Energie aus dem Meer

Für deren Gewinnung werden neuartige Spezialfahrzeuge benötigt. Nicht nur Öl und Gas werden aus dem Meer gewonnen, sondern Strom, Methan und Erze. Auf mittlere Sicht soll bis in 5.000 Meter Tiefe gebohrt werden.

„Die weltweit wichtigsten Lebens- und Wirtschaftsräume“ nennt der Verband Schiffbau und Meerestechnik die Küstenregionen. In Europa mit über 70.000 Kilometer Küstenlänge lebt knapp die Hälfte der Bewohner in der Nähe des Meeres. Hier werden vierzig Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. „Immer fortschrittlichere Technologien ermöglichen, die Meeresgebiete und Küstenzonen intensiver zu erforschen und Rohstoffvorkommen sowie Energiepotenziale durch Wind- und Wasserkraft besser nutzen zu können“, sagt der Verband in seinem Jahresbericht.

Hierzu zählen neben en schwimmenden Plattformen oder Unterwasser-Installationen für die Öl- und Gasgewinnung auch zunehmend Projekte zur Energieerzeugung in Offshore-Windparks. Die Europäische Union ist weltweit führend bei der Förderung regenerativer Energiegewinnung aus dem Meer durch Wind-, Wellen-, Strömungs- und Gezeitenkraftwerke, die einen Beitrag zur nachhaltigen Stromversorgung liefern sollen.

Verglichen mit anderen Ländern verfügt Deutschland nur über eine verhältnismäßig kleine Küstenzone. Dennoch hat sich am Standort Deutschland eine starke Kompetenz wissenschaftlicher und industrieller Fähigkeiten im Bereich der Meerestechnik entwickelt.

Offshore-Industrie wächst

Der hohe Ölpreis hat es mit sich gebracht, dass die Offshore-Industrie weltweit wächst. Der Bedarf an Bohr- und Förderplattformen ist ebenso gestiegen wie der an Ankerziehschleppern und Versorgern für die Anlagen auf See. Weltweit sind Exploration und Ausbeutung von Öl aus dem Meer im Vorjahr um 18 Prozent gestiegen. Das deutsche Ölfeld „Mittelplate“ konnte seine Ausbeute durch technische Neuerungen auf über zwei Millionen Tonnen pro Jahr steigern.

Die Verlagerung insbesondere der Erdgasgewinnung in immer tiefere Meereszonen stellt Anforderungen an die Entwicklung von Halbtaucherbohrinseln und Bohrschiffe. Neue Verladesinrichtungen auf See sollen gewährleisten, dass das Gas als Nebenprodukt der Ölförderung verladen werden kann.

Methanlagerstätten

Zunehmende Bedeutung gewinnt die Erforschung von Methanlagerstätten in der Tiefsee. Das Gas bildet unter hohen Drücken und tiefen Temperaturen ein eisähnliches Hydrat, das sich an den Sedimenten der Kontinentalränder anreichert. Es wird geschätzt, dass weltweit bis zu 10.000 Gigatonnen Kohlenstoff in Methanhydrat gespeichert sind.

Methan gilt als sehr sauberer Brennstoff. Der Abbau des Hydrats ist mit sehr großen technischen Schwierigkeiten verbunden. Ehrgeiziges Ziel ist es dabei, Methan zu gewinnen und an seiner Stelle Kohlendioxid in die tiefen marinen Sedimente einzuspeisen, um es als Treibhausgas aus der Atmosphäre zu entfernen. In Deutschland arbeiten verschiedene Verbundprojekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft an den damit verbundenen Problemen.

Strom aus erneuerbaren Energien

Das Bundesumweltministerium möchte das enorme Potenzial der Windenergieerzeugung auf dem Meer nutzen. Bis 2010 sollen 12,5 Prozent, bis 2020 20 Prozent des deutschen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Dazu sind Forschungsplattformen vor Borkum und Rügen in Betrieb. Eine dritte vor Sylt ist im Bau und soll noch dieses Jahr die Arbeit aufnehmen.

In der „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ Deutschlands sind bislang zwanzig Windparks – davon drei in der Ostsee – genehmigt. Weitere 47 – davon sieben in der Ostsee – sind in Planung. Mit dem Bau des ersten Windparks in Tiefen bis zu dreißig Metern soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Anlage soll 60 Megawatt an 50.000 Haushalte liefern. Im nächsten Jahr soll ein Windpark nördlich von Darß seine Arbeit in Tiefen bis zu 19 Metern die Arbeit aufnehmen. Der soll 52,5 Megawatt liefern.

Für diese Anlagen haben die Werften neue Konzepte und Technologien entwickelt. Für die Versorgung erdachten deren Ingenieure neuartige Schiffstypen. Für den Windpark vor Borkum ist ein Tender im Bau, der auch noch bei Wellenhöhe von 2,5 Metern sicher anlegen kann.

Für die Zukunft erwartet der Verband Schiffbau und Meerestechnik, dass der Meeresbergbau an Bedeutung zunimmt. Bei steigenden Erzpreisen lohnt es sich, die im Meer vorhandenen Manganknollen mit ihrem Gehalt an Kobalt und Nickel zu schürfen. Das Wie bereitet allerdings noch Probleme. In weiterer Zukunft werden Produkte aus Algen zunehmend wichtig werden. Damit soll sich das in der Entwicklung befindliche „Fraunhofer-Institut für marine Biotechnologie“ in Lübeck befassen.

Die EU hat die Entwicklung eines eisgängigen Forschungsbohrschiffes für den Atlantischen Ozean ausgeschrieben. Über vierzig Jahre hinweg soll mit diesem Schiff mit Hilfe der Tiefsee-Bohrtechnik multinationale Umwelt- und Klimaforschung vereint werden. Benötigt wird ein völlig neues Antriebs- und Designkonzept. Das Schiff muss Bohrungen in Wassertiefen bis zu fünf Kilometer plus ein Kilometer Bohrtiefe im Meeresboden ermöglichen. Im letzten Dezember wurde ein deutsches Ingenieurbüro beauftragt, die „Aurora Borealis“ zu planen und zu entwerfen. Dazu werden dann auch Tauchroboter benötigt werden, die in Tiefen bis zu 6.000 Metern arbeiten können.

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