Der Polterabend: Wenn mit Geschirr gepoltert wird

Der Polterabend ist ein Brauch, Geschirr laut polternd gegen eine Wand zu schlagen, das die Brautleute gemeinsam aufkehren müssen.

Der Polterabend ist eine im Aussterben begriffene Sitte, sodass nur noch wenige Familien an einem solchen “Fest“ Vergnügen finden. Zudem gibt es wohl in den wenigsten Haushalten noch überflüssiges Geschirr, das man zerschlagen könnte. Die Wohnungen sind zu klein und die am anderen Tag stattfindende Hochzeit beansprucht mit ihren Vorbereitungen schon viel Raum, Kräfte und Geld, dass man den Vorabend lieber ruhig und unter sich begeht. Wo unbedingt “gepoltert“ werden soll, da lädt man sich einen frohen Kreis ein und kredenzt einen guten Tropfen zum oder nach dem Abendessen.

Wann sollte der Polterabend stattfinden?

Falls ein Polterabend gefeiert wird, kann man ihn auf den Tag der standesamtlichen Trauung legen; dadurch wird gleich zwei Tage lang gefeiert und die Hochzeit bekommt ein besonders festliches Gepräge und größeren Erinnerungswert. Vielfach ist es auch Sitte, dass gar nicht zum Polterabend eingeladen wird, sondern dass Freunde, Verwandte und Nachbarn von selbst kommen. Um der unbestimmten Gästezahl gerecht werden zu können, stellt man in solchen Fällen ein kaltes Büffet auf, sodass sich jeder selbst nach Wahl bedienen kann.

In welcher Kleidung sollten die Gäste gekleidet kommen?

Die Gäste sollten möglichst im Abendanzug kommen; jedenfalls sind Braut und Bräutigam festlich und abendlich gekleidet. Sie geben auch auf jeden Zutrunk Bescheid, selbstverständlich einigermaßen vernünftig, denn sonst gibt es am Hochzeitstag einen wirren Kopf oder gar einen Kater. Nach Möglichkeit fertigen gute Freunde auch ein Lebensprotokoll des Verlobten an, in welchem sie ihm lustige und dumme Begebenheiten aus seiner Vergangenheit vorhalten. Oder sie sagen wechselseitig Moritaten-Verse aus der Vergangenheit des Bräutigams auf, begraben oder ersäufen sein Junggesellensein sinnbildlich und bringen die Hochzeitsgeschenke einzeln herein, während kleine Gedichte vorgetragen werden. Bei jedem Geschenk wird ein Tusch am Klavier gespielt. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Brautschleier auf einem Kissen oder in einer Kassette, von einer Freundin oder der ersten Brautjungfer oder allen zusammen geschenkt, übergeben. Dazwischen wird getanzt. So endet harmlos und fröhlich die Brautzeit. Selbstverständlich werden alle Abspielungen auf frühere Beziehungen oder sonstige peinliche Dinge vermieden, denn sie könnten kränken oder Eifersucht erwecken.

Zum Poltern bekommt jeder einen eigens dafür bestimmten Geschirrteil

Zum Poltern, das den Abschluss des Festes bildet, bekommt jeder einen eigens dafür bestimmten Geschirrteil, der vielleicht schon angeschlagen, ein Einzelstück oder sonst wie wertlos ist. Man kann auch im Warenhaus einen Stoß billiger Teller dafür kaufen. Dieses Geschirr wird mit Krach (um die bösen Geister zu vertreiben!), Musik und Gesang gegen einen Wand geworfen. Gehen Sie dazu besser auf den Hof, in den Garten oder auf den Balkon! Hoffentlich folgt keine Anzeige wegen Ruhestörung.

Das Poltern in anderen Gegenden: Porzellan oder Glas

In anderen Gegenden wird das Poltern auf diese Weise verursacht, dass Freunde und Nachbarn am letzten Abend kommen und mitgebrachtes Porzellan oder Glas vor der Haustüre der Braut in Scherben schlagen. Das soll Glück bringen. Arbeit macht es jedenfalls, vielleicht auch böse Wohnungsnachbarn. Braut und Bräutigam kehren die Scherben gemeinsam auf und bitten zweckmäßig schon vorher die Hausbewohner um Nachsicht für solches Poltern. Der Abend wird rechtzeitig beendet, denn am anderen Tag muss man frisch sein.

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