Die Renaissance des Rieslings

Der Riesling ist zurück. Zu Recht, meint die Weinexpertin und Sommelière Ina Finn und erklärt die Wiedererweckung der Rebsorte.

Frau Finn, vor einigen Jahren ist der Riesling aus der Mode gekommen. Jetzt erlebt diese urdeutsche Rebsorte eine Renaissance. Was ist passiert?

In den 90er Jahren wurden berühmte Weinkritiker wie Robert Parker auf die exzellenten Rieslinge aufmerksam und begannen, sie zu bewerten. Vor allem die süßen Beeren- und Trockenbeerenauslesen weckten das Interesse. Daraufhin wurde es in den Toprestaurants von New York und anderen Metropolen hip, diese Art Rieslinge auf die Karte zu nehmen. Zu Beginn des neuen Milleniums schwappte der Riesling-Boom dann zurück nach Deutschland und wir begannen, uns wieder auf diese Edelrebsorte zu besinnen.

Warum ist der Riesling damals überhaupt aus dem Blickfeld der Weinkenner und -liebhaber verschwunden?

Vor einigen Jahren wurden entweder unglaublich saure oder pappig süße Rieslinge produziert. Das alte Potenzial der Rebsorte Riesling schien verschwunden zu sein. Heute findet man wieder wunderbar abgestimmte Rieslinge in jeder Qualitätsstufe.

Wodurch haben die Weine diesen Qualitätsschub erfahren?

Der Grund ist, dass junge Generationen in den Weinbaubetrieben nachgerückt sind und neue Ideen und Innovationen in die Keller bringen. Diese Winzer sind viel gereist, haben eine gute Ausbildung und arbeiten mit Lust und Leidenschaft. Und so entstehen dann Weine, die von dem Charakter und den Vorstellungen derer geprägt sind, die sie erzeugen.

Denkt man an Riesling, denkt man an Deutschland, Österreich oder das Elsass. Inzwischen findet man auch Rieslinge aus USA, Neuseeland und Australien. Riesling boomt ganz offensichtlich.

In keiner Metropole dieser Welt ist der Riesling von den Weinkarten wegzudenken. Da der Wein so erfolgreich ist, möchten natürlich auch andere Anbauländer auf diesen Zug aufspringen und pflanzen fleißig Rieslingrebstöcke. Allerdings sind dort in den seltensten Fällen die klimatischen Bedingungen zum Anbau der Rebsorte so ideal wie unseren kühleren Gefilden und die Qualitäten reichen lange nicht an die unserer Anbauregionen heran. Dies sage ich aus absoluter Überzeugung, ich habe schon viele internationale Rieslinge verkostet – es geht nichts über einen klassischen Riesling aus Deutschland oder Österreich.

Weinkenner sprechen im Zusammenhang mit Riesling häufig vom Terroir. Was bedeutet das?

Terroir ist das Zusammenspiel von Klima, Boden und Rebsorte. Da wir in unseren Anbaugebieten eine lange Weinbaugeschichte haben, wissen die Winzer ganz genau, wo sich die besten Lagen befinden und welche Rebsorten sich darauf am besten entwickeln. Es gibt nur wenige Rebsorten, wie eben den Riesling, die ihre Herkunft geschmacklich wiedergeben.

Was macht für Sie einen typischen Riesling aus?

Ein klassischer Riesling hat immer eine ausgeprägte, rassige Säure. Das gibt ihm eine angenehme Frische. Seine Aromen reichen von reifem gelben Apfel bis zu Weinbergspfirsich und Aprikose. Dabei hat er oft weniger als 10 vol/% Alkohol. Ein wunderbarer Wein gerade auch im Sommer. Und das Schöne: Gute Rieslinge haben, ob trocken oder restsüß, ein großes Potential zu reifen und sich auf der Flasche zu entwickelt.

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