Der stockende Start des Superjumbo Airbus A380, eine teure Affäre

Europas Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, ist bislang kein wirtschaftlicher Erfolg, sondern eine Serie aus Pleiten, Pech und Pannen.

Rund 350 Millionen Dollar müssen Flugkonzerne zahlen, um 555 Passagiere in einem Flieger transportieren zu können. Der Volksmund nennt den Airbus A380 als Steigerung zu Jumbo-Jet den Superjumbo. Weniger super, aber im Preis inbegriffen, war eine Reihe technischer Mängel und Lieferverzögerungen.

Rollout des Airbus A380 mit Prominenz aus der EU

Als am 18. Januar 2005 der erste Prototyp der Öffentlichkeit präsentiert wurde, waren nicht nur Vertreter der Presse zu Gast, sondern auch die Staats- und Regierungschefs Gerhard Schröder, Luis Zapatero, Tony Blair und Jacques Chirac. Der Airbus A380 war ein ehrgeiziges Projekt: Pläne zu seiner Entwicklung gingen schon bis in die 1980er Jahre zurück, seine Fertigung wurde über alle vier Länder verteilt, in denen Airbus Standorte betreibt: Aus dem englischen Broughton kommen die Flügel, aus Hamburg-Finkenwerder und anderen Standorten Deutschlands Teile des Bugs und die Kabinenausrüstung, aus Getafe in Spanien das Heck, bis schließlich in Toulouse die Teile zusammengebaut werden. An ein solches Europa übergreifendes Großprojekt stellte man hohe Erwartungen, die von Beginn an enttäuscht wurden.

Pannen vor der Lieferung: Brechende Flügel, schlechte Elektronik und kurze Kabel

Der Erstflug der Maschine am 27. April 2005 verlief noch erfolgreich. Die sechsköpfige Besatzung konnte auf ihre Fallschirme zwar verzichten, musste aber wetterbedingt eine unübliche Route nehmen, nicht über den Atlantik, sondern entlang der Pyrenäen.

Anfang 2006 traten gröbere Mängel des Airbus A380 zutage. Die Tragflächen bestanden nicht den so genannten Biegetest und rissen zwischen den Triebwerken bei einer Belastung, die unterhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Wertes lag. Im Juni 2006 entdeckte man Probleme mit der Kabinenelektronik, die der Arbeitsteilung an verschiedenen Standorten entsprangen. Die Betriebssystemen der Standorte waren nicht kompatibel und so mussten die entwickelte Elektronik von Hand konvertiert werden, was ein halbes Jahr in Anspruch nahm.

Anfang Oktober 2006 gab die Leitung von Airbus bekannt, dass sich die Auslieferung des A380 um ein weiteres Jahr verzögern würde. Grund waren diesmal zu kurze Kabel aus dem Werk in Hamburg.

Kleine Pannen: Verspätete Auslieferung, verschmorte Kabel, platzende Reifen

Als die Singapore Airlines im Oktober 2007 das erste Flugzeug des Typs A380 geliefert bekam, war der Airbus-Mutterkonzern EADS bereits weit über einem Jahr in Verzug. Mit den ausbleibenden Einnahmen und den Konventionalstrafen, die von den geschädigten Fluggesellschaften eingefordert wurden, belief sich der wirtschaftliche Schaden für Airbus bei 4,8 Milliarden Euro, auch wenn keiner der Kunden seine Bestellung zurückzog.

Selbst nach vier Jahren Laufzeit hat Airbus die Probleme seines Flaggschiffs immer noch nicht im Griff. 2009 musste Qantas seine Maschinen wegen auslaufender Tanks am Boden lassen und Emirates Airlines beschwerte sich über verschmorte Kabel und vielerlei kleine Defekte, die ständig auftraten. Platzende Reifen bei der Landung einer ihrer Maschinen in Sydney verärgerten 2010 die Fluggesellschaft Qantas.

Große Pannen am Triebwerk des Airbus A380

Seit 2009 treten immer wieder Probleme mit den Triebwerken auf, die schon zu Notlandungen zwangen. Anfang dieses Jahres explodierte sogar das Triebwerk einer Qantas-Maschine, glücklicherweise vor dem Start. Qantas forderte erfolgreich 70 Millionen Euro Schadenersatz vom Hersteller der Triebwerke, Rolls-Royce. Airbus jedoch kosteten die vielen kleinen und großen Pannen zum ersten Mal einen amerikanischen Großkunden, die Leasing-Gesellschaft ILFC, die statt dessen kleinere Flugzeuge anforderte.

Dabei braucht Airbus Aufträge. Nach all den Pannen spielt der Airbus A380 erst Gewinne ein, wenn 420 verkauften Exemplaren Gewinne ein. Bislang sind 236 Stück bestellt worden – und erst 54 ausgeliefert.

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