform Deutschland hat den Schuldneratlas 2010 veröffentlicht. Creditreform stellt fest, dass zum 1. Oktober 2016 6,49 Millionen Deutsche über 18 Jahren überschuldet sind. Das entspricht 9,5% der gesamten Bevölkerungsgruppe. Die Schulden betragen im Durschnitt 38.800 Euro je überschuldeter Person. Die Zahl der überschuldeten Personen hat gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 290.000 zugenommen. Überschuldung ist nach den veröffentlichten Zahlen ein ernsthaftes Problem für eine große Bevölkerungsgruppe.

Wenn die Schulden über den Kopf wachsen, muss man handeln

Rechnungen und Mahnungen ungeöffnet liegen zu lassen, nach dem Motto, „was ich nicht sehe, ist auch nicht da“, nützt nichts. Die Schulden bleiben und werden immer höher. Kosten von Rechtsanwälten und Inkassobüros kommen dazu. Kleine Schuldbeträge wachsen zu hohen Verbindlichkeiten.

Wie hoch sind die Schulden?

Der erste Schritt raus aus den Schulden beginnt damit, aufzulisten, wer welche Forderungen in welcher Höhe hat. Nur wer seine Schulden und seine Gläubiger kennt, kann seine Schulden regulieren. Kennt man die Gläubiger, weiß aber nicht, wie viel Geld man schuldet, kann man die aktuelle Höhe der Forderungen nachfragen. Wer Rechnungen weggeworfen hat und nicht weiß, wem er Geld schuldet, kann beim Gerichtsvollzieher nach den vorliegenden Pfändungsaufträgen fragen.

Wie viel Geld bleibt zur Schuldenregulierung?

Im zweiten Schritt muss man feststellen, wie viel Geld monatlich für die Schuldenregulierung übrig ist. Was von den monatlichen Einnahmen übrigbleibt, nachdem die Miete und die Kosten der Haushaltsführung abgezogen sind, steht zur Schuldentilgung zur Verfügung. Was kann an den Ausgaben gespart werden? Möglichkeiten zum Sparen gibt es einige:

  • Billiger und weniger einkaufen.
  • Auf Neuanschaffungen verzichten.
  • Handyverträge kündigen oder zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
  • Den Strom- oder Wasserlieferanten wechseln.
  • In eine billigere Wohnung umziehen.
  • Freizeitausgaben kürzen, oder ganz darauf verzichten.
  • Versicherungsverträge kündigen.
  • Auto abschaffen oder eine Nummer kleiner wählen.

Wer seine Schulden loswerden will, muss sich einschränken, muss Verzicht üben. Wer ein Haushaltsbuch führt, behält den Überblick über seine Einnahmen und seine Ausgaben.

Auf die Gläubiger zugehen und Zahlung anbieten

Nachdem man die Höhe seiner gesamten Schulden kennt und weiß, wie viel Geld zur Schuldentilgung im Monat verfügbar ist, kann man einen Zahlungsplan erstellen. Wie lange dauert es, bis mit der möglichen Zahlungsrate alle Schulden getilgt sind?

Angenommen, die gesamten Schulden belaufen sich auf 6.000 Euro und man hat 100 Euro im Monat für die Tilgung, dann dauert es 60 Monate, bis alle Schulden beglichen sind, vorausgesetzt, die Gläubiger verzichten auf Berechnung von Zinsen. Dauert die Schuldentilgung zu lange, muss man über einen Forderungsverzicht oder einen Teilforderungsverzicht verhandeln.

Wer kann helfen?

Man wendet sich jetzt am besten an eine Schuldnerberatungsstelle. Gemeinden und Wohlfahrtsverbände bieten kostenlose Hilfe für Schuldner an. Die Schuldnerberatungsstellen sind chronisch überlastet. Bis zu einem Beratungstermin, dauert es oft lange. Schneller geht es bei einem auf Schuldenregulierung spezialisierten Anwalt. Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, stellt das zuständige Amtsgericht einen Beratungsschein für die Kosten der Beratung aus. Mit Hilfe der Schuldnerberatungsstellen oder mit Hilfe eines Anwalts wird es leichter sein, die Gläubiger zu Zugeständnissen zu bewegen.

Wenn gar nichts mehr geht?

Wenn es trotz aller Anstrengungen und Einsparungsbemühungen nicht gelingt, Geld zur Schuldentilgung aufzubringen, oder wenn die Gläubiger nicht auf den Tilgungsvorschlag eingehen, bleibt der Weg in die Privatinsolvenz. Voraussetzung zur Eröffnung des Verbraucherinsolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht, ist das Scheitern der außergerichtlichen Schuldenregulierung. Darüber muss eine Bescheinigung von einem Anwalt oder einer zugelassenen Schuldenberatungsstelle vorgelegt werden.

Wer sich für das Insolvenzverfahren entschieden hat, soll konsequent alle Zahlungen einstellen. Miete, Strom- und Wasserrechnungen müssen weiterbezahlt werden, sonst droht die Wohnungskündigung und die Stromsperre. Zahlungen an Gläubiger sollen nicht mehr geleistet werden. Notfalls gibt man die Eidesstattliche Versicherung ab.

Auf keinen Fall darf man jetzt noch auf Rechnung bestellen oder andere Zahlungsverpflichtungen eingehen. Wenn nicht bezahlt wird, drohen Strafanzeigen und Strafverfahren wegen Betrugs.

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