Schlafstörungen zu Leibe rücken

Erholsamer Schlaf ist wichtig für eine gute Gesundheit. Die Gründe für andauernd gestörten Schlaf aber können vielfältig sein.

Lange Wachphasen, zu frühes Erwachen am Morgen, häufiges Aufwachen in der Nacht und unruhiger Schlaf führen – über längere Zeit andauernd – zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Vom Hausarzt werden Schlafprobleme vor allem durch die Besprechung von Stressauslösern und eine Verbesserung der Schlafgewohnheiten angegangen. Häufig wird dabei zur Überbrückung kurzfristig ein Arzneimittel verordnet. Viele Schlafprobleme werden auch behandelt, indem Erkrankungen kuriert werden, die Auslöser für die gestörte Nachtruhe sind.

Wenn sich allerdings alle eingeleiteten Therapien als erfolglos erweisen und weder ein körperliches Leiden, noch eine emotionale Belastung Grund für die Schlafschwierigkeiten sind, sollte ein «Schlaf-Experte» zu Rate gezogen werden.

Symptomorientiertes Spezialgebiet «Schlafmedizin»

Die «Schlafmedizin», die Somnologie, ist ein Fachgebiet, das sich aus der Schlafforschung herausgebildet hat. Es stützt sich auf spezialisiertes Fachwissen und auf spezifische Diagnosemethoden. So etwa die Polysomnographie, mit der im Schlaflabor während der ganzen Nacht verschiedene Körperfunktionen registriert werden.

Die im Jahr 2005 publizierte «Internationale Klassifikation der Schlafstörungen», die den Experten der Schlafmedizin als Standardwerk für die Einteilung und Diagnose von «Schlaf-Wach-Störungen» dient, beschreibt über 90 verschiedene Störungen des Schlafes. Ebenso sind in dieser Klassifikation 42 Krankheitsbestimmungen betreffend übermässiger Schläfrigkeit oder Schlaflosigkeit sowie 22 Diagnosen in Bezug auf Schlafprobleme mit «unliebsamen Begleiterscheinungen des Schlafes» zu finden. Beispielsweise das Schlafwandeln, das Sprechen im Schlaf, Albträume sowie Zähneknirschen, Schnarchen und andere «Besonderheiten».

Obschon Schlafstörungen verschiedene Ursachen haben können, sind sich die gestörten Befindlichkeiten am Tag vielfach sehr ähnlich. Um die Anzeichen einer Schlafstörung korrekt einordnen zu können, ist daher eine schlafmedizinische Differenzialdiagnostik notwendig.

Schlaflosigkeit (Insomnie)

Ein- oder Durchschlafstörungen und frühes Erwachen – ob zeitweilig oder beständig – werden als Schlaflosigkeit oder Insomnie bezeichnet. Hilfreiche Informationen für die Abklärung insomnischer Probleme ergeben sich bereits häufig aus einem Gespräch mit dem «Schlaf-Experten», in der sogenannten Schlafsprechstunde. Für eine genaue Krankheitsbestimmung können auch das Führen eines Schlaftagebuches und/oder eine mehrtägige Bewegungsregistrierung durch einen am Handgelenk getragenen Aktometer aufschlussreich sein. Chronischer Schlaflosigkeit ohne organische oder psychische Ursache kann der Patient bereits oft nach einer Aufklärung über «natürliche Veränderungen des Schlafes» entgegenarbeiten.

Atemstörung im Schlaf

Wenn körperliche Störungen im Schlaf vermutet werden, ist eine Schlafregistrierung angesagt. So etwa bei Verdacht auf das Schlafapnoe-Syndrom. Die «schlafbezogene Atemstörung» charakterisiert sich durch unruhigen Schlaf mit geräuschvollem, unregelmässigem Schnarchen sowie immer wieder auftretenden Atempausen. Dieser Schlaf ist nicht erholsam und führt zu morgendlicher Abgeschlagenheit und dumpfen Kopfschmerzen. Während des Tages ist der Patient oft müde. Art und Schweregrad dieser Krankheit können durch die Polysomnographie abgeklärt werden. Für die Behandlung der «Atemstörung im Schlaf» stehen diverse wirkungsvolle Heilbehandlungen zur Verfügung.

Schnarchgeräusche entstehen durch Bewegung von Weichteilgeweben im Gaumen- und Rachenbereich aufgrund der Erschlaffung der Muskeln im Schlaf. Abendlicher Alkoholkonsum, die Einnahme von Schlafmitteln, Übergewicht und Atemhindernisse im Nasen- oder Rachenraum sind häufig Gründe des primären Schnarchens. Da zwischen dem gewöhnlichen Schnarchen und der obstruktiven «Atemstörung im Schlaf» fliessende Zwischenstufen vorliegen, empfiehlt es sich, bei Patienten mit Anzeichen eines Schlafapnoe-Syndroms eine Schlafregistrierung durchzuführen, bevor eine Schnarchoperation im Rachenraum in Betracht gezogen wird.

