Duftstoffallergie – Wenn Gerüche krank machen

Fast in Allem sind sie enthalten – und sogar in Kaufhäusern gibt es oft kein Entkommen – eine Qual für Betroffene

Manche Zahnärzte beduften ihre Praxen mit Orangen- oder Vanilleduftöl, zur Entspannung nervöser Patienten. Kaufhäuser verbreiten über die Klimaanlage Wohlgerüche, um die Kunden zum längeren Verweilen zu animieren. Raumsprays, Aromaöle, Waschmittel, Kosmetika, sogar Lebensmittel – es gibt kein Entkommen.

Für die allermeisten Menschen ist dies kein Problem, jedoch steigt die Zahl derer, die buchstäblich allergisch auf bestimmte Düfte reagieren. Nach der Kontaktallergie gegen Nickel sind Duftstoffallergien beziehungsweise Duftstoffunverträglichkeit der zweithäufigste Auslöser von Kontaktallergien bei etwa einer Million Menschen in Deutschland. Warum Allergien zunehmen, ist nicht genau erwiesen. Vermutet wird jedoch, dass die Allergieneigung vererbbar ist. Dass mittlerweile jeder dritte Deutsche von einer Allergie betroffen ist, scheint paradoxerweise an den zu hygienischen Lebensumständen in Industrienationen zu liegen.

So gewinnt der Spruch „Dreck reinigt den Magen“ – wenn „Klein-Emma“ sich auf dem Spielplatz eine Handvoll Sand in den Mund stopft – an Bedeutung (wenn er auch nicht allzu wörtlich genommen werden sollte).

Die Macht der Düfte

Düfte umgehen den Verstand und wirken direkt ins limbische System. Sie sprechen ebenso den Hypothalamus an, den Gehirnbereich, der für Instinkte, Triebe und Emotionen zuständig ist. Düfte lösen Erinnerungen und Gefühle aus. Das hat mittlerweile auch die Industrie entdeckt. Bewusstseinsbeeinflussung durch spezielle Duftnoten wird als Geschäftsmöglichkeit benutzt. Studien belegen, dass ein gezielter Einsatz von bestimmten Duftstoffen das Kaufverhalten tatsächlich beeinflusst. Die meisten Menschen benutzen Düfte freiwillig und gezielt, etwa beim Kauf von Parfums.

Wenn Düfte krank machen

Leider erzeugen Duftstoffe nicht bei allen Menschen Wohlbefinden. Bei der Herstellung von Kosmetika werden mehr als 6.000 unterschiedliche Stoffe eingesetzt, hinzu kommen etwa 2.500 Duftstoffe. Nur ein Teil davon wurde bisher auf seine gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet. Viele dieser Substanzen sind potentielle Allergieauslöser. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) berichtet sogar von 20.000 Substanzen, von denen „nach vorsichtigen Schätzungen“ eine allergieauslösende Wirkung bekannt ist. Allerdings zählen hierzu auch bestimmte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln.

Allergische Reaktionen können unterschiedlich sein: Bei den einen äußern sie sich durch tränende, gerötete Augen, andere bekommen einen Hautausschlag, wieder andere leiden unter Atemnot. Wenn Symptome auftreten, sollte durch einen Dermatologen ein Allergietest gemacht werden. Leider ist die Ursachenfindung aufgrund der vielen Duftstoffe auch schwierig auszumachen. Nur die 26 häufigsten Allergene müssen auf Kosmetika in der EU überhaupt deklariert werden. Besonders empfindlich auf Duftstoffe reagieren Menschen, die bereits unter umweltbezogenen Gesundheitsstörungen, so zum Beispiel unter MCS (Multiple Chemische Sensibilität) leiden.

Strategien

Möglichkeiten, das Problem einzugrenzen, wären zum Beispiel: Nur Substanzen zu verwenden, die für Mensch und Tier unbedenklich sind, die Industrie anzuhalten, alle Inhaltsstoffe zu deklarieren und auf die Beduftung der Räume (privat und in der Öffentlichkeit) zu verzichten.

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