Wirksamkeit von alternativer Medizin bei Unfruchtbarkeit

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch finden in der Schulmedizin oft nicht die Lösung ihres Problems. Können alternative Behandlungen helfen?

Alleine in Amerika sind etwa 7,3 Millionen Frauen von Unfruchtbarkeit und somit von unerfülltem Kinderwunsch betroffen. Wenn die schulmedizinischen Behandlungsmethoden versagen, oder zu teuer sind, wird oft alternative Medizin zu Rate gezogen.

Psychische Auswirkungen der Unfruchtbarkeit

Für viele Paare, deren Lebensplanung Kinder beinhaltet, ist die Erkenntnis, dass es auf natürlichem Wege „nicht klappt“ eine Katastrophe. Die Traurigkeit darüber, dass sie vielleicht nie eigene Kinder haben werden, führt in Kombination mit Schuldgefühlen und dem subjektiven Empfinden des Versagens oft zu tiefer Verzweiflung. Auch sind die Partnerschaften/Ehen der Betroffenen nicht selten in Gefahr: die Angst, verlassen zu werden, weil man der „unfruchtbare Part“ der Beziehung ist, darf nicht unterschätzt werden. Auch Schuldzuweisungen und Streitigkeiten durch die angespannte Lage können zu Trennungen führen.

Das Geschäft mit der Hoffnung

Für den eigenen Seelenfrieden und das Glück der Partnerschaft ist daher das Ergebnis der immer wieder durchgeführten Schwangerschaftstest ausschlaggebend. Traditionelle Behandlungsmethoden zeigen oft nicht den gewünschten Erfolg oder sind schlichtweg unerschwinglich. Kein Wunder, dass immer mehr alternative Angebote auf dem Markt erscheinen. Für die Anbieter lassen sich mit leeren Versprechungen hohe Gewinne erzielen. Denn wenn es um die letzte Hoffnung auf die Erfüllung des lang gehegten Kinderwunsches geht, wird nicht so sehr auf Preise geachtet.

Wirksamkeit der alternativen Behandlungen bei Kinderwunsch

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten: unwirksam, bedingt wirksam durch Placebo-Effekt, und wirksam. „Placebo-Effekt“ bedeutet, dass eine Verbesserung eintritt alleine durch den Glauben daran. Doch wie finden „unfruchtbare“ Paare heraus, welche Methode ihnen helfen könnte?

Bislang gibt es leider noch keine Studien, die eindeutig die Wirksamkeit, Unwirksamkeit, oder den Placebo-Effekt alternativer Methoden belegen können. Die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse sind lediglich als Hinweise zu deuten.

Nahrungsergänzungsmittel und Akupunktur werden häufig angewandt

Eine Studie an 250 Paaren, die wegen Kinderwunsch ärztliche Hilfe aufgesucht hatten, ergab, dass mehr als ein Drittel von ihnen auch komplementär- oder alternativmedizinische Hilfe in Anspruch nahm. Viele kombinierten sogar mehrere alternative Methoden.

Am häufigsten vertrauten die Paare auf:

  • Nahrungsergänzungen und Vitaminpräparate (etwa 14 Prozent)
  • Akupunktur (etwa 13 Prozent)
  • manuelle Therapie wie Griff-, und Massagetechniken (etwa zehn Prozent)
  • Kräuter (etwa sieben Prozent)
  • paranormales Heilen (etwa sechs Prozent)
  • Homöopathie (etwa drei Prozent)
  • natürliche Arzneimittel (etwa ein Prozent)

Hinweise auf gute Wirksamkeit von Akupunktur bei Kinderwunsch

Die Ergebnisse mehrerer Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft bei der IVF (in vitro fertilization, künstliche Befruchtung) erhöht. Unklar ist jedoch, durch welche biologischen Vorgänge dies geschieht, ob die Konzepte der Studien auch tatsächlich aussagekräftige Ergebnisse zulassen, und ob es sich um einen Placebo-Effekt handelt.

Chinesische Kräuter verbessern jene körperlichen Werte, die für die Empfängnis wichtig sind

Oftmals scheitert der mögliche Beginn einer Schwangerschaft an der Einnistung der befruchteten Eizelle. An dieser Einnistung sind unter anderem folgende Parameter beteiligt:

  • FSH: Follikel-stimulierendes Hormon, für Wachstum und Reifung der Eizelle
  • Serum Progesteron: ein für die Einnistung wesentliches Hormon
  • Dicke des Endometriums (innere Schicht der Gebärmutter)
  • Durchblutung des Endometriums

Bei einer Studie wurden diese Parameter vorher, nach der Einnahme von CHM (Chinese Herbal Medicine, chinesische Kräuter-Medizin), und nach der Einnahme von Placebo-Präparaten gemessen. Die Studien-Teilnehmerinnen waren fünfzig Frauen, die bereits mindestens zwei erfolglose künstliche Befruchtungen hinter sich hatten und von Spezialisten als „aus unerklärlichen Gründen unfruchtbar“ erklärt worden waren.

Die Ergebnisse: nach dreimonatiger Einnahme hatten sich sowohl alle relevanten Werte der Placebo-Gruppe als auch jene der CHM-Gruppe deutlich verbessert. Wobei die positiven Placebo-Effekte vergleichsweise geringer waren. Eine Schwangerschafts-Quote von etwa 34 Prozent konnte erreicht werden.

Fazit über alternative Medizin bei Kinderwunsch

Besonders bei neueren und unbekannten Methoden ist Skepsis geboten. Unter Umständen sind die Anwendungen nicht nur teuer und unwirksam, sondern gefährden sogar die Gesundheit. Unseriös wirkende Anbieter sollten gemieden werden!

Akupunktur könnte neben einer traditionellen Fruchtbarkeits-Behandlung unterstützend wirken. Auch die Einnahme von Kräutern, Tees, Globuli und Nahrungsergänzungen mag hilfreich sein. Jedoch ist hierbei eine Absprache mit dem Hausarzt oder Gynäkologen ratsam. Denn Neben- und Wechselwirkungen können auftreten.

Behandlungen, die insgesamt Entspannung und Wohlbefinden fördern (Massagen, autogenes Training, und ähnliche), können nicht falsch sein. Grundsätzlich gilt: je größer der Glaube an die Wirksamkeit einer alternativen Methode, desto größer die tatsächliche Wirksamkeit.

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