Bio-Lebensmittel – besser als konventionelle?

Lebensmittel aus ökologischem Landbau, Bio-Produkte, weisen eine Reihe von Vorteilen gegenüber konventionellen auf – bei einer differenzierten Betrachtung.

Ob Lebensmittel aus ökologischem Landbau besser sind als ökologische ist für manche eine Glaubensfrage, für andere eine des rationalen Abwägens. Letzteres hat die Stiftung Warentest getan.

Stiftung Warentest wertet ihren Fundus an Tests aus

Im Sommer sorgte eine Veröffentlichung der Stiftung Warentest (test 6/10) für Aufsehen. In einer Art Meta-Test fasste die Stiftung die Ergebnisse von 85 Untersuchungen von frischen und verarbeiteten Bio-Lebensmitteln seit 2002 zusammen. Titel: Der Bio-Check.

Ihr Fazit: Im Durchschnitt

  • haben Bio-Produkte keine geschmacklichen Vorteile,
  • weisen nicht mehr bioaktive Stoffe wie z.B. sekundäre Pflanzenstoffe auf,
  • sind weitgehend unbelastet von Schadstoffen (vor allem Pestiziden): „Bioobst und Biogemüse vorbildlich“.

Ein differenziertes Ergebnis, dem noch einiges hinzuzufügen ist.

Was die Regenbogenpresse daraus macht

Ein buntes Blatt aus der Landschaft der Regenbogenpresse formulierte daraufhin die Schlagzeile „Bio ist nicht besser und nicht mal wirklich gesünder“ (Auf einen Blick 24/10). Wer so platt formuliert, unterschlägt viele Fakten. Schauen wir uns also die Argumente rund um Bio differenzierter an.

Was andere zu Bio sagen

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz teilte im Februar 2009 mit: „In neueren Untersuchungen zeichneten sich pflanzliche Produkte aus dem ökologischen Landbau häufig durch einen höheren Gehalt an Vitaminen, Mineralsstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen aus … Bioobst und Biogemüse enthalten weniger Nitrat und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Einige Untersuchungen weisen auf höhere Trockenmassegehalte ökologischer Erzeugnisse im Vergleich zu konventionellen Produkten hin. Dabei ergibt sich in einigen Fällen, dass der niedrigere Wassergehalt höhere Gehalte an wertgebenden Inhaltsstoffen bei Bio-Produkten zur Folge hat.

In Bio-Karotten zum Beispiel wurde ein um 12 Prozent höherer Gehalt des sekundären Pflanzenstoffs Beta-Carotin sowie ein 3- bis 4-fach geringerer Nitratgehalt als in konventionellen Karotten nachgewiesen. Bei Äpfeln aus biologischem Anbau konnte ein um 19 Prozent erhöhter Gehalt des sekundären

Tiere mögen Bio-Kost

Tatsächlich gibt es Analysen anderer Institutionen, in denen Bioobst und -gemüse in Bezug auf Geschmack und Inhaltsstoffe positiver bewertet werden als bei der Stiftung Warentest. Allerdings werden Unabhängigkeit und Seriosität der Stiftung in der Öffentlichkeit nicht angezweifelt.

Unterschiede können z.B. aus einem ungleichen Standort der Pflanzen (Sonneneinstrahlung, Nährstoffversorgung) oder verschiedenen Sorten resultieren.

Hinzu kommt, Stiftung Warentest hat überwiegend verarbeitete Lebensmittel in Bio-Qualität untersucht. Und auch hier gilt: Bio ist anders. Bei den Rezepturen wird auf Zusatzstoffe wie Aromen, Farbstoffe oder Verdickungsmittel verzichtet. Konsequenz: Bio schmeckt anders als gewohnt.

Bei Bio-Milch konstatierte sie allerdings eine deutliche Überlegenheit der Bio- gegenüber konventionellen Produkten. Grund: Die Kühe ernähren sich ganz überwiegend mit Grünfutter.

Auch wenn wir keine Geschmacksunterschiede feststellen können, mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass landwirtschaftliche Nutztiere, wenn ihnen die Wahl geboten wird, Futter aus Bio-Kultur vorziehen. Offensichtlich sind deren Sinne den unseren überlegen.

