Epilepsie und Schwangerschaft – Das Missbildungsrisiko ist gering

Rund 96 Prozent aller Babies von Frauen mit Epilepsie, die unter Antiepileptika-Therapie stehen, kommen gesund zur Welt.

Rund 0,8 Prozent aller Schwangerschaften betreffen Frauen, die an Epilepsie leiden. Dabei ist die Fertilitätsrate bei Frauen mit Epilepsie um bis zu fünfzig Prozent niedriger als in der Gesamtbevölkerung. Dies hat biologische, medikamentöse und psychosoziale Gründe. Nicht zuletzt die Angst vor Malformationen (Missbildungen) aufgrund der Teratogenität (giftig für den Fötus) der Antiepileptika (AEP) lässt viele Frauen vor einer Schwangerschaft zurückschrecken. „Mit optimaler Überwachung, einer guten Medikamenteneinstellung und dem richtigen AEP sinkt das Risiko einer Fehlbildung auf unter fünf Prozent“, sagt Dr. James Morrow, klinischer Leiter der Abteilung für Neurowissenschaften am Royal Victoria Hospital in Belfast, Irland.

AEP ist nicht gleich AEP

Obwohl das Malformations-Risiko, unter AEP-Therapie während der Schwangerschaft insgesamt gering ist, konnten in verschiedenen Studien doch Unterschiede zwischen den einzelnen Medikamenten gefunden werden. So liegt das Fehlbildungsrisiko nach den Ergebnissen des UK Epilepsy and Pregnancy Registers unter Valproat bei 2,2 Prozent, während es unter Lamotrigin bei 0,8 Prozent der Babies zu Fehlbildungen kam. Das britische Register zu Epilepsie und Schwangerschaft, das 1992 ins Leben gerufen wurde, untersuchte bis dato rund 2.637 Schwangerschaften, um das relative Risiko von schweren Fehlbildungen, wie etwa Neuralrohrverschlussdefekten, Herzfehlern und Spaltenbildungen unter AEP-Therapie abschätzen zu können. Es ist Teil des internationalen Registers zu Epilepsie und Schwangerschaft, EURAP, das 1999 von der Internationalen Liga gegen Epilepsie ins Leben gerufen wurde und bisher 4.000 Schwangerschaften beobachtete. Auch Österreich ist seit 2001 mit 18 Zentren daran beteiligt.

Langzeitauswirkungen unterschätzt?

Wenn auch das Risiko einer Fehlbildung der Kinder von Müttern mit Epilepsie verhältnismäßig gering ist, so ist das Wissen um die Langzeitauswirkungen von AEP auf diese Kinder noch nicht sehr ausgeprägt. Die NEAD-Studie (Neurodevelopmental Effects of Anti-epileptic Drugs-Study), die in 28 Zentren in Großbritannien und den USA durchgeführt wurde, vergleicht die Auswirkungen verschiedener AEP auf die Entwicklung von Wahrnehmung und Verhalten von Kindern epilepsiekranker Frauen.

Die Daten zeigen dabei ein Risiko für Entwicklungsstörungen von 25 Prozent für Valproat, 14 Prozent für Carbamazepin, vier Prozent für Phenytoin und zwei Prozent für Lamotrigin. „Diese vorläufigen Daten zeigen uns, wie wichtig die richtige Auswahl des Antiepileptikums für Frauen in der reproduktiven Phase ihres Lebens ist, um sowohl Malformationen als auch Entwicklungsstörungen bei Kindern zu verhindern“, erklärt Dr. Gus Baker, Vorstand der Universitätsklinik für Neuropsychologie an der Universität von Liverpool.

Geringes Risiko bei guter Planung

Für eine geplante Schwangerschaft plädierten alle befragten ExpertInnen. Eine solche ermöglicht eine optimale medikamentöse Einstellung und Überwachung des Schwangerschaftsverlaufes. „Eine Monotherapie mit AEP ist der Kombinationstherapie auf alle Fälle vorzuziehen, weil mit jedem zusätzlichen Medikament das Fehlbildungsrisiko ansteigt“, sagt auch James Morrow. Lamotrigin weist, mehreren Studien zufolge, ein geringeres Malformationsrisiko auf, als andere AEP. Insgesamt kommen rund 95 Prozent aller Babies von Müttern, die an Epilepsie leiden, gesund zur Welt.

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