Die große Liebe: Wunsch und Wirklichkeit

Viele Hollywoodfilme handeln von der großen Liebe. Doch sollte man sie nicht mit romantischer Verliebtheit verwechseln. Kann man Liebe überhaupt lernen?

Die meisten Menschen, egal ob Mann oder Frau, wünschen sie sich: die große Liebe, die vertrauensvolle Geborgenheit, emotionale Stabilität und immerwährende erotische Anziehungskraft in sich vereint. Während in vielen Liebesfilmen à la Hollywood die große Liebe bei allen möglichen und bisweilen auch unmöglichen Gelegenheiten auf die Protagonisten wartet, ist sie im realen Leben weitaus seltener anzutreffen. Kein Wunder, dass sich so mancher fragt, woran das bloß liegen könnte.

Verliebtheit und Liebe sind zwei völlig unterschiedliche Dinge

Was im gängigen Sprachgebrauch oft als „Liebe“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit Verliebtheit und erotische Anziehung. Zweifellos sind das sehr starke Kräfte, wie jeder bestätigen wird, der schon einmal schwer verliebt war. Mit Liebe haben sie allerdings wenig zu tun. Beim Verliebtsein spielen uns die Hormone einen Streich. Sie gaukeln uns vor, im anderen den idealen Partner gefunden haben, der in seiner annähernden Makellosigkeit perfekt zu uns passt. Dieser wunderbare, letztlich aber oberflächliche Zustand der Verliebtheit ist auch als „rosarote Brille“ bekannt. Flauen die Hormone wieder ab, was in der Regel nach spätestens zwei oder drei Jahren der Fall ist, sehen wir den anderen, wie er wirklich ist: als Mensch mit Fehlern, Schwächen, Defiziten und oft nur schwer zu ertragenden Marotten, mit denen er einem das (Zusammen-)Leben schwer macht. Wer mit dieser ernüchternden Desillusionierung nicht klarkommt (und das ist bei vielen der Fall), wird sich nach der akuten Verliebtheitsphase häufig trennen und weiter nach dem „perfekten“ Partner suchen, mit dem sich das gleiche Spiel früher oder später wiederholt.

Liebe fängt lange nach der Verliebtheit an

Liebe ist ein völlig anderes Gefühl als oberflächliche Verliebtheit, so angenehm dieser Zustand auch sein mag. Sie basiert auf Vertrauen, Akzeptanz, Verlässlichkeit, Duldsamkeit, Verbundenheit, Ehrlichkeit und Authentizität. Wenn man seinen Partner so annehmen kann, wie er wirklich ist, also mit allen seinen Schwächen, Eigenheiten und Defiziten, liebt man ihn wirklich. Das ist dann der Fall, wenn man das auf Verliebtheit beruhende Idealbild abgelegt und sich mit dem echten Menschen auseinandergesetzt hat.

Eine kluge Person hat einmal gesagt, man liebt einen anderen nicht, WEIL er so ist, sondern OBWOHL er so ist. Darin liegt viel Wahres. Wir alle möchten so geliebt werden, wie wir sind. Bei unserem Partner fällt uns diese tolerierende Akzeptanz viel schwerer. Liebe fängt an, wenn man nicht mehr versucht, den anderen nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen umzumodeln, sondern ihn als den Menschen akzeptiert, der er nun einmal ist und für sein eigenes Seelenheil auch sein muss. Das bedeutet vielleicht, nach einigen Jahren auf das aufregende Kribbeln und die „Schmetterlinge im Bauch“ verzichten zu müssen. Doch wird dieser scheinbare Verlust durch andere, wichtigere Dinge wie innige Vertrautheit, Nähe und emotionale Stabilität ersetzt.

Lieben lernen ist nicht leicht

Auf das aufregende Kribbeln der Verliebtheit zu verzichten, fällt manchem nicht leicht. Strebt man jedoch eine langfristige Partnerschaft auf der Basis von emotionaler Geborgenheit und beiderseitiger bereichernder Nähe an, so sollte man lernen, den anderen als ganzen Menschen mit Fehlern zu akzeptieren. Erst dann hat die Liebe auch eine reale Chance!

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