Was der Schlaf mit Hormonen zu tun hat

Schlafen und Träumen sind Phänomene, die die Menschen schon immer fasziniert haben. Dabei spielen bestimmte Hormone für die Erholung eine große Rolle.

Über viele Jahrhunderte existierten mystische Vorstellungen darüber, weshalb lebendige Wesen schlafen müssen, und welche Bedeutung Träume dabei haben. Inzwischen weiß man, wie wichtig gerade die Tiefschlafphasen für Schönheit und Gesundheit sind. Doch auch Traum- bzw. REM-Phasen haben ihre Bedeutung für das körperlich-seelische Wohlbefinden.

Träume: Regeneration für die Seele

Offenbar nutzen die Träume den Menschen, um sich psychisch zu regenerieren und sich neue Handlungs- und Denkmöglichkeiten zu erschließen. In der REM-Phase des Schlafes, die begleitet ist von einem hohen Cortisolspiegel, werden die Gedächtnisinhalte, die sich tagsüber so angesammelt haben, für die „Festplatte“ ausgewählt. Das Abspeichern der aktuellen Informationen und Erlebnisse vollzieht sich dann in der Tiefschlafphase, in der – durch das Zirbeldrüsenhormon Melatonin gesteuert – vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet werden.

Menschen, denen etwas Schreckliches zugestoßen ist, kann man helfen, das Geschehene durch möglichst anhaltende Traumphasen zu verarbeiten; man spritzt ihnen Cortisol und hindert sie so daran, in Tiefschlafphasen zu geraten.

Hormone zum Aufwachen und zum Einschlafen

Vor dem Aufwachen steigt der Spiegel des „Weckhormons“ ACTH (Hormon der Hirnanhangsdrüse). Über die Blutbahn gelangt ACTH zur Nebennierenrinde und regt dort die Ausschüttung von Cortisol an. Cortisol setzt Energiereserven des Körpers frei. Jetzt erwacht der Körper.

Melatonin zählt zu den Neuropeptiden, hat eine enge Verwandtschaft zu dem bekannten Neurotransmitter Serotonin („Glückshormon“). Melatonin hat schlaffördernde Wirkung. Wenn unter dem Einfluss des abnehmenden Tageslichts die Melatoninsynthese ansteigt, geht eine eindeutige Botschaft durch den Körper: Stoffwechsel herunterfahren! Dank dieses Hormons ist es möglich, dass wir uns nachts erholen.

Melatonin und Wachstumshormon: nur nachts

Die Melatoninsekretion findet also nur nachts statt; sie ist nicht vom Schlaf abhängig, sondern vom Hell-Dunkel-Rhythmus. Bei zirkadianen Störungen wie dem Jet-lag-Syndrom, Schlafstörungen bei Schichtarbeitern, bei Blinden (der Hell-Dunkel-Rhythmus wird über die Netzhaut des Auges an das Gehirn vermittelt), bei Schlafstörungen infolge reduzierter Melatoninspiegel und bei Winterdepressionen können Melatoningaben helfen.

Melatonin wird eine jung erhaltende Fähigkeit nachgesagt, da es die Kraftwerke der Zellen einige Stufen herunterschaltet, und auf diese Weise Energieverschleuderung und vorzeitigem Verschleiß vorbeugt. Auch die Körpertemperatur wird durch Melatonin reduziert; dies verschafft dem Organismus die Möglichkeit, sich an Reparaturen zu machen. Läuft die Energieverbrennung und -gewinnung auf Hochtouren, ist dies kaum möglich.

Mit fortschreitendem Alter büßt der Körper die Fähigkeit ein, nachts seine Körpertemperatur zu senken. Das könnte einer der Gründe sein, weshalb sich ältere Menschen am Morgen nicht richtig erholt fühlen.

Das Wachstumshormon wird von der Hypophyse, das ist die Hirnanhangsdrüse, gebildet und während des Schlafs freigesetzt. Kinder wachsen gewissermaßen im Schlaf. Das Wachstumshormon hat Einfluss auf Schlaftiefe und Schlafarchitektur (= Wechsel der REM- und Non-REM-Phasen, also der Traum- und der Tiefschlafphasen).

Adrenalin sorgt für Schlafstörungen

Wohl jeder von uns war schon einmal in dieser Situation: Man liegt im Bett, ist eigentlich todmüde und kann nicht einschlafen, weil man etwas Aufwühlendes erlebt hat, oder weil man die Gedanken nicht von einer großen Sorge lenken kann.

Stress führt zu einer Schlafblockade. Das in jeder Stress-Situation ausgeschüttete Adrenalin ist am Abend geradezu „kontraproduktiv“. Es verlangt vom Organismus Wachheit und Reaktionsbereitschaft. Das Herz klopft, der Atem geht schneller – so kann niemand einschlafen. Auch nächtliches Aufwachen kann seine Ursache in einem zu hohen Adrenalinspiegel haben, der den Tiefschlaf verhindert.

Zu wenig Östrogen – zu wenig Schlaf

Viele Frauen haben in den Wechseljahren unter vegetativen Störungen zu leiden. Und das kann eine ganze Palette von Folgen haben, denn das vegetative Nervensystem hat fast den gesamten Organismus im Griff: Atmung, Verdauung, Herztätigkeit, Wärmeregulierung. All dies sind Bereiche, die man mit dem Willen nicht steuern kann. Schuld an diesen vegetativen Störungen ist in der Hauptsache der Östrogenmangel.

Bei Störungen im vegetativen Nervensystem stellen sich Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen ein. Ein Teufelskreis. Denn Menschen, deren Schlaf gestört ist, werden nervös und reizbar. Schlimmer noch: Menschen, in deren Schlafarchitektur es an REM-Phasen (= Traumphasen) mangelt, geraten mehr und mehr in eine emotionale Erstarrung. Sie werden gleichgültig und lustlos. Auch die Menschen, die vor dem Ende der REM-Phasen erwachen, also ihre Träume nicht zu Ende träumen können, drohen seelisch zu verarmen.

Progesteron fördert den Schlaf

Progesteron könnte man fast ein Heilmittel für die Seele nennen. Dieses Hormon wirkt ausgleichend, weil es im Gehirn die Bildung körpereigener Opiate anregt. Diese Opiate kommen nur in sehr geringen Dosen im Körper vor, dennoch haben sie eine schmerzstillende, ausgleichende und beruhigende Wirkung.

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