Cyberbullying – Virtuelle Gefahr ganz real

Beleidigungen und Bedrohungen – was sich real auf dem Schulhof abspielt (und noch mehr), geht jetzt auch online. Doch was kann man als Opfer dagegen tun?

Megan Taylor Meier starb im Alter von 13 Jahren. Die junge US-Amerikanerin wurde jedoch weder Opfer einer unheilbaren Krankheit noch eines Verkehrsunfalls. Sie beging in Folge von Ereignissen, die sich im Internet abgespielt hatten und bei denen ihre (angebliche) Internet-Liebe – hinter dessen Profil sich jedoch die Mutter einer Klassenkameradin versteckte – sie beleidigte und beschimpfte, Selbstmord. Megan wurde Opfer eines Phänomens, das gerade unter Jugendlichen zunehmend eine traurige Berühmtheit erlangt – Cberbullying.

Was versteht man unter „Cyberbullying“?

Der Begriff „Cyberbullying“ bezeichnet eine große Bandbreite von Handlungen über das Internet oder via Handy, bei der ein oder mehrere Täter einer anderen Person oder Personengruppe Schaden zuzufügen. Sich zum Spaß im Internet zu beleidigen oder zu necken, fällt nicht unter Cyberbullying. Cyberbullying soll dem Opfer wehtun! Bei folgenden Verhaltensweisen handelt es sich um Cyberbullying:

  • Streuen von Gerüchten/Verbreiten von Lügen über das Opfer via Internet oder Handy
  • Beleidigungen/Beschimpfungen im Internet oder über Handy
  • Reale Bedrohungen des Opfers im Internet (in einigen Fällen hatten diese sehr reale Folgen im realen Leben)
  • Ausschließen aus/Verhindern des Beitritts zu Internet-Gruppen/-Foren
  • Erstellen von „Hassseiten“ über das Opfer
  • Übernahme einer fremden Identität im Internet, um z.B. die Freunde der Person, als die man sich ausgibt, zu beleidigen
  • Bekanntgabe persönlicher „Geheimnisse“ des Opfers auf sozialen Netzwerken
  • Das Einstellen demütigender Videos über das Opfer im Internet bzw. Verschicken per Handy („Happy Slapping“)

Welche Folgen hat Cyberbullying?

Cyberbullying kann ohne Auswirkungen bleiben oder auch zu drastischen Suizid-Aktionen der Opfer (wie im Fall der 14-jährigen Megan Meier) führen, die zum Glück sehr selten auftreten. Mögliche Folgen von Cyberbullying sind

  • Schulprobleme: Leistungs- und Konzentrationsprobleme, Schulschwänzen
  • Veränderungen des Verhaltens: Rückzug von Freunden, Aufgabe von Hobbys
  • Veränderungen der Stimmung: starke Traurigkeit, Frustration, Hilflosigkeit
  • Entwicklung psychischer Störungen: Depressionen, Angststörungen, Panikattacken
  • Körperlich anmutende Folgen: häufige Übelkeit/Kopfschmerzen/Appetitverlust/Schlafprobleme

Welche dieser Folgen (oder auch im Einzelfall andere Folgen) auftreten, ist individuell verschieden und hängt – außer von der Persönlichkeit des Opfers – auch von der Art und Häufigkeit der Cyberbullying-Vorfälle, der Unterstützung des Opfers durch andere etc. ab.

Wie häufig ist Cyberbullying?

Zwar ist Deutschland glücklicherweise noch nicht die Nr. 1 hinsichtlich der Häufigkeit von Cyberbullying, aber auch hier nimmt die Häufigkeit des Phänomens „Cyberbullying“ deutlich zu. Es ist davon auszugehen, dass mindestens 20-30% der Schüler (am meisten betroffene Opfergruppe) Opfer von Cyberbullying sind oder es schon einmal waren. Aktuelle Studien gehen auch in Deutschland mittlerweile von noch höheren Zahlen aus. Die meisten Fälle sind jedoch momentan noch im englischsprachigen Raum, v.a. in England und den USA bekannt.

Warum wird jemand zum „Cyberbullying-Täter“?

Es gibt nicht den Grund „Cyberbullying-Täter“, ein sogenannter Cyberbully, zu werden.

Es kann sich um

  • eine Möglichkeit der „Freizeitbeschäftigung“ für die Täter handeln. Häufig wissen Cyberbullies nicht, was sie mit ihrem Verhalten bewirken und halten ihr Tun eher für einen Spaß – der es für die Opfer jedoch definitiv nicht ist.
  • eine Art „Racheakt“ handeln, bei dem ein Opfer von Cyberbullying oder auch Mobbing, z.B. via Internet selbst zum Cyberbully wird und die ursprünglichen Täter (oder auch dritte Personen)auf eine anonyme Art und Weise angreift.
  • einen Täter handeln, dem es einfach Spass macht, bewusst andere Personen anzugreifen und zu quälen, sei es mittels Mobbing oder per Cyberbullying.

Natürlich kann es im Einzelfall noch viele andere Gründe mehr geben, warum jemand zum Cyberbully wird. Die genannten Gründe gehören jedoch sicher zu den häufiger vorkommenden Erklärungsansätzen.

Warum wird jemand zum Opfer von Cyberbullying?

Auch auf die Antwort zu dieser Frage gibt es bisher nur Hinweise, kein 100%iges Wissen. Zum einen werden häufig Personen zu Opfern von Cyberbullying, die auch schon Mobbing-Erfahrung haben, d.h. z.B. in der Schule häufig beschimpft, beleidigt oder körperlich attackiert wurden. Es kann z.B. der Fall auftreten, dass die Personen, die jemanden mobben, auch das Cyberbullying als neue Möglichkeit für sich entdecken und sich dafür jemanden aussuchen, bei dem sie auch schon mit Mobbing „Erfolg“ hatten. Aber auch Personen, die nie Probleme mit Mobbing hatten, können Opfer von Cyberbullying werden.

Um zu vermeiden bzw. die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, Opfer von Cyberbullying zu werden, sollte man aufpassen, was man im Internet von sich erzählt. Erzählt man sehr viel von sich, macht man es potenziellen Cyberbullying-Tätern, die ihre Opfer z.T. auch über soziale Netzwerke oder in Chatrooms finden, leichter. Jeder kann zum Opfer werden.

Was kann man gegen Cyberbullying tun?

Wer zum Opfer von Cyberbullying geworden ist, sollte

  • sich Hilfe suchen, sei es bei Freunden, Eltern, Lehrern (gerade wenn in der Schule entsprechende Probleme auftauchen, ist es ratsam, auch Lehrer oder sogar die Schulleitung zu informieren)
  • wenn es die Möglichkeit gibt, wie z.B. bei sozialen Netzwerken wie facebook, schülerVZ & Co. und das Opfer weiß, wer der Täter ist) den Täter melden via „Nutzer melden“-Button
  • sich (bei Tatort: Internet) aus dem entsprechenden Chatroom, dem sozialem Netzwerk, dem Forum etc. zurückziehen, bei Cyberbullying via Handy: Handynummer wechseln.
  • „Beweise“ sammeln: Entsprechende E-Mails, SMS etc. nicht löschen, sondern aufheben – als Beweise, falls der Täter entlarvt wird bzw. um ihn ausfindig zu machen
  • Sich über das Phänomen und über Selbsthilfegruppen informieren: Auch im Internet kann man Hilfe finden!

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