Die Ölsäure des Olivenöls senkt den Blutdruck

PNAS-Studie: Die ungesättigte Omega-Fettsäure wirkt über G-Proteine.

Ratten finden die Ölsäure des Olivenöls rattenscharf. Gegenüber Stearinsäure senkt sie den Blutdruck und erklärt damit die herzschützende Wirkung der Mittelmeer-Diät

Sommer, Sonne, Mittelmeer-Diät – oh Blutdruck mio! Die mediterrane Küche ist abwechslungsreich und enthält viel frisches Gemüse und Obst, Getreide, Bohnen und Nüsse, frische Fische, kleine Mengen an rotem Fleisch sowie als wichtige Fettquelle das Olivenöl des Olivenbaums. Einige Ernährungsstudien konnten bisher zeigen, dass die Mittelmeer-Diät oder Olivenöl das Herz vor Krankheiten schützt und den Blutdruck absenkt. Jedoch rätselt man wie dieser kardioprotektive Effekt zustande kommt, ob nur ein bestimmter Inhaltsstoff dafür verantwortlich ist, oder die Vielzahl der Inhaltsstoffe des Olivenöls wie zum Beispiel bioaktive phenolische Substanzen. Eine vorklinische Ernährungsstudie an Ratten bringt etwas mediterranes Sonnenlicht in das Dunkel der Vermutungen – die Ölsäure des Olivenöls senkt den Blutdruck kleiner Nagerherzen.

Das Triolein des Olivenöls enthält drei Ölsäure-Moleküle

Die Ölsäure gehört zu den einfach ungesättigten Omega-9-Fettsäuren und wird auch nach dem englischen Begriff „Mono-Unsaturated Fatty Acids“ als ein MUFA bezeichnet. Das griechische Omega symbolisiert bei ungesättigten Omega-9-Fettsäuren die C=C-Doppelbindung an Position 9 des gegenüberliegenden Endes der Carbonsäure-Gruppe. Die Ölsäure ist mit durchschnittlich 55 bis 83 Prozent die so genannte Leitfettsäure des Olivenöls. Einige Sonnenblumenölsorten können sogar noch mehr Ölsäure enthalten, Arganöl, Mandelöl und Rapsöl enthalten davon etwas weniger, Sojaöl dagegen nur etwas über 20 Prozent Ölsäure. Im Olivenöl kommen die Ölsäure-Moleküle hauptsächlich im Triglycerid Triolein vor, hier sind drei Ölsäure-Moleküle an einem Glycerin-Molekül verestert. Viele Menschen und viele Mittelmeer-Ratten finden die Mittelmeer-Diät und das Olivenöl rattenscharf – wollen Menschen im Tierversuch das Olivenöl der Mittelmeer-Diät an Ratten testen, setzen sie die Ratten auf Rattenpellet-Diät und geben ihnen zusätzlich verschiedene Pflanzenöle und Fettsäuren in das Futter.

Pellet-Diät mit Olivenöl, Triolein, Sojaöl oder Wasser: Olivenöl & Triolein senken den Blutdruck

Nehmen Mensch und Ratte das Triglycerid Triolein mit der Nahrung auf, wird es enzymatisch durch so genannte Lipasen in freie Ölsäure-Moleküle aufgespalten und in den Körper aufgenommen. Weibliche Sprague-Dawley-Ratten erhielten mit ihren normalen Rattenpellets in einer ersten Versuchsreihe noch zusätzlich alle 12 Stunden entweder Olivenöl, Sojaöl, Triolein oder Wasser. Dabei wurde ihnen vor dem Versuch und während des Versuchs der Blutdruck und die Frequenz des Herzschlags gemessen – mit einer Manschette am Rattenschwanz. Der Rattenschwanz an Daten zeigte, dass Olivenöl und Triolein den Blutdruck signifikant um 21 bis 26 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) senkte. Wasser und Sojaöl zeigten dagegen keine blutdrucksenkende Wirkung: In Wasser ist keine Ölsäure enthalten, in Sojaöl nur 20 Prozent Ölsäure.

Pellet-Diät mit Ölsäure, Elaidinsäure, Stearinsäure & Wasser: Nur die Ölsäure senkt den Blutdruck

Die gleiche Versuchsanordnung wurde nun noch einmal mit verschiedenen freien Fettsäuren durchgeführt. Stearinsäure hat wie die Ölsäure auch 18 Kohlenstoff-Atome, als gesättigte Fettsäure besitzt sie aber keine C=C-Doppelbindung an Position 9. Elaidinsäure ist eine trans-MUFA mit 18 Kohlenstoff-Atomen, als trans-9-Octadecen-Säure ist sie das so genannte Isomer der cis-Fettsäure Ölsäure. Der Rattenschwanz an Daten dieser Versuchsreihe zeigte auch hier, nur die Ölsäure vermag den Blutdruck um 17 mmHg zu senken. Die von der Struktur sehr ähnliche Elaidinsäure zeigte keine Wirkung, auch die im Olivenöl in geringen Mengen enthaltene Stearinsäure nicht.

Die Ölsäure des Olivenöls wirkt über G-Proteine

Dass nur die Ölsäure spezifisch den Blutdruck senkt, liegt an der Einlagerung der cis-Fettsäure in die aus Fettsäuren und anderen Lipiden bestehende Zellmembran. Dadurch ändern sie die Zusammensetzung und die Struktur unserer Zell-Lipidmembranen – man ist, was man isst. In Lipidmembranen sind auch so genannte membranständige G-Proteine eingelagert, die bei der Signalweiterleitungskette der Blutdruck-Regulation eine wichtige Rolle übernehmen, bei der so genannten Signaltransduktion. Gewebeproben aus den Gefäßwänden der Ratten-Aorta zeigten, dass verschiedene Untereinheiten der G-Proteine durch Olivenöl, Triolein und die Ölsäure herunter reguliert wurden.

Weitere Informationen:

Die Originalarbeit „Oleic acid content is responsible for the reduction in blood pressure induced by olive oil“ von S. Terés et al. können Sie momentan in englischer Sprache auf der Internet-Präsenz der „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) kostenlos als pdf-Datei herunter laden.

Bild-Informationen: Photorealistische Szenen erstellt mit „Persistence of Vision Ray-Tracer“. Molekülstruktur nach RCSB Protein Data Bank: Kohlenstoff-Atome (schwarz), Sauerstoff-Atome (rot), Wasserstoff-Atome (weiß).

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