Eingewöhnung autistischer Kinder in Kinderkrippe und Kindergarten

Die Eingewöhnung autistischer Kinder in den Kindergarten erfordert Rücksicht auf Essgewohnheiten, Rückzugsmöglichkeiten und Rituale.

Autistische Kinder sind im regulären Bildungssystem deutlich benachteiligt. Schon im Kinderkrippen- und Kindergartenalter geben ihre Verhaltensauffälligkeiten und Wahrnehmungsschwierigkeiten den Erziehern und Eltern die schwierige Aufgabe, diesen Kindern sozialen Umgang überhaupt zu ermöglichen. Manche Kinder benötigen Monate, ehe die ausschließliche Bindung an die Mutter oder Pflegeperson durch regelmäßige Besuche der Einrichtung so weit gelockert ist, dass Körperkontakt zu Erziehern zugelassen wird und die neue Umgebung ohne gewohnte Personen ertragen werden kann.

Heilpädagogische Betreuung

Pflegehandlungen, wie das Windeln oder Füttern, vorgenommen von familienfremden Personen, können wieder lange Gewöhnungszeiten in Anspruch nehmen. So kann eine stundenweise Betreuung zwischen den Mahlzeiten der Einrichtung eine Möglichkeit für den Aufbau neuer Gewohnheiten in kleinen Schritten sein. Geduld und Regelmäßigkeit helfen dem Kind Vertrauen aufzubauen, darauf, dass Mutti immer wiederkommt, dass nichts Schlimmes passiert in der neuen Umgebung und dass es Kontakte zulassen kann. Meist wird vom behandelnden Kinderarzt durch Überweisung an ein Sozial-Pädiatrisches Zentrum und nach dortiger professioneller Beobachtung, Entwicklungstests und Diagnostizierung durch Fachärzte eine heilpädagogische Betreuung in entsprechenden Kindereinrichtungen, manchmal sogar mit integrativer Erziehung, empfohlen.

Essgewohnheiten autistischer Kinder in der Einrichtung berücksichtigen

Zu den autistischen Symptomen zählen oft auch extreme Auffälligkeiten in der Nahrungsaufnahme. Wenn man bedenkt, dass gustatorische und taktile Wahrnehmung meist gestört sind, mit Überempfindlichkeiten bei Gewürzen und Nahrungskonsistenz zu rechnen ist, erklärt sich das Bedürfnis autistischer Kinder, auf gewohnte Nahrung zu bestehen und nur eine geringe Auswahl an Nahrungsmitteln gut aufzunehmen. Hinzu kommt dabei noch der extreme Zwang, an Gewohntem festzuhalten und Änderungen mit allen Mitteln zu widerstehen. Eine Lösung wäre dabei, für gewisse Zeit die gewohnten Speisen mitzubringen, um dem Kind nicht zu viele Veränderungen auf einmal zuzumuten. Der Wechsel der Umgebung, die neuen Pflegepersonen und der Umgang mit anderen Kindern sind sehr hohe Anforderungen für das autistische Kind und diese sollten in kleinen Etappen erträglicher gestaltet, gewohnte Rituale beibehalten und neue Rituale erlernt werden.

Reizüberflutung vermeiden

Schwierig ist es auch, in sonderpädagogischen Einrichtungen Reizüberflutungen bei autistischen Kindern zu verhindern. Die übersensible Wahrnehmung von Geräuschen, optischen Eindrücken und Gerüchen überfordert die Kinder ständig. Fehlende Sprachentwicklung und mangelndes Mitteilungsbedürfnis führen dann zu Verweigerungshaltung, Stereotypien und dem Rückzug in sich selbst oder zu Wutausbrüchen und Aggressionen wie Selbstverletzung oder Zerstörungsdrang. Bunte, farbenfrohe Dekorationen und lebhafte Muster in Teppichen oder an Wänden können dafür schon Auslöser sein. Empfohlen für Autisten wird eine reizarme Umgebung, auch wenn das für herkömmliche Kinderzimmer, Kinderkrippen- oder Kindergartenräume ein ungewöhnliches Bild ist. Der meist geringe Schlafbedarf wird durch reizüberlastete Umgebung zu noch weniger Ruhezeit führen.

Rückzugsmöglichkeit

In integrativen Einrichtungen ist es ganz besonders wichtig, autistischen Kindern Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Das kann im Garten ein ruhiger Platz hinter Büschen sein oder im Zimmer eine bestimmte Kuschelecke, die dem autistischen Kind eine stille, entspannte Atmosphäre zum Fürsichsein bietet. Autistische Kinder ziehen sich häufig vom sozialen Spiel zurück, bei stark ausgeprägtem Autismus ist es schon ein großer Fortschritt, wenn sie überhaupt das Spiel anderer Kinder neben sich aushalten können. Um ihnen eine bestmögliche Entwicklung zu gewähren, können Erzieher und Eltern außer der Berücksichtigung ihrer Einschränkungen eine gezielte Förderung über individuelle Fähigkeiten, Vorlieben und Interessen in Angriff nehmen, am Besten in enger Zusammenarbeit und regelmäßiger Absprache.

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