Das Flow Konzept

Anleitung zu mehr Glück und Zufriedenheit in Beruf und Familie. Wir alle streben nach Glück. Dabei glauben viele Menschen daran, dass materieller Reichtum der Schlüssel zum Glück sei.

Befragungen von Lottogewinnern haben gezeigt: Reichtum macht nicht glücklich. „Noch mehr” Geld und “noch mehr” Vermögen machen auch nicht zufriedener. Die anfängliche Euphorie hält im Durchschnitt nicht einmal ein Jahr an, danach überwiegen wieder die Alltagssorgen und der Grad der Zufriedenheit ist nicht höher als vor dem Gewinn.

Machen Schicksalsschläge unglücklich?

Umgekehrt gewöhnen sich auch Menschen nach schweren “Schicksalsschlägen” schnell an die neuen Lebensumstände. Die Untersuchung von Menschen, die nach einem Unfall gelähmt waren, zeigte, dass diese nach einer gewissen Zeit wieder genau so viel Freude am Leben hatten wie vollkommen gesunde Menschen. Wenn also nicht im Geld, im Reichtum und im Luxus, worin finden wir unser Glück?

Das “Flow”-Konzept

Der Psychologe Daniel Gilbert meint, dass wir erst dann dauerhaft glücklich sein könnten, wenn wir nicht mehr über Ziele und Veränderungen nachdenken müssten. Wenn wir also im Moment, im “Jetzt” so zufrieden sind, dass wir gar nicht an die Zukunft denken. Im Fach-Jargon amerikanischer Forscher wird dieses Gefühl der Zufriedenheit als “Flow” bezeichnet.

Flow als höchster Motivationszustand

Der Erfinder des “Flow”-Konzeptes, Mihaly Csikszentmihalyi, beschreibt “Flow” als einen Motivationszustand mit der höchsten in sich selbst wurzelnden Motivation, als harmonisches Erlebnis, bei dem Körper und Geist mühelos zusammenwirken, bis sich das Gefühl einstellt, dass etwas ganz Besonderes mit einem geschieht. Es bedeutet, in einer Tätigkeit vollkommen aufzugehen, sich in eine Aktivität so sehr zu versenken, dass man alles andere um sich herum vergisst.

Glücklich durch Arbeit

Da die meisten von uns einen Großteil ihrer Zeit mit Arbeit zubringen, ist Zufriedenheit im Job eine der wichtigsten Voraussetzungen zur allgemeinen Zufriedenheit. Der Schlüssel für den “Flow” im Beruf lautet Selbstbestimmung. Wer sich seine Zeit frei einteilen kann und autonom arbeitet, hat größere Chancen, diesen zu erleben. Die Art der Arbeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Ob es sich nun um eine körperliche oder geistige Tätigkeit handelt, solange wir selbstbestimmt arbeiten, haben wir mehr Spaß und Freude daran.

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie man auch bei wenig ansprechenden Tätigkeiten “Flow” erleben kann, bietet das Buch “Fish! Ein ungewöhnliches Motivationsbuch” der amerikanischen Autoren Stephen C. Lundin, Harry Paul und John Christensen. Sie erzählen von einer Abteilungsleiterin, die vergeblich versucht, ihre Mitarbeiter zu motivieren und die schließlich auf einem Fischmarkt lernt, wie man “Flow” in den scheinbar grauen Büroalltag bringt.

Die Schattenseite des Erfolgs

Ebenso wie Geld und Reichtum machen uns auch Ruhm und Erfolg nicht glücklicher. Pläne zu haben und Ziele zu verfolgen soll zwar die allgemeine Lebenszufriedenheit steigern, nicht aber die Anzahl unserer Glücksmomente. Denn wenn wir in Gedanken unsere Zukunft schmieden, lassen wir meist die vielen negativen Aspekte, die mit dem Erfolg einhergehen, außer Acht. Wir denken nicht daran, dass mehr Erfolg vielleicht mehr Arbeit, weniger Freizeit und andere weniger angenehme Konsequenzen bedeutet.

Macht Familie glücklicher?

Wir alle wollen nicht nur mit unserer Arbeit zufrieden sein, sondern vor allem auch privat. So lebt es sich zu zweit meistens glücklicher als alleine. Ein weit verbreiteter Irrtum ist aber, dass Kinder das Glück eines Paares automatisch mehren. Die Familie ist nach wie vor ein wichtiger Wert in unserer Gesellschaft, und viele Menschen glauben, mit Kindern glücklicher sein zu können als ohne. Umfragen ergeben allerdings, dass uns Kinder – genauso wenig wie Geld – nicht notwendigerweise glücklicher machen.

Andererseits bestimmen die Beziehungen, die wir pflegen, den Grad unserer Zufriedenheit und vor allem die Häufigkeit unserer Glücksmomente wesentlich mit. Die Pflege von Freundschaften, die Bindung zu anderen Menschen können uns mehr glückliche Momente verschaffen als vieles andere.

Fürs Glücklichsein gibt es kein Rezept

Würde es eine Anleitung zum Glücklichsein geben, so würden wir bestimmt alle danach leben. Es gibt kein Patentrezept, keine Regeln, die sich auf uns alle gleichermaßen anwenden ließen. Glück bedeutet für jeden von uns etwas anderes.

Sehr wohl gibt es aber Regeln, die man befolgen kann, um sich selbst nicht unglücklicher und unzufriedener zu machen. So stellt der österreichische Kommunikationswissenschafter und Psychotherapeut Paul Watzlawik in seiner “Anleitung zum Unglücklichsein”(1983) auf sarkastische Weise die gängigsten Methoden dar, die Menschen anwenden, um sich ihr Leben zu erschweren und ihre gute Laune zu trüben.

Schöne Momente schaffen und genießen

“Wer sein Glück vergrößern möchte, sollte sich mehr Momente verschaffen, in denen er auf etwas Schönes konzentriert ist”, sagte Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman in einem Interview mit Magazin “Wissen” der Süddeutschen Zeitung (Ausg. 12, 2006) und rät, sein Geld nicht für große Dinge (wie eine Villa oder ein teures Auto) auszugeben und stattdessen in den Urlaub zu fahren, Blumen zu schenken und Partys zu feiern.

Lesen Sie dazu auch, in welchen Ländern die Menschen am zufriedensten sind, warum Inselbewohner generell glücklicher sind, von welchen Faktoren es abhängt, ob wir glücklich oder zufrieden sind und wie man Glück messen kann.

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