Druiden – antike Priester und Anführer?

Von Cäsar bis Tolkien: Fragen zur keltischen Religion und Mythologie.

Weise alte Männer in langen weißen Gewändern mit einer goldenen Sichel am Gürtel: Unser Bild von Druiden ist geprägt von Figuren wie Miraculix, Gandalf oder Dumbledore.

Die Zauberer aus den „Asterix“-Geschichten Goscinnys und Uderzos, Tolkiens „Herr der Ringe“ oder aus Rowlings „Harry Potter“ vermitteln uns eine Vorstellung der antiken Priester und Naturheiler und scheinen in den bei Events wie der Sommersonnenwende in Stonehenge zahlreich auftretenden neo-heidnischen Priestern ihre Bestätigung zu finden. Doch eigentlich wissen wir über diese keltischen Männer, und nur um solche handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach, nur eines sicher, dass wir nichts mit Sicherheit wissen.

Bedeutung der Bezeichnung Druide

Ihre Bezeichnung lässt sich aus dem keltischen Wort uid („weise“, „klug“) und dem Wortbestandteil dru (Eiche), also „der Eichenweise“ herleiten, ein Hinweis zum einen auf ihren bevorzugten Aufenthaltsort, oder als „der sehr Weise“, da auch die Eiche selbst als Symbol der Weisheit, aber auch von Stärke und Macht galt.

Cicero, Cäsar und Poseidonius: drei antike Quellen

Nur drei antike Schriftsteller, die von Druiden berichten, könnten sie auch tatsächlich getroffen haben: Der erste ist Poseidonius, ein in Syrien geborener Grieche, der um das Jahr 100 v. Chr. eine Zeit lang in der alten griechischen Kolonie Massalia lebte, dem heutigen Marseille. Sein Aufenthaltsort in unmittelbarer Nachbarschaft ermöglichte ihm ein genaues Studium der gallischen Bevölkerung und ihrer geistigen und religiösen Anführer. Leider ist von seinen Aufzeichnungen nichts im Original erhalten geblieben. Aber fast alle anderen antiken Autoren, wie auch der Schriftsteller Plinius der Ältere, der von ihm die Geschichte mit den Misteln und der goldenen Sichel übernahm, haben von ihm mehr oder weniger genau abgeschrieben.

Auch Julius Cäsar, der zweite Zeitzeuge, schrieb einiges über das Leben der Gallier in seinen Aufzeichnungen über seinen gallischen Feldzug bei Poseidonius ab, anderes fügte er durch eigene Beobachtungen, aber auch durchaus im Gebrauch dichterischer Freiheit, zum Teil aus politischen Gründen, hinzu. Seine Interpretationen der Druiden als geistige und religiöse Anführer der Gallier, dem römischen Amt des Pontifex Maximus vergleichbar, sind daher ebenso mit Vorsicht zu genießen, wie seine heute nachweisbar falschen Darstellungen über die Germanen.

Cicero gilt als der dritte historische Druiden-Kenner, der in einem seiner Briefe erwähnt, einen Gallierfürsten namens Diviacus, der zudem auch Druide gewesen sein soll, sogar persönlich gekannt zu haben. Da Cicero seine Schriften jedoch auch in seiner Funktion als Anwalt verfasste, können augenfällige Widersprüche in seiner zumeist einer bestimmten Sache dienenden Darstellung der gallischen Kultur nicht überraschen, lassen aber an seiner Glaubwürdigkeit als Historiker im heutigen Sinne zweifeln.

Neue Bücher über Druiden

Das Interesse an den wahren Hintergründen der gallischen Pristerkaste ist jedoch weiterhin so groß, dass immer wieder neue Bücher mit dem Versprechen erscheinen, Licht ins Dunkel dieser von mythologischen Erzählungen durchtränkten Kultur zu bringen.

Die neusten Bücher zu diesem Thema stammen zum einen von dem deutschen Keltenforscher Bernhard Maier: „Die Druiden“ (C. H. Beck, München), das zweite von dem französischen Archäologen Jean-Louis Brunaux: „Druiden. Die Weisheit der Kelten“ (Klett-Cotta, Stuttgart).

Beide Autoren ringen mit Hilfe der dürftigen Quellen um einen historische Wahrheit, widmen sich in ihren Ausführungen der keltischen Götterwelt, dem gallischen Kastenwesen und seiner Bedeutung zur Zeit der römischen Invasion. Auch das immer wieder aktuelle Themengebiet möglicher keltischer Kultstätten wie das britische Stonehenge oder das französische Carnac dürfen da natürlich nicht fehlen.

Erste archäologische Funde und Kritik

Doch trotz neuer Erkenntnisse, wie sie unter anderem das im antiken Colchester gefundene Grab eines keltischen Heilers oder Druiden bietet, werden wohl weiterhin genug Fragen unbeantwortet und die Faszination bleiben.

J. R. R. Tolkien, Kenner der keltischen Mythologie und Autor der „Herr der Ringe“-Romane, kritisiert jedoch die moderne Keltophilie: „Für viele Menschen gleichen die Kelten einem Sack, in den man nach Belieben Inhalte hinein füllen oder herausholen kann. In der sagenumwobenen keltischen Dämmerung ist alles möglich, doch handelt es sich weniger um eine Götterdämmerung als um eine Verdunkelung der Vernunft.“

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