Bewegungsstörungen im Schlaf

Neben dem Schlafapnoe-Syndrom gibt es auch andere körperliche Ursachen, wie etwa Bewegungsstörungen oder Schmerzen, die den Schlaf beeinträchtigen können. Mehr als 30% der Leute mittleren und höheren Alters haben während der Nacht Phasen, in denen sie Füsse, Beine oder Arme oft bewegen. Auch dies kann den Erholungswert des Schlafes mindern. Dass Durchschlafstörungen oder Müdigkeit am Tag auch auf häufige Beinbewegungen im Schlaf zurückgeführt werden können, zeigt manchmal erst eine nächtliche Schlafregistrierung. In solchen Problemfällen können verschiedene medikamentöse Therapien eingesetzt werden.

Eine Schlafregistrierung empfiehlt sich in gewissen Fällen ebenfalls bei Patienten mit dem Restless legs-Syndrom, einer neurologischen Störung, die sich durch unangenehme Gefühle in den Unterschenkeln oder Beinen mit starkem Bewegungsdrang äussert. Für die Behandlung dieses Syndroms stehen wirksame Medikamente zur Verfügung.

Narkolepsie

Auch zur Abklärung krankhafter Einschlafneigungen ist meistens eine Schlafregistrierung notwendig. Bei Verdacht auf Narkolepsie, bei der unbeabsichtigtes Einschlafen in unüblichen Situationen möglich ist, sind gelegentlich ebenso Schlafregistrierungen während des Tages erforderlich. Bei dieser Krankheit sind eine möglichst frühe Diagnose und eine möglichst baldige Therapieeinleitung wichtig, um dem Patienten ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen.

Nächtliche Dyspnoe und Parasomnien

Das Aufwachen mit Atemnot und Erstickungsangst kann Furcht vor dem Schlaf oder einer anscheinenden Krankheit hervorrufen. Daher ist bei der nächtlichen Dyspnoe eine genaue Abklärung durch den Facharzt äusserst wichtig. Werden keine organischen Gründe für diese beklemmenden nächtlichen Erlebnisse gefunden und liegt als Ursache eine Parasomnie vor, stehen Beratung und Aufklärung im Vordergrund der Behandlung.

Albträume, Schreien, Stöhnen, Sprechen, Zähneknirschen und andere im Schlaf peinlich oder gar gefährlich auftretende Verhaltensweisen, sogenannte Parasomnien, werden von den «Schlaf-Experten» als «Schlaf-Wach-Phänomene» gesehen, die sich durch ein teilweise schlafendes respektive teilweise erwachtes Gehirn erklären lassen.

Derartige ungewohnte Verhaltensweisen im Schlaf können aber auch Symptome eines medizinischen Problems darstellen (z.B. epileptisches Geschehen, Tumorleiden). Aus diesem Grunde sollten solche «Phänomene» vor allem wenn sie bei Erwachsenen neu auftreten – genau untersucht werden.

Somatisch ungefährliche Parasomnien verlieren durch Abklärungen und Beratungen dann auch häufig ihren beängstigenden Charakter. Viele dieser «Phänomene» können durch ein verändertes Schlafverhalten oder durch Medikamente unter Kontrolle gebracht werden.

Schlafstörungen in der Kindheit und im Alter

Das «Schlafwandeln» – plötzliches Aufsitzen im Bett mit offenen Augen, eher selten wandelnd das Schlafzimmer verlassen – und der «Nachtschreck», der Pavor nocturnus, der sich durch plötzliches lautes Schreien, angsterfüllten Gesichtsausdruck sowie Herzklopfen und Schwitzen charakterisiert, sind besonders im Alter von 4-10 Jahren verbreitet. Diese beiden bekanntesten Parasomnien treten zumeist familiär konzentriert auf und sind medizinisch harmlose «Schlaf-Wach-Phänomene»

Daneben kommen auch gewisse andere Schlafprobleme – wie Bewegungen beim Einschlafen, Bettnässen oder Albträume – im Kindesalter häufiger vor. Diese sind aber oft durch Aufklärung und Beratung der Eltern einfach zu lösen. Eine frühzeitige Abklärung empfiehlt sich allerdings bei Verdacht einer Schlafapnoe oder Narkolepsie, die bereits in der Kindheit auftreten können.

Ältere Menschen leiden allgemein an den gleichen Schlafproblemen wie in früheren Jahren. Allerdings nehmen die Schlafstörungen mit körperlichen Ursachen zu.

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