Bleiben oder gehen? Was tun, wenn die Beziehung in der Krise ist?

Wenn die Liebe in die Jahre kommt, dann stellt sich häufig die Frage: „Passen wir eigentlich noch zusammen?“ Eine Trennung kann die Lösung sein, muss aber nicht.

Die Schmetterlinge flattern längst nicht mehr, die Vertrautheit wird zur Routine und Streits belasten mehr und mehr den Beziehungsalltag. Hochs und Tiefs sind normal in jeder Partnerschaft, so lange man sich der Zusammengehörigkeit immer wieder bewusst wird. Wenn die Beziehung jedoch in eine ernsthafte Krise geraten ist, dann bleibt oft nur noch eine Entscheidung: Bleiben oder gehen?

Sich trennen – einfach so?

Eine These besagt, dass Paare sich heute zu leichtfertig trennen. Dass sie sich auf der Suche nach dem vollkommenen Glück mit großen Erwartungen in eine neue Beziehung stürzen, die dann auch zum Scheitern verurteilt ist, weil man nicht dazu bereit ist, an sich und der Partnerschaft zu arbeiten. Daran ist sicher viel Wahres. Es heißt aber auf der anderen Seite nicht, dass man an etwas festhalten muss, was unglücklich macht, nur weil man sich einmal dafür entschieden hat. Zur Arbeit an einer Partnerschaft gehört der Willen von beiden. Blauäugig auf bessere Zeiten zu hoffen, ist meist zwecklos.

Dort wo im Film das Happy End einsetzt und uns ein „Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-Lebensende“ vorgaukelt, da geht es im richtigen Leben erst los. Beziehung ist nicht etwas, was von alleine läuft, wenn man mal beschlossen hat, sich zusammen zu tun.

Meist setzt die Krise dann ein, wenn man eigentlich schon einige Bewährungsproben gemeistert hat, sich etwas Gemeinsames aufgebaut hat, die Kinder langsam erwachsen werden. Jahrelang hat man sich im Außen um alles gekümmert: finanzielle Versorgung, Erziehung, Haushalt, und hat dabei sich selbst völlig aus dem Blick verloren. Wenn dann eigentlich alles gesichert ist, dann erst findet man wieder zu sich selbst, stellt vielleicht fest, dass man sich verändert hat, dass sich die Gefühle verändert haben. Was tun?

Soll ich bleiben? – Der Partnerschaft eine Chance geben

  • Werden Sie sich über Ihre Gefühle und Ziele klar: Ist noch Liebe da? Können Sie sich im Zweifelsfall auf Ihren Partner verlassen? Gibt es noch gemeinsame Interessen und Ziele? Kann man noch miteinander lachen? Was verbindet, was trennt?
  • Stellen Sie sich Ihren Erwartungen: Wie stellen Sie sich die Liebe eigentlich vor? Sind diese Ansprüche realistisch? Ein Leben lang auf Händen getragen zu werden, Leidenschaft wie am ersten Tag, alles miteinander teilen – das sind Bilder, die über die Medien transportiert werden, in denen sich aber in den seltensten Fällen die Realität spiegelt. Welche Erwartungen haben Sie an eine Partnerschaft?
  • Miteinander reden: Selbst wenn jahrelang keine tiefer gehende Kommunikation stattgefunden hat, kann man lernen miteinander zu reden. Es kostet allerdings Mut, das anzusprechen, was man aus Harmonie stets verschwiegen hat. Man muss sich außerdem von der Wunschvorstellung verabschieden, dass alles so wie früher werden kann. Das heißt nicht, dass es nicht gut werden kann, aber ganz sicher anders.
  • Paartherapie: Häufig sind die Fronten so verhärtet, dass es Paaren nicht gelingt, sich von selbst aus der Verstrickung zu befreien. Eine Paartherapie kann helfen, Kommunikationsstörungen zu beheben, alte Muster aufzubrechen und an einer gemeinsamen Zukunftsperspektive zu bauen.

… oder gehen? – Das Ende einer Partnerschaft, eine Chance zu wachsen

  • Halten Sie sich das Ausmaß der Schwierigkeiten klar vor Augen: Die Vogel-Strauß-Politik wird meist aus der Angst vor Veränderung gespeist. Wie ist der reale Zustand Ihrer Partnerschaft? Haben Sie noch Respekt voreinander? Zeigt der Partner Bereitschaft, gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten? Wollen Sie selbst überhaupt noch Kraft und Energie in die Partnerschaft investieren?
  • Werden Sie sich über Ihre Wünsche und Lebensziele klar: Wer jahrelang als Paar gelebt hat, dem fällt es oft schwer, seine eigenen Ziele zu definieren. Wo möchten Sie noch hin im Leben? Lässt sich das an der Seite des Partners verwirklichen? Das heißt nicht, dass der Partner daran teilhaben muss, aber würde er eine derartige Veränderung unterstützen?
  • Zukunftsperspektiven ausmalen: Eine Trennung ist immer auch ein Weg der Selbstfindung. In jedem Alter. Auch mit 50, 60 oder 70 hat man vielleicht noch gute Jahre vor sich, die man für sich nutzen kann. Lenken Sie Ihren Blick auf Ihre Zukunft: Wie soll Ihr weiteres Leben aussehen? Welche neuen Perspektiven können Sie finden? Was können Sie jetzt für sich tun?
  • Therapeutische Unterstützung suchen: In langjährigen destruktiven Beziehungen bleibt häufig das Selbstvertrauen auf der Strecke. Dann kann es hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung zu suchen, um die Trennung zu verarbeiten.
  • Eine Trennung schmerzt – selbst wenn es gute Gründe gibt, eine Beziehung zu beenden, hat man doch auch gute Erlebnisse miteinander geteilt. Akzeptieren Sie Zeiten der Trauer und der Selbstzweifel. Geben Sie sich Zeit, sich selbst wieder zu entdecken.

Wenn die Liebe stirbt: Bleiben oder gehen?

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