Worin Bio tatsächlich besser ist

Beim Einkauf von Obst, Gemüse, Milch oder Fleisch sollten Bio-Produkte die erste Wahl sein. Der ökologische Landbau versucht möglichst im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Einige wichtige Grundsätze:

Warum sind Bio-Produkte teurer?

Aufgrund der Rahmenbedingungen des ökologischen Landbaus können dessen Erzeugnisse nicht in einem Preiswettbewerb mit konventionellen bestehen. Es werden z.B. mehr Arbeitskräfte benötigt, der Flächenbedarf der Betriebe ist größer, da die Böden nicht so intensiv genutzt werden. Bei der Tierhaltung sind ebenfalls größere Flächen notwendig, weil die Tiere mehr Auslauf haben – sowohl im Freien, als auch im Stall. Durch den Verzicht auf Wachstumsförderer dauert die Mast länger und die Tiere werden später schlachtreif.

Den höheren Preisen stehen vielfältige Vorteile gegenüber – ökologische, soziale und ethische. Zudem sollten Sie bedenken: Der durchschnittliche bundesdeutsche Haushalt gibt etwa 14 % seines Einkommens für Nahrungsmittel aus. Darf es dann nicht mal etwas mehr sein?

Sind Sie es sich wert?

Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin

Bio-Produkte werden mit dem staatlichen Bio-Siegel gekennzeichnet (Bio nach EG-Öko-Verordnung). Dieses Siegel garantiert, dass die Bestimmungen der EG-Öko-Verordnung eingehalten werden. Daneben können auch die Kennzeichen der Verbände des ökologischen Anbaus verwendet werden.

Trotzdem zweifeln manche Verbraucherinnen und Verbraucher, ob sie der Sache trauen können. Dazu besteht kein Anlass. Es gilt der Grundsatz: Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin. Dafür sorgt das EG-Kontrollsystem. Jeder Bio-Hof wird mindestens einmal jährlich von einer staatlich zugelassenen privaten Kontrollstelle überprüft.

Nachhaltig und sozialverantwortlich konsumieren

Fazit: Bio-Produkte sind teurer, aber auch besser. Es gibt kaum chemische Rückstände (Pestizide, Nitrat). Die Tiere haben ein artgerechteres Leben als in der konventionellen Landwirtschaft, ein ethisches Argument für ein gutes Gewissen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Da sich die Tiere viel bewegen können, ist ihr Fleisch genussvoller. Sie werden artgerecht gehalten, so dass sie ihre natürlichen Verhaltungsweisen ausleben können. Rinder wollen auf die Weide, Schweine wühlen und suhlen, Hühner scharren und picken, im Sand baden.

Die nachhaltige Wirtschaftsweise verursacht weniger Energieverbrauch sowie Treibhausgase und erhält eine vielfältige, weniger belastete Natur.

Saisonal und regional einkaufen gilt auch hier

Obst und Gemüse zu kaufen, das aus der näheren Umgebung stammt und dann, wenn es erntereif angeboten wird, steht für ein weiteres Prinzip eines nachhaltigen Lebensstils.

Wir sind es gewohnt, dass der Handel ganzjährig ein breites Sortiment von Obst und Gemüse anbietet. Das ist durchaus angenehm. Häufig aber mit langen Transportwegen erkauft und entsprechend hohem Energieverbrauch sowie Schadstoffausstoß. Wenn die Produkte einige Tage im LKW unterwegs sind, werden sie unreif geerntet, damit sie bei uns im reifen Zustand eintreffen. Das führt zu Einbußen beim Geschmack und Nährstoffgehalt.

Deshalb propagieren die Verbraucher-Organisationen den Grundsatz des saisonalen und regionalen Einkaufs von Obst und Gemüse. Diese Lebensmittel haben einen besonderen Wert – sie sind klimafreundlich und weisen Vorteile bei Frische und Qualität auf.

Auch im Winter gibt es ein reichhaltiges regionales Angebot: verschiedene Kohlsorten, die als Gemüse oder teilweise auch Salat (Weißkohl) verwendet werden können, Porree oder Wirsing.

Saisonal und regional – die Vorteile:

Kurze Transportwege, dadurch geringer Energieverbrauch und Schadstoffausstoß

Angeboten wird, was Saison hat und erntereif ist. Die Erzeugnisse weisen einen höheren Gehalt an Farb- und Geschmacksstoffen auf

Frische: Es vergeht nur eine kurze Zeit, bis die geernteten Produkte in der Küche sind.

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