Blaue und rote Mauritius – die bekanntesten Briefmarken der Welt

Für Philatelisten aus aller Welt zählen die rote und die blaue Mauritius zu den begehrtesten Sammelobjekten, für die sie hohe Summen auszugeben bereit sind.

Die blaue Mauritius ist zwar weder die wertvollste noch die seltenste, dafür aber die mit Abstand bekannteste Briefmarke der Welt. Wie ihre kleine Schwester, die rote Mauritius, besticht sie durch ihre bezaubernde Schlichtheit. Erstmals ausgegeben wurde sie im Jahr 1847 und zeigt lediglich ein primitives Abbild der damaligen englischen Königin Victoria. Doch wie konnte eine solch schlichte Briefmarke wie die blaue Mauritius zu solcher Berühmtheit gelangen und einen Mythos begründen, der in der Welt der Philatelie einzigartig ist?

Geschichte – Mauritius soll Briefmarken erhalten

Nachdem der Gouverneur von Mauritius, Sir William Maynard Gomm, Ende 1846 eine Verordnung zur Ausgabe von Briefmarken (Ordinance No. 13) erlassen hatte, gab der mauritische Generalpostmeister James Stuart Brownrigg 1947 zwei Briefmarken in Auftrag. Eine rote im Wert von einem Penny, die für den Postverkehr innerhalb Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, bestimmt war (rote Mauritius); sowie eine blaue Briefmarke im Wert von zwei Pence, mit der die Post nach Übersee frankiert werden sollte (blaue Mauritius). Damit folgte die englische Kronkolonie dem Beispiel des Mutterlandes, das bereits seit 1840 Briefmarken ausgab.

Den Auftrag die Briefmarken zu entwerfen, erhielt der Graveur und Miniaturmaler Joseph Osmond Barnard. Auf der von ihm gestalteten Druckplatte gravierte er beide Werte nebeneinander ein, damit pro Arbeitsgang sowohl eine rote als auch eine blaue Mauritius im Tiefdruckverfahren hergestellt werden konnte. Für spätere Serien fertigte Barnard weitere Druckplatten an, mit welchen jeweils 12 rote und blaue Mauritius gedruckt werden konnten. Diese neuen Druckplatten blieben bis 1859 in Gebrauch.

Die erste Serie der roten und blauen Mauritus wurde 1847 ausgegeben

So konnten am 21. September 1847 die Erstserien beider Briefmarken ausgegeben werden. Sowohl die rote, als auch die blaue Mauritius starteten mit einer Auflage von 500 Stück. Beide Marken waren gleich gestaltet und unterschieden sich lediglich in ihrer Farbgebung. Wie in Großbritannien üblich, bildete das Profil der damaligen Königin Victoria den Mittelpunkt der ersten Briefmarken aus Mauritius. Auf ihrer Umrandung stand:

  • oben: Postage
  • rechts: Mauritius
  • unten: Wert
  • links: Post Office

Viele Briefmarken der Erstserie wurden von Gouverneur Gomms Ehefrau verschickt, die am 30. September 1847 einen Maskenball abhielt. Davon sind sieben Einladungen noch heute erhalten. Zwei davon mit dem Poststempel vom 21. September 1847.

Änderung von Post Office in Post Paid

Aufgrund der hohen Nachfrage mussten bereits 1848 weitere Exemplare der roten und blauen Mauritius ausgegeben werden. Ab der zweiten Serie wurde der Schriftzug auf der linken Seite von Post Office in das im englischen Königreich verwendete Post Paid geändert. Auf diese Änderung sind die astronomischen Preise zurückzuführen, welche die Post Office-Marken heutzutage bei Auktionen in aller Welt erzielen. Wobei die Beliebtheit der blauen Mauritius die ihrer kleinen Schwester bei weitem übertrifft.

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts das Gerücht umging, der Schriftzug Post Office sei nur ein Versehen gewesen, setzte eine in der Welt der Philatelie nie gekannte Nachfragewelle ein. Sowohl die rote als auch die blaue Mauritius wurden zum Mythos. Auch als sich herausstellte, dass auf der ersten Serie der Mauritius-Briefmarken tatsächlich Post Office stehen sollte, gierten Sammler danach, eines der seltenen Stücke zu besitzen.

Die verschollene Druckplatte

Als Joseph Osmond Barnard die erste Druckplatte der beiden Mauritius-Marken gravierte, war ihm sicher bewusst, dass er in die mauritische Geschichte eingehen würde. Dass die ersten Briefmarken aus Mauritius allerdings zu solchem Ruhm kommen würden, hätte er sicher nicht mal zu träumen gewagt. Als 1912 seine Original-Druckplatte aus dem Jahr 1847 wieder auftauchte, war dies eine philatelistische Sensation. Die damals schon beliebten Briefmarken wurden sowohl in umgekehrten Farben, als auch in schwarz nachgedruckt, ehe die Druckplatte 1930 verschwand. Sie gilt bis heute als verschollen.

Blaue Mauritius und rote Mauritius heute

Heute existieren noch acht gebrauchte und vier ungebrauchte Exemplare der blauen Mauritius. Drei der vier ungebrauchten Exemplare sind in Museen in London , Den Haag und Port Louis ausgestellt. Die vierte ungebrauchte blaue Mauritius befindet sich im Besitz der englischen Königsfamilie. Von der roten Mauritius existieren noch zwölf gebrauchte und zwei ungebrauchte Exemplare. Eine ungebrauchte rote Mauritius wird, gemeinsam mit einer postfrischen blauen Mauritius, im Blue Penny Museum in Port Louis ausgestellt. Die restlichen Exemplare befinden sich in Privatbesitz, wobei dei Identität der Besitzer zumeist geheimgehalten wird.

Wert der roten und blauen Mauritius

Wie bereits erwähnt, erzielen die Mauritius-Marken bei Auktionen regelmäßig astronomische Preise. Dabei wird für die blaue Mauritius wesentlich mehr geboten als für die rote Mauritius. Und für postfrische Briefmarken mehr als für gebrauchte. Ausnahmen bilden lediglich sogenannte Ganzstücke, also komplett erhaltene Briefe, die mit den Mauritius-Marken frankiert wurden. Auch sind die Briefmarken der ersten Serie mehr Wert als die der nachfolgenden Serien.

Eine postfrische blaue Mauritius der ersten Serie kann mehr als eine Million einbringen, während eine gebrauchte blaue Mauritius der zweiten Serie bereits für ein paar Tausend Euro den Besitzer wechseln kann. Eine gebrauchte rote Mauritius der Erstserie wurde 2009 für über 200.000 Euro versteigert. Besonders gut erhaltene postfrische Exemplare der roten Mauritius können hingegen mehrere Hunderttausend Euro wert sein.

Der Bordeaux-Brief, eines der bekanntesten Ganzstücke der Welt, wurde 1993 für über sechs Millionen Schweizer Franken versteigert, was umgerechnet ungefähr vier Millionen Euro entspricht. Der Bordeaux-Brief ist mit einer roten und einer blauen Mauritius frankiert. Sehr wertvoll ist auch der 1897 aufgetauchte Bombay-Brief, der 1989 für knapp zwei Millionen Euro unter den Hammer kam.

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