Burnout-Syndrom: Wenn der Beruf zur Qual wird

Eine Betroffene beschreibt, wie sie krank am Arbeitsplatz wurde. Der Perfektionismus und die Angst vorm Versagen schüren die Überforderung an. Am Ende rebelliert der Körper und Geist.

Anna Meyr (Name geändert) weiß heute, dass sie in ihrem beruflichen Alltag über Jahre direkt in das Burnout-Syndrom hineingesteuert war, ohne es ernsthaft zu merken. Langsam baute sich die Überarbeitung auf und ersteckte sich hinter dem Perfekt-sein-wollen. Mehr und mehr zehrte ein nicht greifbarer Zustand an ihrer Kraft, saugte schleichend die Energie aus ihrem Körper. Die Betroffenen, wie Anna, zeigen es nach außen nicht. Sie gehören oft zu den taffen Menschen. Doch irgendwann eskalieren die Gefühle und der Körper fängt an massiv zu rebellieren. Die einfachsten Alltagsthemen werden undurchführbar. Am Ende kommt der Totalausfall. Anna Meyr erzählt offen über ihre Gefühle und ihre körperlichen Beschwerden.

„In Wahrheit habe ich mich hinter dem Computer versteckt.“

„Man sitzt im Büro, zwischen netten Kollegen, an einer Arbeit, die eigentlich Spaß machen müsste, wäre da nicht permanent das dumpfe Gefühl, nur ja nicht zu versagen. Ständig macht sich der Glaube in einem breit, weniger Wert zu sein, und immer ist da der Zwang, besser sein zu müssen und mehr zu schaffen.“ Anna ist für ihre Kollegen eine hervorragende Mitarbeiterin, macht ihren Job mit Bravur. Sie ist immer freundlich und hilfsbereit. Keiner merkt, wie es ihr wirklich geht. Sie sitzt konzentriert und arbeitet fleißig an ihrem Computer. „In Wahrheit habe ich mich dahinter versteckt. Mich mehr und mehr in mich zurückgezogen. Ich tat so, als würde ich die E-Mails bearbeiten und kämpfte derweil mit meinen Gefühlen, die immer mächtiger wurden.“

Immer mühsamer wird der Arbeitsalltag, immer schwieriger jeden morgen ins Büro zu fahren. Und irgendwann hört das Leben am Montag in der früh auf und fängt am Freitagabend erst wieder an. Dazwischen geht es nur noch ums Durchhalten. So wird weitergemacht, bis schließlich ein Telefonanruf das Herz rasen lässt oder die Bitte eines Vorgesetzten kaum mehr ausführbar wird. Nur mit hoher Energie sind für die Betroffenen einfachste Dinge noch zu schaffen und diese Kraftanstrengung macht langsam aber sicher körperlich krank.

Noch merkt kein Außenstehender etwas und der Betroffenen ist immer noch der Macher und Könner. „Irgendwann wurden meine Gefühle so mächtig, dass eine neue Mail-Anfrage mich fast wahnsinnig machte. Ich bekam Herzrhythmus-Störungen und plötzlich ein Gefühl in der Brust, als bekäme ich einen Infarkt. Ich entschuldigte mich und rannte panisch zum Arzt. Doch da war nichts.“

„Nachts erwachte ich aus dem Schlaf und die Panik kroch in mir hoch.“

Der negative Alltagskreislauf dreht sich weiter und wird immer schneller. Endlich Feierabend und doch gleich wieder das furchtbare Wissen, morgen geht es weiter. „Nachts erwachte ich aus dem Schlaf und die Panik nahm meinen ganzen Körper in die Gewalt. Ich hatte das Gefühl ohnmächtig zu werden, die Ohren summten immer lauter, das Herz raste, dass ich nach Luft japste. Ich konnte mir den neuen Tag nicht mehr vorstellen.“

Der neue Tag, neue Panik, neue Kraft für das Funktionieren. Das geht solange bis der Kollaps kommt. „Plötzlich wackelte vor meinen Augen das Bild. Ich dachte, jetzt ist es aus. Mein Nacken wurde pelzig und die Welt fing sich an zu drehen wie in einem Karussell und hörte nicht mehr auf.“

Anna Meyr konnte nicht mehr gehen, nicht mehr gerade sitzen. Ihr Körper zwang sie zur Ruhe. Sie konnte nur noch mit geschlossenen Augen liegen. Die Untersuchungen brachten keine Ergebnisse. Schließlich erhielt sie die Diagnose: Burnout. Bei Anna Meyr riefen extreme Verspannungen in der Halswirbelregion diese massiven Schwindelzustände hervor. Ein Arzt riet ihr „zurück in ihre Mitte zu finden“. Anna Meyr machte über lange Zeit eine Psycho-Therapie. Ihr wurde klar, woher die Gefühle kommen und sie änderte ihr Leben und ihren Beruf. Heute kennt sie sich und ihre Gefühlswelt, kann einschätzen, wenn etwas falsch läuft und ihren Weg frühzeitig korrigieren.

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