Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen des Singledaseins

Über Singles existieren viele Vorurteile – doch welche Vor- und Nachteile hat das Leben als Single wirklich?

Es gibt wohl nur wenige Themen, die für viele Menschen so bedeutsam sind, wie Liebe, Partnerschaft und Sex. Was aber ist mit den Menschen, die sich in keiner festen Partnerschaft befinden? Über sie, die Singles, existieren viele Vorurteile. Man sagt ihnen nach, sie seien egoistisch, wenig solidarisch und verantwortungsbewusst und obendrein kontaktunfähig. Wahlweise werden das Bild der sexuell Überaktiven und das der unfreiwilligen Enthaltsamkeit heraufbeschworen.

Individuelle Vor- und Nachteile des Singledaseins

Wie jede andere Lebensform auch, so geht auch das Singledasein mit bestimmten Vor- und Nachteilen einher. Zu den Vorteilen für den Einzelnen gehört sicher ein größeres Maß an Freiheit, Unabhängigkeit und Flexibilität. Dies gilt auch für den beruflichen Bereich. Ohne Rücksicht auf einen Partner nehmen zu müssen, können Singles schnell auf sich ändernde Erfordernisse des Arbeitsmarktes reagieren und sind zeitlich und geografisch häufig flexibler als gebundene Kollegen. Auch privat können sie zielgerichtet ihren eigenen Interessen nachgehen. Hinzu kommt die Möglichkeit, unterschiedliche Sexualpartner haben zu können. Das Singledasein geht häufig auch mit einer größeren Selbstständigkeit einher, weil Singles sich zwangsläufig um fast alle alltäglichen Dinge selber kümmern müssen. Für Frauen kann die Lebensform Single außerdem eine Form der Emanzipation darstellen. Dies gilt besonders für Kulturen, in denen Frauen in einer Beziehung weniger Rechte haben als Männer. Allerdings ist das Leben als Single nicht immer eine gesellschaftlich akzeptierte Alternative.

Für viele Menschen sind jedoch die Nachteile des Singledaseins ausschlaggebend, sodass sie sich doch für eine Partnerschaft entscheiden. Auch wenn viele Singles über große Freundeskreise verfügen, kann Einsamkeit zum Problem werden. Ein Partner fehlt nicht nur für alltägliche Unternehmungen, sondern auch beim Umgang mit Sorgen. Falls das Singledasein länger andauert, dann kann dieser Status nicht nur zu Minderwertigkeitskomplexen, sondern auch zu ungewollter Kinderlosigkeit führen. Wenn Singles bereits Kinder haben, dann müssen sie diese entweder alleine erziehen oder damit zurechtkommen, dass sie beim anderen Elternteil leben. Singles sind außerdem oft von finanziellen Nachteilen betroffen, weil sie höhere Lebenshaltungskosten haben und mehr Steuern zahlen müssen. Dafür können Sie sich aber verstärkt dem beruflichen Fortkommen widmen.

Problematisch wird es auch im Alter. Es ist immer noch üblich, dass pflegebedürftige Menschen zu Hause von ihrem Partner gepflegt werden – ein Partner, der Singles fehlt. Sie sind dann verstärkt auf externe Dienstleistungen angewiesen. Und nicht zuletzt geht mit dem Singledasein auch eine Nichterfüllung von Normalitätserwartungen einher. Auch wenn in unserer Gesellschaft eine Pluralisierung von Lebensformen zu beobachten ist, so „gehört es immer noch dazu“, früher oder später einen Partner zu haben, auch wenn aus dieser Verbindung nicht mehr unbedingt Kinder hervorgehen müssen.

Vor- und Nachteile des Singledaseins für die Gesellschaft

Das Singledasein hat aber nicht nur Folgen für den Einzelnen, sondern auch für die Gesellschaft. Diese profitiert von den Singles, weil sie ihren Lebenswandel schnell an aktuelle Erfordernisse anpassen können. So können Singles z.B. sehr flexibel die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes erfüllen: Heute noch eine Stelle in München, morgen in Kiel – für eine Person in einer festen Partnerschaft ist das oft nicht möglich, für einen Single hingegen ein durchaus realistisches Szenario. Außerdem zahlen Singles überdurchschnittlich viele Steuern – allerdings nicht mehr als andere Unverheiratete. Da Partnerschaft und Heirat heute immer weniger ineinandergreifen, hat dieses Argument an Gewicht verloren.

Allerdings haben Singles einen besonders ausgeprägten Bedarf an kleinen Wohnungen, denen der Wohnungsmarkt noch Rechnung tragen muss. Wenn ein Single durch Krankheit oder Alter zum Pflegefall wird, fällt die Aufgabe, ihn zu pflegen, häufig auf die Gesellschaft zurück. Zudem haben Singles weniger Kinder und gefährden somit den Generationenvertrag – ob allerdings eine hohe Kinderzahl angesichts der insgesamt steigenden Weltbevölkerung überhaupt wünschenswert ist, ist ein anderes Thema.

Das Singledasein: Weder Segen noch Fluch

Insgesamt betrachtet, lässt sich das Singledasein also nicht verteufeln oder in den Himmel heben. In einer ausdifferenzierten Gesellschaft wie der unseren sind unterschiedliche Lebensverläufe durchaus von Vorteil, um den Anforderungen der modernen Welt gerecht zu werden. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass das Singledasein für viele nur eine kurze Phase im Leben darstellt, die bald durch eine Partnerschaft beendet wird.

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