Bauschutt: Wertstoff oder Müll?

Recycling bringt Material zum Produktionsanfang zurück. Wer sich in Deutschland für Umwelt mit verantwortlich fühlt, kommt an den Themen Abfallvermeidung, -verwertung und -entsorgung nicht vorbei.

Nicht immer ist es möglich, Abfälle zu vermeiden oder alte Materialien direkt wieder zu verbauen. Immer häufiger werden aber historische Baustoffe verwendet, ebenso wie Baustoffe und Verfahren, die eine Wiederverwertung möglich machen.

Sekundärbaustoffe: Wer verwendet sie wofür?

So setzen Bauunternehmen recycelte Baustoffe bei der Unterfüllung von Baustraßen, Bodenplatten für Gewerbeobjekte sowie für Geländeauffüllungen oder bei Maßnahmen zur Verbesserung der Tragfähigkeit des Baugrunds ein.

Basis eines Umweltmanagements ist eine durchdachte Abfallentsorgung und Abfallvermeidung. Abfall der Wiederaufbereitung zuzuführen muss Vorrang haben vor der Deponieentsorgung. Unabdingbar sollte es beim Einsatz wiederaufbereiteter Baustoffe sein, dass sie umweltverträglich sind.In der Vergangenheit sind häufig gerade Recyclingbaustoffe durch Verunreinigungen in Verruf gekommen. Nicht nur der Preis, auch Qualität und Termintreue sollten daher bei der Auswahl eine Rolle spielen.

Wenn es um Recyclingbaustoffe geht, sind Bauherren nicht mehr so skeptisch wie noch vor Jahren. Entscheidend ist der Preis solcher Produkte. Es muss also Ziel sein, ökologische Erzeugnisse so kostengünstig zu machen, dass sie für gewinn- und geldorientiert Rechnende interessant werden.

Down-Cycling vermeiden

Zum Teil wird das Vorurteil „gebraucht gleich minderwertig“ zu Recht oder Unrecht auf Baustoffe übertragen. Auf der Strecke bleibt so manche ökologisch vernünftige Lösung, nicht zuletzt, weil so genanntes Down-Cycling befürchtet wird.

Um dem vorzubeugen, versuchen Recyclingbetriebe, die Sekundärbaustoffe mit Prüfzertifikaten auszustatten, damit sie von den betroffenen Menschen besser angenommen werden.

Nach wie vor sind die Recycling-Unternehmen vor allem Müll-Entsorgungsbetriebe: Viele leben vorrangig von den so genannten „Input-Aufträgen“, also davon, dass sie den Bauschutt von Abbruchbaustellen (kostenpflichtig) annehmen. Bauschutthalden mit verwertbarem, aber nicht abgerufenen Material sind die Folge.

Widersprüchliches Verhalten der Bau- und Umweltbehörden

Die so genannten „Outputaufträge“ dagegen sind nicht nur akzeptanz-, sondern auch wetterabhängig. Sie kommen vor allem von Tiefbauunternehmen und Sportplatzbauern, werden aber auch für Dachbegrünungen schon mal nachgefragt.

Zwar werden von Bauämtern in bestimmten Fällen Recyclingbaustoffe vorgeschrieben, doch stehen dem häufig andere Umweltaspekte unkoordiniert im Weg, zum Beispiel, wenn es um Baumaßnahmen in Wasserschutzgebieten geht, wo sie nicht eingesetzt werden dürfen.

Von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft ist es ein weiter Weg. Empfehlenswert für Baustoffe, die nicht deponiert, sondern wieder verwertet werden, ist in jedem Fall eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse: Sie zeigt, ob ein geordneter Rückbau unter dem Strich die kostengünstigste Alternative ist (oder eben nicht). Da ein Bauwerk nicht nach fünf oder acht Jahren zurückgegeben werden, sondern 50 oder 100 Jahre stehen soll, ist es ökologisch meist sinnvoll, die bestehende Bausubstanz zu erhalten und alle Prozesskreisläufe zu beachten.

Historische Baustoffe sind keine Sekundärbaustoffe

Sekundärbaustoffe sind übrigens etwas ganz Anderes als historische Baustoffe. Als „historische“ gelten Baustoffe aus vor- oder frühindustrieller Produktion, die im Rahmen von Abbrüchen oder des „selektiven Rückbaus“ von Gebäuden geborgen werden.

Die Akzeptanz für historische Baustoffe ist zurzeit größer, selbst wenn es für sie keine schriftlichen Qualitätszusagen gibt. Bezahlt wird vor allem für die Patina, die „gewachsene Schönheit“, der alten Baustoffe. Dabei wird in Kauf genommen, dass die Verarbeitung historischer Baumaterialien nicht selten zeitaufwändiger ist als der Einsatz neuer Baustoffe: Ein altes Basaltpflaster kann nur von Hand verlegt werden, ein auf alt getrimmtes Betonpflaster lässt sich auch (preiswerter) mit einer Pflastermaschine verarbeiten. Nicht immer sind jedoch historische Baustoffe teurer als neue Materialien – sie können manchmal sogar preiswerter sein.

Droht eine Kommerzialisierung des Handels mit historischem Baumaterial?

Denkmalpfleger stehen dem Einsatz historischer Materialien häufig bivalent gegenüber. Der Grund: Viele fürchten, dass sich die Szene der Verwerter historischer Materialien kommerzialisiert. Dazu kommt die Angst, dass Druck auf die Eigentümer und Eigentümerinnen alter Häuser ausgeübt wird, damit ihr Baumaterial sich ausschlachten lässt. Das ist dann nicht selten das Todesurteil für so ein Haus, es wird sozusagen zum Zweck einer „Organspende“ für ein anderes Haus geopfert.

Erforderlich im Sinne des Denkmalschutzes ist das aber nicht, weil so viel Material anfällt, dass es allein in alten Häusern gar nicht alles eingebaut werden kann. Nicht nur bei der Reparatur älterer Gebäude, die durchaus nicht immer denkmalgeschützt sein müssen, sondern auch beim Bau völlig neuer Häuser stellt sich inzwischen die Frage, ob historisches oder neues Material eingesetzt werden soll. So wählen manche Bauherren alte Ziegelböden, alte Balken oder alte Haustüren für ihr neues Haus.

Wiederverwendetes Baumaterial erschwert historische Zuordnung

Hausforscher mögen das nicht besonders – sie beklagen, dass es aufgrund des Einbaus von Materialien verschiedener Epochen in alte Häuser schwierig wird, das Alter eines Hauses zu bestimmen. Aber diese Schwierigkeit ist nicht neu. Seit Jahrhunderten schon haben Menschen altes Material verfallener Häuser zusammen mit neuen Baustoffen verwendet, um Bauten im Stil ihrer Zeit zu errichten, zu reparieren oder zu ergänzen.

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