Bulimie – die heimliche Krankheit

Die heimliche Krankheit Bulimie betrifft viele Menschen und bestimmt ihren Alltag. Eine Heilung kann gelingen, aber sie braucht viel Zeit.

Die genaue Anzahl der betroffenen Frauen und Männer in Deutschland lässt sich bei dieser Krankheit nur schwer sagen. Bulimie ist eine Krankheit der Heimlichkeit. Die Betroffenen haben bereits mehrere Jahre gegen diese Erkrankung angekämpft, meist erfolglos, bevor sie sich einem Arzt zum ersten Mal anvertrauen. Im Gegensatz zur Magersucht, bei der die Betroffenen sichtbar abgemagert sind, haben Bulimiker meist Normalgewicht oder nur leichtes Übergewicht. Doch warum ist Bulimie so gefährlich?

Die verdrängten Risiken

Bulimie endet in vielen Fällen tödlich. Durch die regelmäßige Ausdehnung des Magens durch Essanfälle, in denen gut und gerne 10.000 Kalorien auf einmal verschlungen werden, kann es zu Speiseröhrenrissen oder Magenwandeinrissen kommen. Das anschließende Erbrechen stellt eine enorme Belastung für den Körper dar, der meist unter Kaliummangel auf Grund des häufigen Erbrechens und Abführmittelmissbrauchs leidet, so dass es zu Herzproblemen bis hin zum Herzversagen kommen kann.

Bulimiker haben oft auch Zahnprobleme. Die Magensäure greift bei jedem Erbrechen den Zahnschmelz an und Parodontose oder Karies sind die Folge. Oft ist der Zahnarzt der erste, der die Anzeichen einer Bulimie erkennen kann. Des Weiteren werden die Haare stumpf und brüchig, da dem Körper wichtige Nährstoffe und Mineralien fehlen, die Haut wird trocken und teilweise schuppig.

Betroffene verdrängen oft die gefährlichen Auswirkungen ihrer Erkrankung, nach dem Motto, mich wird es schon nicht betreffen. Aber das ist ein großer Irrtum und solange eine derartige Verdrängung im Denken vorherrscht, ist eine erfolgreiche Therapie ausgeschlossen.

Der Alltag eines Bulimie-Erkrankten

Sollte der Betroffene noch berufstätig sein, versucht er tagsüber so wenig wie möglich zu essen, damit Kollegen nicht auf die Idee kommen, verschwundene Lebensmittel mit ihm in Verbindung zu bringen oder einfach, um den Anschein zu wecken, man selbst brauche etwas so Banales wie Nahrung nicht. Die Essanfälle finden dann meist abends hinter verschlossenen Türen statt.

Doch bei Weitem nicht alle Erkrankten sind noch in der Lage zu arbeiten, meist leben sie sehr zurückgezogen, haben den Kontakt zu Freunden und Bekannten nahezu abgebrochen und verlassen die Wohnung nur noch, um Lebensmittel in großen Mengen einzukaufen. Dabei gehen sie strategisch vor. Zweimal hintereinander in den selben Supermarkt zu gehen, kommt für sie nicht in Frage. Denn dann könnten ihre großen Mengen an Nahrung ja auffallen. Bulimiker fühlen sich stets beobachtet und fürchten, dass ihnen jeder ansieht, dass sie fressen und kotzen. Dies führt zu einer permanenten inneren Anspannung, deren Folge häufig Angsterkrankungen und Depressionen sind. Ihr ganzes Denken dreht sich nur noch um Essen und Erbrechen, Diäten und Angst, zu dick zu sein. Oft haben sie auch unter finanziellen Problemen zu leiden, da die Kosten für die vielen Lebensmittel enorm sein können. Diese finanziellen Problem belasten zusätzlich und können Depressionen noch verschlimmern.

Therapie und Heilungschancen

Haben die Betroffenen ihre Krankheit akzeptiert und verdrängen sie nicht länger, stellt sich die Frage nach der richtigen Therapie. Zuerst sollte ein stationärer Klinikaufenthalt in Angriff genommen werden. Durch die ständige Kontrolle durch Pfleger und die zahlreichen Gespräche mit Therapeuten und anderen Betroffenen lernt der Erkrankte, sich selbst und seine Krankheit besser zu verstehen, er lernt neue Verhaltensweisen kennen und übt sie unter Aufsicht ein. Die Dauer eines Klinikaufenthalts lässt sich pauschal nicht sagen, sie hängt von den individuellen Fortschritten des Bulimikers ab. Im Anschluss an den Klinikaufenthalt sollte mit einer ambulanten Therapie begonnen werden, um die nötige Unterstützung auch im Alltag zu erhalten und Schritt für Schritt zu einem normalen Alltagsleben zurück zu finden.

Man sollte nicht die falsche Erwartung haben, dass man nach ein paar Wochen geheilt ist und sollte nicht vergessen, dass man meist bereits viele Jahre unter der Bulimie gelitten hat. Deshalb braucht eine Heilung auch ihre Zeit und fordert eine lebenslange Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen Problemen. Es gelingt vielen Betroffenen, wieder zu einem normalen Essverhalten zurück zu finden, aber bei vielen sind die Gedanken rund ums Essen und die Angst, zu dick zu werden, ein lebenslanger Begleiter.

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