Die Erde ist eine Scheibe… oder doch nicht?

Im Mittelalter glaubten die Menschen an eine flache Erde. Wieso hatte man aber keine Angst von ihrem Rand zu fallen? Wusste man doch bereits um die Kugel?

In der Schule lernten wir, dass die Menschen des Mittelalters, glaubten, die Erde wäre flach. Doch bereits vor fast 2.500 Jahren entdeckten griechische Himmelsforscher, dass man nicht überall die gleichen Sterne sah und auch der Mond nicht immer gleich hell schien. Teilweise wurde dieser gar von einem Schatten verdeckt. Da dieser Schatten rund war, lag die Vermutung nahe, dass sich die Erde zwischen Mond und Sonne geschoben haben müsse und folglich ebenfalls rund ist. Und auch die Seefahrer wussten von keinem zu berichten, der über den Rand der Erde gefallen war.

Glaubte man im Mittelalter wirklich an eine flache Erde?

Angespornt durch das Schulbuch seiner Tochter und einem Bericht über Marco Polo, welcher offenbar keine Angst hatte, bei seinen Seefahrten über den Rand der Erde hinauszufahren, begann der Romanist Reinhard Krüger Ende der neunziger Jahre nachzuforschen. War man im Mittelalter tatsächlich so ignorant und glaubte an eine flache Erde?

Im Laufe seiner weitreichenden Forschungen, durch zahlreiche Schriftstücke und Textsammlungen stiess er auf genau drei Beschwörer der flachen Erde. Deren Theorien galten jedoch stets als abwegig und weder weltliche, noch kirchliche Gelehrte predigten in Spätantike und Mittelalter eine Erdscheibe. Einzig die Frage, ob es noch weitere Kontinente gab und wie sich das Leben auf der anderen, „verkehrten“ Seite der Erde wohl gestaltete, sorge für Kopfzerbrechen. Auch der Skandinavist Rudolf Simek konnte bereits vor einigen Jahren belegen, dass altnordische Schriften des 11. Jahrhunderts die kugelförmige Erde als selbstverständlich ansahen.

Antikes Wissen einer Erdkugel

Die beiden Forscher stiessen zudem auf die Tatsachen, dass bereits circa 200 Jahre vor Christus der Erdumfang auf zehn Prozent genau berechnet werden konnte. Eratosthenes gelang dies durch die unterschiedlichen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen und einen simplen Dreisatz. Und das Wissen um die Erdkugel galt bereits seit dem antiken Philosophen Parmenides (ca. 500 v. Chr.) als gesichert.

Obwohl die Kirche gerne wissenschaftsfeindlich dargestellt wird, zeigt die Forschung, dass auch der katholische Heilige und Kirchenvater Augustinus um das Jahr 400, unmissverständlich erklärte, die Erde sei eine Kugel und befände sich im Zentrum des Universums. Im 5. Jahrhundert wurde dieses Wissen durch Platon und Ptolemäus schriftlich hinterlegt und ins Lateinische übersetzt. Im folgenden Jahrhundert wurden diese Schriften in die Sprachen des Volkes übersetzt und galten allgemein als Richtig.

Wie die Erde zur Scheibe wurde

Erst der neuzeitliche Gelehrte Kopernikus, welcher erkannte, dass die Erde nicht das Zentrum des Alls darstellt, sondern die Sonne, verhalf den damals als abwegig geltenden Schriften der Geistlichen Laktantius und Indikopleustes zu Aufmerksamkeit. Obwohl lediglich diese beiden nachweislich während des Mittelalters eine flache Erde predigten, dienten sie als Sinnbilder des unwissenden Mittelalters. Der Buchdruck verhalf dieser These zu allgemeiner Bekanntheit, während die alten Schriften einer kugelförmigen Erde weitgehend ignoriert wurden. Auch die Zweifel Augustinus an der Existenz von Antipoden (Menschen auf der anderen Seite der Erde) wurden als Beweis für den Glauben an eine Erdscheibe gedeutet. Hinzu kamen zahlreiche Mythen angeblicher Meutereien auf dem Schiff von Kolumbus, durch die Befürchtung von der Erdscheibe zu fallen, sowie dem Märtyrer Feirgil von Aghaboc, welcher verbrannt worden sein soll wegen seines Glaubens an eine runde Erde. Dokumente verschiedenster Autoren belegen jedoch, dass dieser noch viele Jahrzehnte nach seiner „Hinrichtung“ lebte.

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