Das Handy vermittelt Rauchern Restaurants und Cafès

Das eigene Handy wird zum Navi für Raucher. Denn es nennt Tausende Lokale, in denen Rauchen erlaubt ist. Ein Raucher-Paradies tut sich auf.

Uff – so mag der Raucher stöhnen, wenn er in Kassel oder Cottbus oder sonstwo aus dem Zug gestiegen ist und sich eine ansteckt. Er ist fremd in der Stadt und fragt sich natürlich, dem Nikotin geradezu verfallen, wo er denn überhaupt noch rauchen darf. In welchem Hotel, Restaurant, Café, Club? Was bisher schwierig war – das nämlich heraus zu finden – , ist jetzt kein Problem mehr. Denn das Handy hilft. Es wird zum Navigationssystem für Raucher. Und es bietet noch einiges mehr für Raucher.

Das Navigationsgerät für Raucher

Das auch außerhalb Deutschlands funktionierende System – basierend auf einem App, einer Applikation –, nennt allein in der Bundesrepublik 2.000 Orte, derzeit die meisten mit oder über 100.000 Einwohnern, wo es gastronomische Unternehmungen gibt, in denen Rauchen (noch) erlaubt ist. Dabei werden keinesfalls nur Adresse und Telefonnummer genannt. Wer ein Smartphone, ein iPhone oder ein Handy mit Android-Betriebssystem besitzt – und das sind laut Auskunft eines Experten bei „Saturn“ am Berliner Alexanderplatz schon über 50 Prozent -– erfährt noch weit mehr: Wie das Raucher-Etablissement eingerichtet ist, gemütlich mit Kerzen oder nüchtern-modern, ob und was es zu essen gibt, welche Whiskysorten oder Biere und Schnäpse zur Verfügung stehen, die Klientel wird beschrieben, ob alt oder jung, ob auch Pfeifen- und Zigarrenrauchen erlaubt ist. Das Raucher-Lokal wird regelrecht porträtiert. Dazu gehört auch die kartographische Darstellung, die auf neuesten GPS-Daten beruht, also einem Navi für Raucher entspricht. Aber auch das ist noch keineswegs alles.

Mitrauchzentrale wird Raucher-Treff und Nikotin-Blog

Nicht nur diese Lokale können sich registrieren, in die entsprechende App aufnehmen lassen – das kann sogar jedermann selbst tun. Wer also vielleicht in einer wenig ausgekundschafteten Ecke Berlins noch ein bis dato unerkanntes Raucher-Paradies entdeckt, stellt das kurzerhand ins entsprechende Netz. Er kann dazu noch ein Foto von sich selbst übermitteln und Kritik los werden oder Wünsche äußern – ja: Das ganze System, unter „Mitrauchzentrale“ (MRZ) auch im Internet zugänglich, wird zum Treff für Raucher, zum Nikotin-Blog, wenn man so will, zur Raucher-Börse. Einige Einträge, die da zu finden sind: „Wer kennt noch die Dresdner Marke Senussi?“ – „Sammle Zigarettenschachteln“ – „Möchte 25jährige Raucherin treffen“ – „Ist Lungenkrebs unvermeidlich?“ – „Wer hat Interesse an Raucherclub in Privatwohnung?“.

Die Tabakindustrie ist nicht involviert

Zu den Initiatoren und Gründern der Mitrauchzentrale gehört die Hamburger Marketingexpertin Birgit Henrichson. Sie will den ach so geplagten Rauchern „ein Stück Freiheit zurück geben“, sie spricht auch von einem „Akt der Notwehr und Selbsthilfe“. Für sie ist die Mitrauchzentrale „die heißeste App seit Entdeckung des Feuers“, und um auch weiter keine Bescheidenheit aufkommen zu lassen meint sie noch: „Wir wollen das Facebook des Rauchens werden“. Die Organisatoren betonen immer wieder, dass sie keine Gelder von der Tabakindustrie bekommen, dass die Zigarettenhersteller unbeteiligt sind.

Android wurde von Google gekauft

Apropos Android, die Voraussetzung für die neue Handy-App für Raucher: Das ist sowohl Betriebssystem als auch Softwareplattform für Mobilgeräte wie Smartphones, Mobiltelefone, Netbooks und Tablets. Das Unternehmen Android wurde im Herbst 2003 gegründet und knapp zwei Jahre danach schon von Google gekauft. Android wird mittels eines Touchscreens bedient, also durch Antippen. Im Android-Markt gibt es neben der Mitrauch-Applikation ein paar hunderttausend Anwendungen, pro Monat kommen mehr als 20.000 hinzu.

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