EHEC-Darmkeim: aggressiver Bakterienstamm ist die Ursache

Am 2. Juni 2011 gab die Weltgesundheitsorganisation bekannt, dass ein mutierter Stamm von E. coli-Bakterien für die EHEC-Erkrankungen verantwortlich ist.

Der gefährliche EHEC-Darmkeim hat in Deutschland bisher siebzehn Todesopfer gefordert – mit weiter steigender Tendenz. Nachdem man ursprünglich spanische Gurken als Infektionsträger ausgemacht hatte, die sich jedoch als harmlos erwiesen, wird nun von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein neuer Stamm von E. coli-Bakterien für die inzwischen tausendfachen Erkrankungen verantwortlich gemacht. Die WHO erklärte am 2. Juni 2011, dass vorläufige genetische Untersuchungen ergeben hätten, dass der Stamm aus einer mutierten Form von zwei E.-coli-Bakterien bestehe. Welche weiteren Erkenntnisse die WHO gewonnen hat, lesen Sie im folgenden Artikel.

Wissenschaftler: Der mutierte Stamm ist besonders aggressiv

Bereits in der vorigen Woche war es Forschern des Universitätsklinikums Münster gelungen, den Erregertypus zu klassifizieren. Es handelt sich um einen Vertreter des Typs HUSEC 41 des Sequenztyps ST678. Dieser ist keineswegs unbekannt. Wie die Wissenschaftler in Münster erklärten, handele es sich dabei um einen von 42 EHEC-Typen, die seit dem Jahr 1996 bei Patienten in Deutschland aufgetreten seien. Dieser sei bisher nicht weiter auffällig gewesen. Hilde Kruse, WHO-Expertin für Lebensmittelsicherheit, wies auf die besonderen Merkmale dieses neuen Stamms hin. Dieser sei bei Patienten noch nie isoliert worden. Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler produziert er mehr Giftstoffe als die zahlreichen anderen Stämme, die beim Menschen natürlicherweise vorkämen. Es handelt sich also um eine Mutation. Diese sei, so Kruse, bei Bakterien durchaus nicht ungewöhnlich.

Holger Rohde, Bakteriologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, machte weitere Ausführungen zu den genetischen Erkenntnissen über den Stamm, der vom Hamburger Universitätsklinikum und chinesischen Kollegen genau analysiert worden war. Er betonte, dass es sich um eine bisher nicht bekannte Variante des Erregers handelt. Anhand von Stuhlproben erkrankter Patienten habe er zusammen mit seinem Team klären können, was den neuen Stamm so gefährlich mache und warum er ungewöhnlich aggressiv sei. Rohde erhofft sich von den gewonnenen Erkenntnissen eine kurzfristige Optimierung der Diagnostik, betonte jedoch gleichzeitig, dass die Arbeiten noch nicht abgeschlossen seien. Es gehe primär darum, zu klären, warum der neue Stamm ein derart schweres Krankheitsbild verursachen könne. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler würden dazu beitragen, in Zukunft neue Strategien für die Therapie von EHEC-Erkrankten zu entwickeln.

Russland verbietet die Einfuhr von Gemüse aus der EU

Inzwischen gibt es in Deutschland mehr als zweitausend Menschen, die an dem gefährlichen EHEC-Darmkeim erkrankt sind. Siebzehn Menschen sind bereits daran gestorben, und es ist damit zu rechnen, dass noch weitere Todesfälle zu beklagen sind. Dramatisch ist die Situation vor allem in Norddeutschland. Aber auch aus Bayern und anderen südlichen Bundesländern werden inzwischen Krankheitsfälle gemeldet. Die Politiker bezeichneten die Situation als besorgniserregend, während die Bundesärztekammer vor Panik warnte.

Unterdessen hob die EU-Kommission die europaweite Warnung vor spanischen Gurken, die man bis vor kurzem als EHEC-Übertragungsquelle vermutet hatte, wieder auf. Russland hat die Einfuhr von Gemüse aus der gesamten EU verboten. In Deutschland summieren sich inzwischen auch die ökonomischen Schäden durch die zunehmende Zahl an EHEC-Erkrankungen. Gemüse wie Gurken und Tomaten sind seit Wochen weitgehend unverkäuflich, da die Verbraucher aus Angst vor dem gefährlichen Erreger auf Rohkost und Salat verzichten.

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